Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Die Schwanenmädchen

(Fürstenwalder Zeitung)

Einst sah ein Knabe, der auf dem weiten Scharmützelsee von Pieskow südwärts ruderte, drei schöne, weiße Schwäne auf dem Wasser. Er fuhr ihnen nach; da es aber Mittagszeit war und die Sonne zu heiß schien, wurde er schläfrig, zog die Ruder ein, senkte den Kopf auf die Arme und schlief ein. Bei seinem Erwachen befand er sich in einem gläsernen Palaste und sah durch das Glas hindurch die Fischlein schwimmen und die Wasserpflanzen schwanken. Er selbst lag in einem goldenen Bett, und daneben standen drei wunderschöne Schwestern, es gefiel ihm wohl bei den Mädchen. Unter Spiel und Gesang, bei gutem Essen und Trinken verging ihm die Zeit. Als aber die Mädchen einmal fern waren und der Knabe sich ganz allein in dem Palaste befand, da packte ihn das Heimweh; er fing an zu weinen und rief nach seiner Mutter. Sofort stand ein altes Weib vor ihm, das ihn nach dem Dorfe zurückbrachte. Er freute sich des Wiedersehens mit seiner Mutter, aber dennoch wurde er die Erinnerung an das Leben auf dem Seegrunde nicht los, schlich sich oft an das Ufer hinunter und schaute nach den drei Schwänen aus. Sie kehrten aber niemals wieder.


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