Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der heilige Niklas und der Dieb

(Brüder Grimm)

Zu Greifswald in Pommern stund in der Gertrudenkapelle St. Niklasens Bild. Eines Nachts brach ein Dieb ein, wollte den Gotteskasten berauben und rief den Heiligen an: »O heiliger Niklas, ist das Geld mein oder dein? Komm, laß uns Wettlaufen darum, wer zuerst zum Gotteskasten kommt, soll gewonnen haben.« Hub damit zu laufen an, aber das Bild lief auch und überlief den Dieb zum drittenmal; der antwortete und sprach: »Mein heiliger Niklas, du hast's redlich gewonnen, aber das Geld ist dir doch nichts nutz, bist von Holz und bedarfst keines; ich will's nehmen und guten Mut dabei haben.« – Bald darauf geschah, daß dieser Räuber starb und begraben wurde, da kamen die Teufel aus der Hölle, holten den Leib aus dem Grab, warfen ihn bei dem beraubten Gotteskasten, hängten ihn zuletzt vor der Stadt an eine Windmühle auf und führten ihn auf ihren Flügeln wider Winds herum. Diese Mühle stand noch im Jahre 1653 und ging immer mit Gegenwind unter den andern umstehenden natürlich getriebenen Mühlen.


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