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An der Südwestseite der Stadt Pasewalk, zwischen dem Mühlen- und Prenzlauer Tore, liegt der Mauerturm »Kiek in de Mark«. Der massive Turm hat zylindrische Gestalt mit zwei Einschnürungen; am oberen Rande hat er einen Zinnenkranz und ist durch einen spitzen Helm abgeschlossen. Über die Entstehung des Turmes weiß die Sage folgendes zu berichten.
Es war um die Mitte des 15. Jahrhunderts, da machten die Pasewalker unter Mitwirkung von Hartwig Moltzan und Henning von Jasmund einen Raubzug in die Uckermark, wo sie Flecken und Dörfer beraubten und ausbrannten und viel Vieh und andere Beute gewannen. Als sie nun mit ihrer Beute zurückkehrten und in der Nähe der Stadt Prenzlau vorüberzogen, dünkten sich die Prenzlauer stark genug, den Pommern die Beute wieder abzujagen; ja, sie meinten des Erfolges so sicher zu sein, daß sie Seile und Stricke mitnahmen, um die Pommern und Pasewalker damit zu binden. Aber die Sache kam anders, als die Prenzlauer gemeint hatten. Die Pommern setzten sich tapfer zur Wehr und schlugen die Gegner in die Flucht und nahmen über zweihundert von ihnen gefangen, die sie nun mit ihren eigenen Seilen und Stricken banden. So kehrten sie fröhlich nach Pasewalk zurück. Die Gefangenen mußten sich mit schwerem Gelde loskaufen, und dabei erhielt die Stadt auf ihren Anteil eine so große Summe, daß sie davon den nach der Uckermark schauenden Mauerturm erbaute, der in der Folge »Kiek in de Mark« genannt wurde und von dem es seit alter Zeit heißt:
Kiek in de Mark, trure nicht,
Markgraf Friedrich de deit dy nicht.
Nach anderer Überlieferung soll der Turm im Jahre 1445 oder doch gleich nach diesem Jahre erbaut worden sein. Im Jahre 1445 gelang es nämlich den Pasewalkern, den Kurfürsten, der ihre Stadt durch Verrat genommen hatte, wieder aus der Stadt hinauszudrängen, und aus Freude über diesen Sieg und dem Kurfürsten zum Hohn und Trotz sollen sie den Turm »Kiek in de Mark« erbaut haben. Als dann 24 Jahre später der Kurfürst noch einen Angriff auf die Stadt versuchte, soll dieser gerade an dem neuerrichteten Turme gescheitert sein. Und in der Folge soll dann, um die Furchtlosigkeit der Pommern zum Ausdruck zu bringen, der Spruch entstanden sein:
Kiek in de Mark
Un rohre nich!
Markgraf Friedrich,
De deit di nischt.