Anonym
Der Heliand
Anonym

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Die Fußwaschung

                                                            Zuvor sah da niemand
Wohl der Minne mehr,   als er den Mannen erwies,
Den guten Jüngern.   Ein Gastmahl bereitet' er,
Setzte sie zu sich   und sagt' ihnen viel
Wahrer Worte.   Gen Westen schritt der Tag,
Die Sonne zur Küste.   Sieh, da gebot
Des Waltenden Wort,   daß man ihm lautres Wasser
Im Becken brächte.   Auf stand der Geborne des Herrn,
Der gute, vom Gastmahl   und wusch den Jüngern
Mit seinen Händen die Füße,   rieb mit dem Handtuch
Und trocknete sie verehrlich.   Da sprach der Getreue,
Simon Petrus, zu dem Herrn:   »Nicht paßlich scheint es mir,
Mein Fürst, du guter,   daß du die Füße mir wäschest
Mit den heiligen Händen.«   Da sprach sein Herr zu ihm,
Der Waltende: »Wenn du   den Willen nicht hast,
Den Dienst zu empfangen,   daß ich dir die Füße wasche
Aus gleicher Minne,   wie ich diesen Männern
Verehrlich tue,   so hast du nicht teil mit mir
Am Himmelreiche.«   Da war das Herz gewandt
Dem Simon Petrus;   er sprach: »So gebiete
Über meine Hände und Füße   und über mein Haupt zumal,
Sie nach Gefallen zu waschen,   daß ich fürder nur
Deine Huld habe   und des Himmelreiches
Solchen Teil,   wie mir, teurer Herr,
Deine Güte geben will.«   Die Jünger Christs
Duldeten da   die Diensterweisung,
Die Degen, geduldig,   und was ihr Dienstherr tat,
Der mächtige, aus Minne.   Noch mehr gedachte den Menschen
Fürder zu frommen   das Friedenskind Gottes.
Er setzte sich zu den Gesellen   und sagt' ihnen viel
Langfördernden Rats.

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