Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Die Herkunft derer von Bredow

(Nach W. Schwartz)

Wie die Bredows ins Land gekommen, erzählt man sich so: Der Teufel hatte einmal Musterung auf der Erde gehalten und alle die Edelleute, die nicht mehr gut tun wollten, in einen großen Sack gesteckt und auf den Rücken getan und ist lustig damit zur Hölle geflogen. Wie er nun über dem jetzigen Friesack ist, so streift der Sack etwas hart an die Spitze des Kirchturms, so daß ein Loch hineinreißt und eine ganze Gesellschaft von Edelleuten, wohl ein Viertel der Bewohner des Sackes, herausfallen, ohne daß der Teufel es merkt. Das sind aber die Herren von Bredow gewesen, die nun nicht wenig froh waren, den Krallen des Teufels für diesmal entronnen zu sein. Zum Andenken nannten sie nun die Stadt, wo der Sack das Loch bekommen und sie befreit wurden, Frie-Sack, und von hier haben sie sich dann über das ganze Havelland verbreitet, wo sie einst so dicht beieinander saßen, als wären sie ordentlich »gesäet«, und wo bekanntlich noch eine große Menge von Rittergütern in ihrem Besitz ist. Sie haben ihnen damals auch die Namen gegeben, und zwar meist nach der Richtung des Weges, den die einzelnen einschlugen.

Der älteste der Brüder nämlich, der in Friesack blieb, sagte zum zweiten: »Ga beß hin«, da nannte dieser den Ort, wo er sich niederließ, »Beßhin«, woraus nachher Pessin wurde; ein dritter ging von Friesack, das am Rande des mächtigen havelländischen Luches liegt, landeinwärts; darum nannte er seine Ansiedlung »Land in«; ein vierter ging denselben Weg entlang wie der zweite und baute »Selbelang«; ein fünfter ging von dort aus rechts zu (rechts too) und baute Reetzow, und der sechste nannte sein Dorf Bredow. Ein siebenter schließlich wollte, als er sah, wie gut es seinen Vettern ergangen war, rasch auch noch nachspringen, ehe der Teufel das Loch wieder zumachte; da riefen ihm die andern, die noch im Sack waren, zu: »Wag's nit! Wag's nit!« Er aber wagte es doch und kam auch glücklich hinunter. Da hat er das Dorf Wagenitz gebaut.


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