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43.

Basel, 1. August 1880.

Inzwischen sind Sie also bei dem Mann eingetreten, der den unerhörten Namen eines erzürnten Sou Monsieur Lesoufaché, Architekt in Paris. führt, und helfen Mietkästen und Hotels fabrizieren. Heut ist ein Regensonntag und auch in Paris muss das Wetter umgeschlagen haben, aber in den letzten vierzehn Tagen haben Sie gewiss entsetzlich schwitzen müssen, wenn es auch nur war wie hier.

Ich war vorgestern recht froh, mein Kolleg schliessen zu können, denn man wird doch müde, wenn man vom 22. April an ununterbrochen gelesen hat. Auch diesmal war ich der letzte und der Pedell konnte hinter mir die Universität schliessen; die meisten Herren Kollegen hatten schon anfangs der Woche und manche schon vor vierzehn Tagen geschlossen. Gegen solche Verbummelung der pflichtgemässen Zeit liebe ich es, faktisch durch Aushalten zu protestieren.

Dass Sie im Guillaume Tell der grand opéra einiges zu hören bekommen haben, was in unserm Basler Exzerpt zu fehlen gepflegt, das glaube ich. Es ist indes doch schade, dass Sie den vierten Akt soviel ich weiss noch gar nie gehört haben. Rossini hebt sich darin wieder sehr hoch, und die ganze Scene des Arnold, amis! amis! gehört zum Imposantesten, was er gemacht hat. NB. jedoch, dieselbe muss wirklich gesungen und nicht weggelassen werden wie bei einer Aufführung Anno 1843, wo der damalige Tenor Poultier einfach müde war. Man hatte ihn zwei Jahre vorher als Küfergesellen in Rouen entdeckt und sorgfältig aufgenudelt zu einer merveille, aber schon nach der ersten Saison ging's nicht mehr und zu meiner Zeit war er schon tschätterig Die Stimme hatte den Klang eines zersprungenen Hafens. und wechselte ab mit Duprez. Von letzterem sind jetzt auf der Lesegesellschaft Memoiren, worin einiges pläsierlich zu lesen, nur vergisst er zu sagen, dass er 1843 ebenfalls schon tschätterig war.

Da Sie nach dem Jahrgang und dessen Hoffnungen fragen: Getreide im ganzen sehr gut und reichlich, Kartoffeln löblich, – Wynen? was da ist, kann sehr gut werden, aber es geht leider in einen Fingerhut.

Gestern und heute ist in Zürich das fünfundzwanzigjährige Polytechnikumsjubiläum. Wie Sie wissen, gehe ich solchen Zeremonien mit Reden, Toasten und unnützen neuen Bekanntschaften nach allen Kräften aus dem Wege und bin also einseitig, wage aber dennoch die Proposition, dass man perfekt gut das fünfzigste Jahr hätte abwarten können, zumal da gegenwärtig die Anstalt etwas in Abnahme ist. Auch haben die Zürcher vorher mit ihren Veranstaltungen zum Sängerfäscht Zürcher mundartlich: Fest. Burckhardt hatte von 1855 bis 1858 am Polytechnikum in Zürich Kunstgeschichte gelehrt. wenig Ehre eingelegt, und man hat es ihnen in verschiedenen Zeitungen in zum Teil ganz unangenehmen Molltonarten deutlich gesagt, das Ganze sei als eine grosse Reklame mit dem Zweck der Ausbeutung behandelt worden. Vom gestrigen Fäscht nun heisst es heut in den Telegrammen: »Die Stadt Zürich beteiligt sich nicht« – und sie könnte doch recht wohl etwas tun, wenn sie ein wenig nachrechnet, was sie seit fünfundzwanzig Jahren von Schülern und Professoren für Geld eingenommen hat.

Um ihren elegischen Bummel nach St. Cloud beneide ich Sie sehr; seit 1843 bin ich nicht mehr hinausgekommen. Was ist in der Umgegend von Paris seit der ersten Revolution an Palästen und königlichen und fürstlichen Villen zugrunde gegangen! Ohne St. Cloud und Meudon zu rechnen und Marly – alle die deliziösen kleinen Schlösschen der Pompadour!

Jetzt ist es Abends gegen 9 und ich muss diesen Brief schliessen, ins Briefloch werfen und dann wieder meine Treppen steigen und das Klavier aufmachen, was jetzt abends sehr häufig geschieht.


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