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Die Glocken zu Hilmes läuten schöner als die Glocken aller Kirchdörfer des Landecker Amtes, und wenn sie erklingen, lauschen alle Menschen in Feld und Wald auf den frommen Klang, und es ist ihnen wie Sonntag im Herzen. Die Landecker Leute sagen, die Hilmeser Glocken hätten Stimmen wie Menschen und riefen »Susanne-Marie . . . Susanne-Marie!«
Alte Leute wissen auch, warum die Glocken so rufen. Als die Kirche zu Hilmes gebaut war, fehlten nur noch die Glocken. Da kam ein fremder Glockengießer des Weges, der wollte der Gemeinde aus der Not helfen und Glocken gießen. Er war noch jung, verstand aber seine Kunst sehr wohl. Auf dem Anger vor dem Dorfe mauerte er die Glockenformen in die Erde. Daneben war die Schmelzgrube ausgehoben, in der das Glockenmetall im Feuer schmolz. Als er so fleißig bei der Arbeit war, kam von der nahen Burg Landeck ein schönes, reiches Ritterfräulein herunter, das hieß Susanne-Marie. Es trug die Schürze voll Silber- und Goldgerät und schüttete alles in die Glockenspeise. Dazu nahm es auch sein golden Halskettlein und seine silbernen Armspangen ab und warf diesen Schmuck in das brodelnde Glockengut. Dann ging es ohne Schmuck und Geschmeide wieder hinauf in seines Vaters stolzes Schloß. Der Glockengießer freute sich der köstlichen Gaben; denn er wußte, Gold und Silber geben den Glocken einen guten Klang. Frohen Mutes vollendete er sein Werk. Und als die Glocken glücklich oben hingen und geläutet wurden, da klangen sie so wundersam, als riefen sie: »Susanne-Marie . . . Susanne-Marie . . .!«
Die Ritterburg auf dem hohen Landecker Berg ist längst verschwunden, und von den Trümmern sind nur noch geringe Spuren vorhanden. Aber der Name der edlen Jungfrau lebt noch heute im Glockenrufe fort und wird nicht verstummen, solange das Kirchlein gen Himmel ragt.