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Die tötliche Drohung

Hatten Alberts Füße Ruhe gefunden?

Die Füße wohl, denn sein äußeres Reich war nicht größer mehr als der Klostergarten, nur der kurze Weg zum Dombau führte ihn täglich darüber hinaus, fröhlich klopften die Hämmer und Meißel am gewaltigsten Bauwerk des Abendlandes, oder bisweilen der Weg zum nahen Rhein, um dort im Gras zu sitzen, den unstillbaren Sehnsuchtsblick den Wellen mitgegeben zum Meer.

Aber sein geistiges Reich nahm dafür an Umfang zu, der wachsende Briefwechsel mit den gelehrten Männern in allen Ländern hätte jedem andern die letzte Kraft des Alters nehmen können, aber diesem Manne war er doch nur eine willkommene Abwechslung zwischen seiner Arbeit an Wissenschaft und Forschung.

Doch bald nicht mehr willkommen, denn der Grund, daß der Briefwechsel anwuchs, war eine unversehens entstandene Sorge. Über den Orden, seinen geliebten Orden, der in Blüte prangte, fiel ein Rauhreif, Ankündigung eines langen unzeitigen Frostes. Feinde traten auf, ehrliche, in offenem Widerspruch, verborgene mit Spott und Verleumdungen. Immer mehr Briefe hatte Albert zu schreiben, sein köstlichstes Gut auf dieser Erde zu verteidigen. Aber wo war etwas Starkes in der Schöpfung, das ohne Kampf blieb? Kampf ist ja der Wille der Schöpfung, gerade Albert lehrt das. Schön ist aller Kampf des Geistes!

Doch schon wurde der Kampf bedrohlich. Auch das war gut, aber nun zeigte sich: Albert ist doch alt, ihn verlangt nach Arbeit in Ruhe, sein Hirn hat zum Kampf keine Spannkraft mehr, auch das ist Gesetz der Schöpfung.

Sintram, der dem Leben näher stand, sagte zu dem weltfernen Johannes: Die Gegner verlangen Aufhebung des Ordens wie auch der Orden des Franz von Assisi und der anderen Barfüßler; überflüssig oder gar verderblich gewordene Glieder der Kirche nennen sie uns! Bisher hat die Kirche diesen Forderungen ihr Ohr verschlossen, aber nun gewinnt es den Anschein, als ob sie auf die Seite der Gegner hintreten wolle.

Wir stehen in Gottes Hand, sagte Johannes mit verträumtem Lächeln.

Albert zählte jetzt vierundachtzig Jahre. Er hatte gedacht, daß der Ruf der sieben Kurfürsten an ihn, für König Rudolf einzutreten, der höchstmögliche sei auf dieser Welt. Nun erschütterte die neue Drohung seine Natur bis in die Tiefe, sie brachte ihm mehr Bitterkeit, ja Verzweifelnwollen als einst jenes Erdbeben in Venedig, er empfand sie, stärker gerüstet als damals, als neuen Ruf an sich selbst: zu helfen.

Aber wer war der Feind? Gott selbst und kein anderer, wenn er diese Gefahr nicht abwandte, wenn er diese ungeheure Last wirklich noch dem alten Meister Albertus auf die Schultern lud. Ach, Gott kann es nicht so schlimm meinen, er will den Orden nur schrecken, er will, daß der Orden seine Kräfte übt, jung bleibt, – wie sollte er denn hierbei an den uralten Bruder Albertus in Köln denken? Nur Albert selbst, weltfremd geworden, kann glauben, daß irgendwer in dieser Gefahr an ihn denkt. Vor den Tausenden stehen, sie packen, sie überzeugen – o Bruder Albert, dazu sind jüngere Kräfte nötig. Tröste dich, niemand stört deinen Lebensabend, das Leben, Gefahr und Kampf geht weiter, niemand ist unentbehrlich, sorge dich nicht, andere Kräfte sind da, jetzt werden sie sich zeigen, gerade das will Gott.

Albert betete vor dem kleinen Altar seiner Zelle, bat Gott diese anderen Kräfte zu wecken, zu segnen: Der Orden, sein Orden kann doch nicht untergehen – Furcht eines Alten!

Einmal beim Mittagmahl im Refektorium, hielt Albert die Hand vors Gesicht und weinte, mit tiefem Stöhnen aus dem Herzen herauf. Der Prior legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter, Patres und Novizen hielten im Essen ein und sahen auf ihre Teller. In diesem Augenblick ist Thomas von Aquin gestorben, sagte Albert und zeigte sein von Tränen überströmtes Gesicht allen.

