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Marcus, der gute Mann,
War
Petro also zugethan;
Durch ihn ward ihm die Taufe gegeben,
Durch ihn besserte er sein Leben.
Ihm zuliebe kam er auch
Mit ihm nach Rom: den Christenbrauch
Half er ihm allda lehren
Und Christi Schar vermehren.
Man bat ihn darum, Gott zulieb,
Daß er das Evangelium schrieb,
Wie es von Petrus ward verkündet
Und durch sein Zeugnis wohl begründet.
Marcus sich dessen unterwand
Und schrieb mit seiner eignen Hand
Das Evangelium von Gotte,
Wie ihm Petrus der Zwölfbote
Es hatte gesagt gar wohl bedacht.
Da die heilige Arbeit war vollbracht,
Trug er das Buch vor Petrus hin,
Daß er berichtige dessen Sinn.
Als der es so vollendet sah,
Zu den Seligen sprach er da,
Sie möchten sich halten wohl daran,
Weil es fern sei von falschem Wahn.
Marcus solche Demut trug,
Daß er den Daumen sich abschlug,
Damit er zum Priester untauglich wäre;
Unwürdig hielt er sich der Ehre.
Doch das verwies ihm Petrus bald;
Er heilte ihn durch seine Gewalt
Und schickte ihn als Bischof da
Nach Aquileia in Istria.
Dort heilte er sogleich Attulf,
Den kranken Sohn des reichen Ulf,
Vom Aussatz vor dem Thor der Stadt.
Auf dieses große Wunder trat
Gar viel des Volks zum Christentum.
Als nun Sankt Marcus wiederum
Nach Rom hinlenkte seinen Schritt,
Nahm er von dort den
Hermagoras mit,
Daß ihn Sankt Peter zum Bischof weihe.
Darauf fuhr Marcus, der getreue,
Nach der Stadt
Alexandria
In Aegypten. Schon ganz nah
Dem Ziel auf dieser langen Fahrt
Geschah's, daß ihm zerrissen ward
Sein Schuh, den er schon lange trug.
Er hielt es für ein Zeichen klug,
Daß seine Fahrt ein Ende hätte.
Zu einem Schuhwart an der Stätte
Trat er hinein und bat den Mann,
Den Schaden zu bessern, den er gewann.
Da stieß aber das Unglück zu
Dem Schuhflicker im selben Nu,
Daß er sich zerschnitt die linke Hand.
Als der die große Wunde empfand,
Da rief er laut zum einigen Gotte.
Froh hörte dieses der Gottesbote.
Mit Speichel und mit Erde heilt
Er ihm die Wunde unverweilt,
Tritt dann in sein Haus als Gast,
Belehret ihn auf dieser Rast
Und giebt ihm dann die Taufe.
Als der Heiden Haufe
Von dieser neuen Lehre hörte,
Wollte das Volk, das empörte,
Den Marcus greifen und töten.
Er aber in diesen Nöten
Weihte Anianus, seinen Wirt,
Zum Bischof und wich unbeirrt
Von dannen nach Pentapolis,
Wo er sein Wort erschallen ließ
Dem Löwen gleich, dessen Bild
Der Heilige allzeit führt im Schild.
Er kam erst wieder nach zwei Jahren
Nach Alexandrien gefahren.
Als die Heiden dort vernommen,
Wie er wäre zurückgekommen,
Ihren Göttern zur Schande,
Da sammelte sich die Bande;
Und als er an dem Ostertag
Des heiligen Amts der Messe pflag,
Da rissen sie ihn vom Altar
Und schleiften ihn her und dar
An einem Seile durch die Stadt
Bis in den Kerker. Dort trat
Ein lichter Engel zu ihm hin
Und stärkte seinen Löwensinn.
Und unser Herre Jesus Christ
Erschien ihm selber zu der Frist
Und kündete dem Frommen,
Es sei zum letzten Kampf gekommen.
»Der Friede sei mit dir«, sprach Christ;
»Du warst mein treuer Evangelist.«
Das war des heiligen Manns Begehr.
Die Nacht ging hin, der Morgen her.
Und da das Licht mit Lust auftrat,
Versammelten sich von der Stadt
Die Götzenpriester ohne Weile.
Man schleifte ihn an einem Seile
Durch Gassen und durch Straßen,
So daß er mußte lassen
Blut und Fleisch auf den Wegen,
Bis er tot gelegen.
Die unselige Heidenschaft
Wollte noch gar frevelhaft
Verbrennen seinen Leichnam.
Seht, wie da ein Gewitter kam
Mit Wind und Sturm und Donnerschlägen,
So daß die Heiden nach allen Wegen
Entflohn! Die Christen aber haben
Des Heiligen Leichnam still begraben.
Acht hundert und fünfzehn Jahr,
Nachdem die Jungfrau Christ gebar,
Haben die von Venezia
Den Leib aus Alexandria
Mit sich genommen, und er hat
Nun Grab und Dom in dieser Stadt.
Dort rufen wir den heiligen Mann
Mit großen Ehren gerne an.
Marcus, 25. April 68. Passional S. 326.