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In alten Zeiten, als die Kinzig noch nicht zum Maine floß, sondern sich da, wo jetzt Schlüchtern steht, in einen großen Sumpf verlor, kam eines Tages ein graues Männlein in diese Gegend und flehte in einigen Hütten um ein wenig Brot für den Hunger und ein Obdach für die Nacht. Aber die Leute wiesen das Männlein mit harten Worten und jagten es unbarmherzig von ihren Türen fort. Da wandte es sich der Wildnis zu, kletterte den Hohenzoller hinan, stieg über Stock und Stein und gelangte endlich, als eben die Sonne unterging, in den Bernhardswald, wo damals riesengroße Männer und Frauen wohnten, deren Kinder so groß waren wie der größte Mensch. Der kleine Fremdling fürchtete sich vor ihnen und wollte fliehen. Doch die Riesen riefen ihn freundlich zurück, erquickten ihn mit Speise und Trank und bereiteten ihm ein Nachtlager von dürrem Grase und weichem Moose. Die Nacht verging, und der Morgen brach an. Da schickte sich das Männlein an, seine Wanderung fortzusetzen. Es dankte seinen Wirten und sprach: »Weil ihr wohltätig gegen mich gewesen seid, so tut einen Wunsch. Wenn ich zu meinem Herrn komme, will ich ihn bitten, daß er euch den Wunsch gewähre.« Und der älteste der Riesen sagte: »Wir bitten, daß wir nie sterben, sondern immer in diesem Walde unser Wesen treiben dürfen.« Da antwortete das Männchen: »Wohl, euer Wunsch wird euch gewährt werden, und solange ihr diesen Berg nicht verlasset, werdet ihr leben und nicht sterben.«
So leben denn die »wilden Leute« noch immer im Bernhardswalde. Wo gewaltige Steinmassen zum Himmel starren, da haben sie ihre »wilden Häuser«. Dort essen die »wilden Leute« täglich am »wilden Tische«. Ihre Kinder schützen die Kinder der Menschen, wenn diese Beeren im Walde suchen. Ihre schönen, großen Frauen tanzen im Mondenscheine und steigen häufig jauchzend in die Lüfte. Auch die »wilden Männer« sind am vergnügtesten, wenn der Sturmwind tobt und der Blitz aus den Wolken fährt. Dann gehen sie hoch über die Berge und rütteln an den Bäumen. Aber sie freuen sich auch, wenn in feuchten Gründen die Aronspflanze gedeihlich emporwächst, das Farnkraut seine Wedel treibt und die Schachtelhalme im Abendwinde leise rauschen. Sie zeigen dem Menschen gern heilkräftige Kräuter gegen allerlei Leiden und Gebrechen und helfen den Verirrten auf die rechten Wege. Nur gegen die bösen Menschen zeigen sie sich feindlich gesinnt, versetzen ihnen Schläge und treiben allerlei Mutwillen mit ihnen.