Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Von ruhelosen Seelen

Wie das Mäuslein trinken ging

(A. Peter)

Ein Mann und sein Weib lagen einmal nachts in ihren Betten, da fing es den Mann unmäßig an zu dürsten, und er klagte es seinem Weibe. Da sagte sie: »Laß doch sein, ich hab' kein Wasser da.« Nach einiger Zeit wollte das Weib, das nun nicht mehr schlafen konnte, wieder mit dem Manne reden, aber der gab ihr keine Antwort. Sie glaubte, er sei eingeschlafen, geriet aber in große Angst und versuchte, ihn aufzuwecken. Sie rief ihn und rüttelte ihn, aber es half alles nichts. Da machte sie Licht und sah zu ihrem Schrecken, daß der Körper tot dalag. Und in diesem Augenblick schlüpfte eine kleine Maus zum offenen Kammerfenster herein und kroch dem Manne in den Mund. Da kam er gleich wieder zum Leben und hatte gar keinen Durst mehr. Die Maus war die Seele des Mannes, sie hatte seinen Leib verlassen und war trinken gegangen.


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