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Das Bezirkskrankenhaus war völlig militarisiert. Durch die Krankenräume ging der Oberarzt Dr. Friedrich Flurschütz. Er trug die Uniformmütze zu seinem weißen Ärztekittel; Leutnant Jaretzki behauptete, daß dies einen lächerlichen Eindruck mache.
Jaretzki war im Offizierszimmer III untergebracht. Das war ein Zufall gewesen, denn die zweibettigen Zimmer waren für die Stabsoffiziere bestimmt, aber nun blieb er schon dort. Er saß auf dem Bettrand, als Flurschütz eintrat. Die Zigarette im Munde saß er da und hatte den Arm in der geöffneten Bandage auf dem Nachttisch liegen.
»Na, wie geht's, Jaretzki?«
Jaretzki deutete auf den Arm: »Der Oberstabs war eben hier.«
Flurschütz betrachtete den Arm, tastete vorsichtig daran herum: »Miese Sache … weitergegangen?«
»Ja, wieder ein paar Zentimeter … der Alte will amputieren.«
Der Arm lag da, rötlich, der Handteller aufgepolstert, die Finger wie rote Würste, um das Handgelenk herum ein Kranz gelber Eiterblasen.
Jaretzki sah auf den Arm und sagte: »Armer Kerl, wie er daliegt.«
»Machen Sie sich nichts draus, ist der linke.«
»Ja, wenn Ihr bloß schneiden könnt.«
Flurschütz zuckte die Achseln: »Was wollen Sie, es war das Jahrhundert der Chirurgie, gekrönt von einem Weltkrieg mit Kanonen … jetzt lernen wir auf Drüsen um, und beim nächsten Krieg werden wir diese verfluchten Gasvergiftungen schon glänzend behandeln … vorderhand bleibt wohl wirklich nichts anderes übrig als schneiden.«
Jaretzki sagte: »Nächster Krieg? Sie werden doch nicht glauben, daß dieser je aufhören wird.«
»Keine Schwarzseherei, Jaretzki, die Russen haben schon aufgehört.«
Jaretzki lachte ungut: »Gott erhalte Ihnen Ihren Kinderglauben und schenke uns anständige Zigaretten …«
Er hatte mit der gesunden rechten Hand eine Zigarettenschachtel aus dem offenen Fach unter der Lade des Nachttisches genommen und hielt sie Flurschütz hin.
Flurschütz wies auf den Aschenbecher voller Zigarettenstummeln: »Sie sollten nicht so viel rauchen …«
Schwester Mathilde kam herein: »Also wollen wir wieder einpacken … was meinen Sie, Herr Doktor?«
Schwester Mathilde sah gewaschen aus. Beim Haaransatz hatte sie Sommersprossen. Flurschütz sagte: »Sauerei mit dem Gas.« Er schaute noch zu, wie die Schwester den Arm einschlug, und dann setzte er seinen Rundgang fort. An den beiden Enden des breiten Korridors waren die Fenster weit geöffnet, aber der Krankenhausgestank war nicht hinauszukriegen.