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Berlin, 19. [18.] Mai 1850.
Mein liebstes Weib und ihr andern alle! Gestern wurde unser Haus eröffnet, nachdem bis halb sechs Uhr abends noch gehämmert, geklebt etc. wurde; auch dürften noch ein sechs Wochen vergehen, bis man es ganz fertig nennen kann. Indessen kann doch gespielt werden, und das tut not, da am Sonntag bereits das alte Haus geschlossen wurde. Das Theater ist sehr schön, nicht zu groß, nicht zu klein und höchst elegant, die Dekorationen von Gropius; – kurz es ist eine Freude, in diesem Hause zu wirken. Die Vorstellung selbst begann mit einem Prologe – doch ich will einen Zettel beilegen. – Als ich im Orchester erschien, wurde ich mit einem nicht endenwollenden Beifallssturm empfangen; dasselbe nach der Ouvertüre – seine Festouvertüre in Es-dur –, die sich sehr schön macht und vom hin und wieder noch sehr mangelhaften Orchester, dessen Tyrann ich bin, recht brav exekutiert wurde ...
Anbei, mein gutstes Weib, sende ich Dir meine erste Gage, oh! o! wüßte ich nur erst, wo ich das Geld für die Fracht und eure Reise hernehmen soll – oh! o! – Ich freue mich darauf, wie ihr euch alle über das neue Theater freuen werdet! Noch mehr freue ich mich aber darauf, euch alle wiederzusehen. Hoffentlich wird's keine Ewigkeit mehr sein und ihr dürftet euch in der ersten Hälfte des kommenden Monats wohl zur Reise rüsten müssen. Neulich habe ich das Dieckmannsche Bubi zum ersten Male weinen sehen! da dachte ich erst recht an mein Bubi, weil Ähnliches denn auch dann und wann passiert. Es küßt euch alle euer wieder mit braunen Locken stolzierender Gatte und Vater
Albert Lortzing.
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