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Paris, den 24. Juni 1824, mittags.
Du kannst Dir nicht vorstellen, was für schwarze Gedanken mir Dein Schweigen erweckt. Ich dachte, Du würdest gestern nacht vor Deiner Abreise Zeit gefunden haben, mir ein paar Zeilen zu schreiben, die Du dann in L*** in den Kasten geworfen hättest. Da ich gestern jedoch keinen Brief zu sehen bekommen habe, hoffte ich auf einen heute morgen. Ich sagte mir, während des Wechselns der Pferde in S*** wird sie sich ein Blatt Papier haben geben lassen. Aber nein. Einzig und allein mit ihrem Töchterchen beschäftigt, vergißt sie den, der nur noch an sie denkt!
Bei geschlossenen Fensterläden träume ich vor meinem Schreibtische und erheitre mich in meinem düstren Kummer damit, folgenden Brief auszudenken, den Du mir vielleicht bald einmal schicken wirst. Was könnte Dich sonst wohl abhalten, mir ein paar Worte zu schreiben.
Hier ist also der Brief, den ich dereinst mit Schmerzen werde lesen müssen:
»Mein lieber Heinrich! Du hast mir das Versprechen abverlangt, aufrichtig zu sein. Dieser Briefanfang läßt Dich schon im voraus merken, was mir hinzuzufügen bleibt. Sei nicht allzu betrübt darüber, mein lieber Freund: bedenke, daß mich in Ermangelung lebhafterer Gefühle die aufrichtigste Freundschaft immerdar mit Dir verbinden und mich den zärtlichsten Anteil an allem, was Dir zustößt, nehmen lassen wird. Aus dem Tone dieses Briefes ersiehst Du, lieber Freund, daß in meinem Herzen das vollste Vertrauen Gefühlen einer andren Art gefolgt ist. Ich gebe mich der Hoffnung hin, Du rechtfertigst es, so daß ich nie zu bereuen habe, was ich Dir war.
Lebe wohl, lieber Freund! Seien wir alle beide vernünftig. Nehmen Sie die Freundschaft an, die zärtlichste Freundschaft, die ich Ihnen anbiete, und verfehlen Sie nicht, mich nach meiner Rückkehr nach Paris zu besuchen.
Leben Sie wohl, mein Freund!
Menta.«
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