Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Die Grüninger Eierfrau

(H. Hepding [Hess. Bl. f. Volksk.])

Ihr Mann hatte sich lange totgesoffen. Da sagte die Nachbarin: »Was drückst du dich so allein da herum? Schaff' dir wieder einen Mann an!« Und da sagte sie: »Was brauche ich einen Mann, ich kaufe mir Hühner!« Und sie kaufte sich Hühner und trug Sonntags die Eier nach Gießen. Da begegnete ihr die Nachbarin und fragte: »Was habt Ihr denn da in Euerm Korb?« »Ei, Eier.« »No, wieviel sind es denn?« »Wenn du es errätst, kriegst du alle zwanzig!« Sie erzählte ihr auch, daß sie noch junge Hühner ziehen wollte. Da sagte ihr die Nachbarin: »Da mußt du dir auch 'n Gickel kaufen.« Da sagte die Frau: »Was brauch' ich 'n Gickel, meine Hühner können die Eier allein legen.« Sie legte ihrer Glucke Eier unter und kriegte wirklich Hinkelchen. Warum? Ihre Hühner legten morgens ihre Eier, und mittags gingen sie mit Nachbars Gickel spazieren.

Einmal kam ein Hühnerhabicht und holte ein Hinkelchen. Sie rief ihm nach: »Was brauchst du so zu kreische, der läßt dich nicht fahren!« Da stellte ihr der Nachbar eine Falle in den Hof, und wirklich fing sich der Habicht. Die Falle schlug ihm die Beine ab, und wie er da wegflog, rief sie ihm nach: »Flieg' du nur fort, beim Setzen wird sich's weisen.«


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