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56.

Basel, 14. Juni 1881.

In der Pariser Politik freut mich natürlich la chûte du scrutin de liste, aber Frankreich wird doch noch lange und übel unten duren Unten durch. müssen, wie jede Nation, deren Gebildete entschlossen sind, sich gar alles gefallen zu lassen, solange der einzelne Geld macht. Da haben sich doch unsere Konservativen anders gewehrt, wenn es ihnen gleich nichts geholfen hat. Frankreich muss es noch bitter büssen, dass es Gambetta so unbesehens für einen sauveur der materiellen Interessen annahm. – Es scheint nun überhaupt, dass sich die Orléans, denen Sie so günstig sind, diesmal regen wollen. Aber es wird noch lange dauern, bis etwas Definitives in Frankreich zustande kommt. Wenn's die brillanten Physiognomien täten, so wäre schon längst geholfen.

Den Salon möchte ich gerne in Ihrer Gesellschaft sehen; ohne Begleitung wage ich mich zwar unter jede beliebige Masse alter Kunstwerke, unter neuen aber graust es mir, wenn ich so ganz allein bin, und bei den bedeutendsten Malern unserer Zeit werde ich in der Regel ballottiert zwischen Bewunderung für das Können und Abscheu gegen das wirkliche Machen. Seit Eugène Delacroix muss man bei vielen Malern Frankreichs und auch Europens zuerst eine persönliche Beleidigung des Schönheitssinnes einstecken und dann keine Miene verziehen und zum Darstellungstalent das Beste sagen. In dieser Weise affrontiert mich von den grossen Meistern der Vergangenheit niemand als etwa Rembrandt.

15. Juni.

Heute wieder mild und schwül. Wenn meine Gesundheit bleibt wie sie ist, gehe ich August und September nach Italien, welches ich durchaus noch einmal sehen muss, ehe ich sterbe; im September hoffentlich bis Rom, welches unsereiner eigentlich regelmässig bewohnen sollte.

Glücklicherweise sind les environs de Bâle noch immer schön und haben mir auf einem weiten einsamen Bummel letzten Sonntag wieder sehr geschmeckt. Und les environs de Paris sind doch wirklich schwach dagegen.