Nach einigen Wochen kam die Bestätigung: Der Tod des Freundes war am selben Tag, in derselben Stunde geschehen, da Albert geweint hatte.

Lange Wochen sprach Albert mit niemand, er war in Gedanken bei dem Dahingegangenen. War dieser Abschied ein Vorzeichen des Unheils?

Gottfried meldete Besuch, seine Stimme brachte nur ein Flüstern zustande, sein Gesicht im Schein des Kerzenlichts war bleich verzerrt – doch war es nur der neue und junge, kraftvolle Prior Serenus, der kam, einen Brief in der Hand.

Ja, so war es nun geworden: nicht mehr Albert ging mit einem Brief zum Prior, sondern der Prior erhielt den Brief und kam zu Albert, man brauchte nur noch Alberts Rat. Ratgeber – das ist Albert aus einem Tätigen geworden, wie es die Natur will und sie will immer das Richtige, sie bleibt immer im Maß.

Auch des Priors Gesicht ist bleich und bedrückt, voll einer noch unausgesprochenen Furcht, wie Gottfried fürchtet er irgend etwas, was nur? Alberts Herz klopft schneller, nicht aus Kraft, nein, aus Furcht, es ist so, das erste Mal im Leben, soweit er zurückdenken kann, klopft sein Herz vor Furcht.

Der Brief kommt vom Hochmeister aus Paris: man will dort also in Wahrheit die Aufhebung des Ordens, noch nicht ganz hat sich der Papst entschieden, er sendet einen Nuntius nach Paris, mit aller Machtvollkommenheit. Alle gelehrten Männer der Kirche und Wissenschaft des Abendlandes sind zu einer Zusammenkunft geladen, vor ihnen soll sich der Orden und die andern Barfüßerorden verantworten. Man nennt die Lehre dieser Orden abwegig, seine Söhne überheblich, Schädlinge, Toren.

Wer soll für uns sprechen? schrieb der Hochmeister. Es sind genug Männer mit Kraft und Leidenschaft unter uns, aber dennoch, wir müssen es beklagen, daß euer Bruder Albertus in Köln zu alt ist, um herzukommen und zu künden. Denn er ist der einzige unserer Redner, der noch die Gründung, den Aufwuchs, die große Zeit des Ordens miterlebt hat. Wäre er doch ein wenig jünger, er hätte noch das reine Feuer jenes Anfangs in sich und die Kraft des Zornes dazu, daß ihm Feinde, die ihm an Wert nicht gleich stehen, den Inhalt und die Erfüllung seines ganzen Lebens roh und ohne inneres Recht zerschlagen. Man möchte mit Gott rechten, daß er uns in diesen Kampf schickt und unser bester Vorkämpfer ist alt! Dabei ist es gewiß, daß bei dem Mißverständnis oder gar Mißverstehnwollen, mit dem man gegen uns kämpft, sein Fernbleiben nicht seinem Alter zugeschrieben werden wird, wie es natürlich ist, sondern seiner mangelnden Lust und das heißt seiner mangelnden Zuversicht. Wir verlieren nicht nur unsern besten Vorkämpfer, sondern er wirkt ohne seine Schuld geradezu gegen uns. Der einzige, der ihm an Kampfwert gleich gekommen wäre, Bruder Thomas von Aquin, ist tot. Wir haben wirklich in dieser äußersten Gefahr auch Gott nicht für uns, wir müssen es erkennen, und das läßt uns noch mehr verzagen. Dennoch ist es für uns undenkbar, daß wir von vornherein den Kampf aufgeben, damit am ehesten gäben wir unsern Gegnern ja recht. Nenne mir die von deinen Brüdern dort, die nach deinem Gefühl geeignet sind, hierher zu kommen und unsere Verteidigung mit zu übernehmen. Vielleicht erreichen wir durch eine Mehrzahl an Kräften so viel, wie wir durch jene verlorene eine Kraft, die Alberts, erreicht hätten – wäre es auch kein voller Sieg geworden, wenigstens wären wir stolzer untergegangen. Doch kämpfen müssen wir nach dem Gesetz unseres Ordens jedenfalls.

