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[Freiberg,] den 3. April 1810.
Teuerstes Hannchen! Sie sagten mir gestern, daß man sich über meine Besuche in Ihrem Hause sehr aufhalte, und wie unangenehm Ihnen dies sei, obgleich Ihre verehrte Mutter nichts dagegen hätte, da doch die Meinung der Leute für ein Mädchen von so wichtigem Einfluß sei. Ich glaube, nie durch mein Betragen dazu Anlaß gegeben zu haben, aber Sie sagten mir auch, daß Sie mich achten, und Ihre Achtung will ich verdienen. – Glauben Sie also, daß meine Besuche Ihnen in den Augen vieler schädlich sein könnten, und wollen Sie, liebes Hannchen, das schöne freundschaftliche Verhältnis zerreißen, das mich so innig froh machte, so will ich gern den Traum meines Glückes opfern und ein Gefühl zu unterdrücken suchen, was das Unglück meines Lebens werden könnte. Wir Männer begreifen selten oder nie, wie man der Konvenienz seine Freuden und seine Ruhe opfern kann, aber achtungswert muß sie uns stets bleiben, diese Äußerung einer starken Seele. Ich hätte mir mehr Kraft zugetraut, aber ich scheue mich nicht, zu gestehn, daß ich weich, daß ich bewegt in allen Tiefen meines Herzens bin. Werfen Sie mir, teuerstes Mädchen, nicht mit kalter Hand mein Los, und bedenken Sie wenigstens, wenn ich auch jederzeit mein eigenes Glück freudig zerstöre, wenn es das Ihrige gilt, daß es über die Freuden eines Menschen entscheidet, der Ihnen bis jetzt nur die Beweise einer herzlichen wahren Neigung gegeben hat, und – rauben Sie mir nicht den Glauben an den weiblichen Charakter!
Ich weiß es recht gut, daß ich in meinen jetzigen Verhältnissen nicht Anspruch auf ernsthafte Verbindungen machen darf, und so brachte ich meiner Rechtlichkeit dies Opfer. Entscheiden Sie nun, Johanna, wie es Ihnen Ihr Zartgefühl und die Sprache Ihrer schönen Seele gebietet, nie werd' ich aufhören, Sie innig zu achten und zu lieben. Bitten Sie in meinem Namen Ihre verehrungswürdige Mutter um die Fortdauer ihrer gütigen Freundschaft, und vergessen Sie mich nie ganz! Bis in den Tod Ihr
Theodor Körner.
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