Johann Peter Eckermann
Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens
Johann Peter Eckermann

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Montag, den 14. Februar 1831

Mit Goethe zu Tisch. Er hatte die ›Memoiren‹ des General Rapp gelesen, wodurch das Gespräch auf Napoleon kam, und welch ein Gefühl die Madame Lätitia müsse gehabt haben, sich als Mutter so vieler Helden und einer so gewaltigen Familie zu wissen. »Sie hatte Napoleon, ihren zweiten Sohn, geboren, als sie achtzehn Jahre alt war und ihr Gemahl dreiundzwanzig, so daß also die frischeste Jugendkraft der Eltern seinem physischen Teile zugute kam. Neben ihm gebiert sie drei andere Söhne, alle bedeutend begabt, tüchtig und energisch in weltlichen Dingen und alle mit einem gewissen poetischen Talent. Auf solche vier Söhne folgen drei Töchter, und zuletzt Jérôme, der am schwächsten von allen ausgestattet gewesen zu sein scheint.

Das Talent ist freilich nicht erblich, allein es will eine tüchtige physische Unterlage, und da ist es denn keineswegs einerlei, ob jemand der Erst- oder Letztgeborene, und ob er von kräftigen und jungen, oder von schwachen und alten Eltern ist gezeugt worden.«

»Merkwürdig ist,« sagte ich, »daß sich von allen Talenten das musikalische am frühesten zeigt, so daß Mozart in seinem fünften, Beethoven in seinem achten und Hummel in seinem neunten Jahre schon die nächste Umgebung durch Spiel und Kompositionen in Erstaunen setzten.«

»Das musikalische Talent«, sagte Goethe, »kann sich wohl am frühesten zeigen, indem die Musik ganz etwas Angeborenes, Inneres ist, das von außen keiner großen Nahrung und keiner aus dem Leben gezogenen Erfahrung bedarf. Aber freilich, eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist. Doch wie wollte die Gottheit überall Wunder zu tun Gelegenheit finden, wenn sie es nicht zuweilen in außerordentlichen Individuen versuchte, die wir anstaunen, und nicht begreifen, woher sie kommen.«


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