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In Königsberg führt von der Tuchmacherstraße nach der Löbenichtschen Bergstraße ein schmaler Steig, welcher den Namen Katzensteig führt. Der Steig scheint deshalb so zu heißen, weil wirklich, besonders im Winter, die Turnkunst einer Katze dazu gehört, um ihn herauf- oder hinabzusteigen. Der Name hat aber einen andern Grund. In der Bergstraße wohnte nämlich vor vielen, vielen Jahren eine Frau, welche die Brauerei betrieb und nebenbei die Hexerei. Sie und ein anderes Weib verwandelten sich jede Nacht in Katzen und gingen mit einem Braukessel den Katzensteig hinunter nach dem Pregel und gondelten dann in dem Kessel auf dem Wasser herum. Der Wächter, welcher früher an der Holzbrücke stand, sah dieses sonderbare Schauspiel oft an, und von ihm erfuhr es der Brauknecht der Hexe. Dieser versteckte sich in der Brauerei und sah wirklich, wie die beiden Katzen mit seinem Braukessel abgingen und nach dem Pregel wanderten. Nun erzählte er es diesem und dem, und das Gerede kam endlich auch zu Ohren der Frau, die darüber sehr böse auf den Brauknecht ward und sich an ihm zu rächen vornahm. Eines Tages nun, als der Knecht am Braukessel steht, kommt eine große Katze, umwindet ihn schmeichelnd, versucht ihn aber dabei in den Kessel zu werfen. Ihm wird ganz bange zumute, er hat aber doch noch so viel Fassung, daß er das heilige Kreuz schlägt, die Katze sodann mit beiden Händen ergreift und sie in das siedende Gebräu stürzt. Andern Tages fand man die Brauerin im Kessel liegen, schon ganz verkohlt.