Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Gründung des Klosters Lehnin

(Nach W. Schwartz)

Inmitten von Wald und Seen liegt Kloster Lehnin. Die Gründung desselben fällt in die ersten Zeiten der Entstehung der Mark Brandenburg. Als noch dichter Urwald das Land bedeckte, jagte, wie man erzählt, Markgraf Otto, Albrechts des Bären Sohn, einmal in dieser Gegend. In der Hitze der Jagd kam er von seinen Begleitern ab, und vergeblich war es, daß er sein Hifthorn erschallen ließ oder sich nach einem Weg umsah, der ihn aus dem Dickicht herausbringe. Ermattet sank er zuletzt unter einer Eiche nieder und verfiel in einen tiefen Schlaf. Da träumte ihm, ein Elentier dränge auf ihn ein und vergebens sei es, daß er sich desselben mit seinem Jagdspieß zu erwehren suche. In der Angst rief er Christi Namen und Beistand an, da verschwand das Tier. Er erwachte, und seine Begleiter standen um ihn. Denen erzählte er seinen Traum, da meinten sie, das wäre sicherlich der Teufel gewesen, der erst beim Anrufen des Namens Christi verschwunden sei. »Nun gut,« sagte Markgraf Otto, »dann will ich hier ein Kloster bauen, daß durch das Gebet frommer Männer der höllische Feind aus diesen Gegenden vertrieben werde«; und sofort ließ er Zisterzienser Mönche aus dem Mansfeldischen kommen, die bauten das Kloster Lehnin. In der Kirche aber zeigt man noch heute am Altar einen eingemauerten Baumstamm als den Stumpf der Eiche, unter welcher der Markgraf Otto geschlafen und die Erscheinung gehabt habe, weil aber dem Markgrafen im Traum ein Elentier erschienen war, führt Lehnin noch jetzt einen Hirsch im Wappen, wie denn auch auf wendisch »Lanie« das Elentier heißt.


 << zurück weiter >>