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Das zweite Gespräch

Friedrich der Große, Lucchesini und Goethe

 

Gehorchen ist mein Los, und nicht, zu denken!
.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
Verleugnung fordert das Geschick von mir.
Die Krone kleidet den Gefangnen nicht:
Ich nehme selbst von meinem Haupt die Zierde,
Die für die Ewigkeit gegönnt mir schien.
.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
Du nimmst dir selbst, was keiner nehmen konnte,
Und was kein Gott zum zweiten Male gibt.
.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
Wer weinte nicht, wenn das Unsterbliche
Vor der Zerstörung selbst nicht sicher ist?
Geselle dich zu diesem Degen, der
Dich leider nicht erwarb; um ihn geschlungen,
Ruhe, wie auf dem Sarg der Tapferen, auf
Dem Grabe meines Glücks und meiner Hoffnung!

Goethe (Tasso)

*

Manfred frühstückte meist um halb sechs Uhr und arbeitete dann von sechs bis sieben im Garten oder ging spazieren und boxte dann am Gummiball. Nachher zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück, wenn nicht gerade die Unterhaltung mit seinen Gästen ihn mehr lockte. Am Morgen nach der Unterhaltung über Ödipus fand mich Manfred, von seinem Morgenspaziergang zurückkehrend, allein auf der Terrasse, wo ich angesichts des dampfenden Vesuv die Briefe las, die Goethe aus Italien an Frau von Stein geschrieben hat. Manfred erkannte das Buch, das seiner Büchersammlung entnommen war, und rief mir grüßend zu: »Bitte lesen Sie laut; einen Satz, mitten aus dem Zusammenhang, gerade wo Sie jetzt sind; und er soll den ganzen Tag mit mir sein.«


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