Anonym
Der Heliand
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Der Fischfang

                                                              Nun ging der waltende Christ,
Der gute, von Galiläa   zu einer Judenburg.
Da fanden sie in Kapharnaum   einen Königsdiener,
Der brüstete sich prahlerisch,   ein gewaltiger Bote
Des Kaisers zu sein.   Er kam und sprach
Zu Simon Petrus:   »Ich bin gesandt hieher,
Daß ich mahnen solle   der Männer jeglichen
Des Kopfgelds wegen,   das an des Kaisers Hof
Als Zins zu zahlen ist.   Es zögert niemand
Der Gaubewohner,   sie geben es willig
Aus der Menge der Schätze;   euer Meister allein
Hat es unterlassen.   Übel geliebt das wohl
Meinem hohen Herrn,   wenn es am Hofe kund wird
Dem edeln Kaiser.«   Da beeilte sich
Simon Petrus:   er wollt es sagen gleich
Seinem holden Herrn.   Da hatt es im Herzen
Schon der Waltende gewahrt:   ihm mochte kein Wort
Verborgen bleiben:   bis aufs kleinste wußt er
Der Menschen Gedanken.   Dem hehren Degen gebot er,
Dem Simon Petrus,   in den See sogleich
Eine Angel zu werfen:   »Den ersten, den du da
Fängst, den Fisch,   zieh aus der Flut zu dir
Und klüft ihm die Kinnlade:   zwischen den Kiemen wirst du
Goldmünzen finden:   mit diesem Gelde
Magst du den Mann befriedigen   für meinen und deinen
Und jeglichen Zins,   den er uns zahlen heißt.«
Das braucht' er nicht erst   zum andern Male
Ihm zu befehlen.   Der gute Fischer ging,
Simon Petrus,   und warf in den See
Hinab die Angel,   und herauf zog er
Einen Fisch aus der Flut;   sofort mit beiden Händen
Klüftet' er ihm die Kinnlade   und nahm aus den Kiemen
Die goldenen Münzen:   damit tat er, wie des Gottessohns
Wort ihn angewiesen.   Da ward des Waltenden
Kraft aufs neue kund,   und daß künftig jeder
Willig und unweigerlich   seinem weltlichen Herrn
Schoß und Schatzung,   soviel ihm beschieden ist,
Zahle und zinse.   Er zögere nicht damit,
Murre nicht mit seinem Mut,   sondern sei ihm mild im Herzen,
Dien ihm in Demut:   darin mag er Gottes
Willen wirken   und des weltlichen Herrn
Huld sich erhalten.

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