Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Die Magd von Körle

(Hessisches Jahrbuch)

Das Dorf Körle zwischen Kassel und Melsungen gehört zum Kirchspiel Wollerode, vor langen Jahren kam der Prediger an einem Sonntag herübergeritten, um den Gottesdienst zu besorgen. Seinen Esel band er an die Kirchhofsmauer. Es dauerte gar nicht lange, so hatte sich eine Schar mutwilliger Jungen um den Esel versammelt, die an ihm neckten und zerrten, daß er hinten und vorn ausschlug. Da kam von ungefähr eine junge Bauerndirne vorüber, die eine Mistgabel trug. Sie lachte über das neckische Spiel der Knaben und kitzelte den Esel mit der Mistgabel. Bald mehrte sich das Häuflein der Zuschauer, und viele holten Mistgabeln und kitzelten das unglückliche Tier so lange damit, bis es zusammenbrach und alle Viere von sich streckte. Als nun der Pfarrer aus der Kirche kam und seinen Esel wieder besteigen wollte, fand er ihn tot und klagte sehr darüber. Das rührte einen alten Bauern, der den Frevel mit angesehen hatte, und er hinterbrachte dem Pfarrer die Geschichte. Seitdem müssen die Bauern von Körle einen jährlichen Zins zahlen, »Eselzins« oder auch »Kitzelgeld« genannt. Seitdem ist es in Niederhessen sprichwörtlich geworden, von einem Übermütigen, der tolle Streiche macht, zu sagen: »Dem ist zu wohl, wie der Magd von Körle.«


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