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Papst Cornelius

Gallus folgte auf Decius,
Den Kaiser. Der gute Cornelius
War damals Papst; er nahm im Verlauf
Die reuigen Christen wieder auf,
Die vorher abgefallen waren.
Dies allzu freundliche Gebaren
Mißfiel doch manchen. Sie klagten ihn an
Ob zu großer Milde. Novatian
Ward zum Gegenpapst erkoren.
Doch seine Mühe war verloren.
Die Milde siegte doch zum Schluß.

Drauf wurde Papst Cornelius,
Als Gallus mit Gewalt und List
Kämpfte wider Jesus Christ,
Gefangen und darauf verbannt
In ein fernes Inselland,
Daß er sein Predigen ließe sein.

In dieser Zeit voll Not und Pein
Lebte Bischof Cyprian
Zu Karthago, ein heiliger Mann;
Der schrieb dem Papst einen tröstlichen Brief.

Nach einiger Zeit aber ergriff
Den Kaiser Reue, daß er nicht
Den Papst erschlug, dieweil das Licht
Des Glaubens sich nicht dämpfen ließ.
Er ließ ihn wieder holen und hieß
Ihn die Götter anbeten;
Wenn nicht, befahl er, ihn zu töten.

Cornelius that, was sich gebührte.
Als man ihn nun zum Richtplatz führte,
Da kam ein Ritter hergelaufen
Und bat gar sehr den Schergenhaufen,
Sie möchten zu seinem kranken Weib
Den Heiligen bringen, ob ihr Leib
Durch ihn nicht Heilung möchte finden.
Die Schar war leicht zu überwinden
Durch des Ritters Anseh'n. Sie
Kamen zu der Kranken hie,
Und durch die Hilfe Gottes und
Des Papstes Gebet ward sie gesund.

Dieses Wunder bekehrte im Nu
Den Ritter und die Frau, dazu
Noch einundzwanzig andere Ritter.
Den Kaiser deuchte dieses bitter;
Er ließ sie alle erschlagen.

Cornelius starb, ohne zu klagen.
Als man ihm sein Urteil las,
Da sprach er: » Deo gratias!«
Und als er vor dem Henker stand,
Bat er die Freunde: »Bringt zuhand
Fünfzehn Goldstücke für diesen herbei,
Der mir die Seele machet frei
Von meinem Leib, und mir das Thor
Oeffnet zum Himmel empor!«

Von einem, der da klagend stand,
Nahm er ein weißes Tuch und band
Sich selbst die Augen. Dann bot er sein Haupt
Dem Schwert. Ihm ward, wie er geglaubt.

Papst Cornelius, 14. Sept. 253. Passional II. S. 478. Kaiser Gallus, 251-253.


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