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86.

Basel, 30. März 1886.

Aus den Zeitungen werden Sie ersehen, was heute das Traurigste ist, dass gestern abend Prof. Wilhelm Vischer Professor der Geschichte an der Basler Universität. an einer schnellen Lungenentzündung dahingeschieden. Was die Universität an ihm verliert, ist nicht mit Worten zu sagen, er hat an allen Enden durch Fürsorge und Verteidigung hergehalten. Andere mögen seinen Verlust wegen des Eidgenössischen Vereins Eine politische Vereinigung der konservativen Elemente in der Schweiz. beklagen oder wegen der kirchlich gläubigen Partei, ich weiss, dass er wegen der Universität am wenigsten zu ersetzen ist.

Da nun neulich auch Dr. Buser Dr. Benjamin Buser, Privatdozent der neuern Geschichte, Verfasser des trefflichen Werkes über die Beziehungen der Mediceer zu Frankreich und der Studie über Lorenzo de' Medici als italienischer Staatsmann. gestorben ist und ich endlich meine Entlastung in Gestalt eines sehr verbindlichen Schreibens der Regierung in meinen Händen habe, kann nun die Behörde das ganze Fach der Geschichte vom Boden auf neu besetzen. Gott gebe, dass dies wenigstens im Sinne der Wissenschaft geschehe, die neuen Dozenten mögen sonst welcher Partie sie wollen gehören.

Dass Sie sich endlich doch wieder dem Aquarell zuwenden und das Öl nun wesentlich als Schule des Zeichnens und Malens weitertreiben, ist mir nicht so unerwartet als Sie etwa denken. Ich glaube auch, dass keine Stunde Ihrer Öltätigkeit für das Aquarell verloren gewesen sei, denn nur bei dem Ölstudium ist man dans le grand courant, und das muss man doch eine Zeitlang gewesen sein. Wer weiss, ob Sie sich nicht allmählich jenem frühesten Programm wieder nähern, das ich einst frecherdings für Sie entwarf, als Sie nach Paris gingen? Wissen Sie noch? Phantasiearchitekturen und dito Landschaften mit interessanter Staffage? – Ihr gediegener Abscheu am réalisme tout cru freut mich sehr. Die enormen Schätze an darstellender Kraft, welche man an dieses Genre in neuerer Zeit verwandt bat, sind für die kommende Zeit nichts als weggeworfene Verschwendung. Je kurioser sich in allen Ländern von Westeuropa das edle »Volk« zu benehmen beginnt, desto weniger wird die Zukunft dessen Darstellung im Bilde auch nur ertragen können. Und es geht schon recht nett zu in dieser Welt!

Was Musik betrifft, so ist das einzige Ergebnis dieses Winters für mich Silvana von C. M. v. Weber. Wo Sie etwas davon zu hören bekommen können, mögen Sie dies nicht versäumen, es sind ganze Partien vom Valor des Freischütz und Oberon darin.


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