Kaum hatte der Prior Kraft, den Brief zu Ende zu lesen. Seine Hände zitterten, so jung und spannkräftig er war, er sah Albert an, nicht mit einem Rest ungewisser Hoffnung, sondern bereit die Trauer und Furcht mit ihm zu teilen, um wenigstens so einen Trost zu finden.

Ja, sagte Albert abgewandt, Gott ist gegen uns, sonst wäre diese Gefahr nicht zu diesem unüberwindlichen Unmaß gekommen. Wo haben wir gefehlt? Und doch müssen wir kämpfen, wir haben es so oft vor jedem Menschen als die Aufgabe dieser Erde gepredigt, wir dürfen nicht ohne Kampf verzichten. Ach, daß ich selbst zu alt bin, einem solchen Kampf nicht mehr gewachsen, und darum eher eine Gefahr für den Orden. Laß uns, jeder für sich, in dieser Nacht nachsinnen, welche von unseren kraftvollen Brüdern wir auf die Reise schicken können!

Prior Serenus ging.

Albert blieb zurück, durchmaß den Raum seiner Zelle mit Schritten so rasch, als wäre er in diesem Augenblick zehn Jahre jünger geworden. Alt? War er denn so alt? Zu alt? Wieso denn? Habe ich denn nicht vor drei Jahren erst die Reise nach Lyon gemacht? Es wäre nicht nötig, diesmal wieder zu reiten, aber in einem Wagen fahren, mühelos doch noch einmal die Welt sehen, ein vornehmer Herr mit Rossen und Knechten – er mußte über sich selbst lächeln: o ihr Herren, so sehr schwächt unser Orden seine Söhne nicht, daß er ihnen nicht Freiheit ließe, jede Reise nach den Umständen einzurichten. Vierundachtzig? Noch weit von neunzig! Erst mit neunzig dürft ihr mich alt nennen. O, ich weiß nicht, wen zu überraschen mir mehr Freude macht – aber nicht darum handelt es sich, ich darf jetzt weder an Feinde, noch, verzeiht es mir, an Freunde denken, ich darf nur noch an einen denken, an Gott. Wenn ich den Kampf aufnehme, so wird es ein Kampf mit Gott!

Und darum kein Kampf des Zornes, sondern ein Kampf der Liebe!

Ich werde von dieser Stunde an zu ihm gehen, Tag für Tag ihm näher kommen. Es darf für mich und für ihn die nächsten Wochen nichts Wichtigeres geben. Ich habe immer auf ihn gehört, all die Jahrzehnte, diesmal muß er auf mich hören. Ich werde Gott so behandeln genau wie einen Menschen, den ich überzeugen muß, behutsam, Tag für Tag näher an seinem Ohr. Es wird, das weiß ich, schwerer werden als alles, was mir bisher gelungen, aber ich darf mich auch diesem schwersten Ruf nicht entziehen. Ist es nicht die wahre Krönung des Lebens, Kampf mit dem besten Freund, mit dem Vater, mit Gott? Ich glaube, er selbst wird Freude daran haben, vielleicht will er das sogar. Ich werde auch einige List anbringen, wenn er mit den Gedanken manchmal abschweift – er kann ja auch darin nicht anders sein als ein Mensch und ich werde ja sein Verhalten, Nähe oder Ferne, Stummheit oder Aufmerksamkeit, Widerspruch oder Zustimmung immer in meiner Brust spüren.

Einen Wagen, Prior Serenus, damit ich unerschöpft, in voller Kraft in Paris ankomme!

Bruder Albert rief, ohne es zu wissen, diese Worte laut aus und Gottfried, der draußen vor der Zelle wartete und verwundert auf die schnellen Schritte seines Meisters horchte, trat ein. Zugleich läutete die Schelle zum Abendbrot. Gottfried ging hinter Albert her zum Refektorium – welch ein Schritt, das war ja ein neuer Albertus, wirklich zehn Jahre jünger. Was ist geschehen? Was geht in diesem Alten vor?

Albert blickte über die lange Tafel. Stumm, scheu, mit gesenkten Stirnen saßen die Teilnehmer da, wußten um alles, sahen nicht auf zu dem Greis, der da herein kam, aus einer früheren Welt, unfähig sich selbst und ihnen allen zu helfen, denen der Sinn ihres Lebens genommen war, die sich wie Übeltäter vorkamen, Ehrlose schon vor der Verurteilung, die nur irrtümlich gedacht hatten, etwas Gutes auf der Welt zu tun, und die, noch schlimmer, zu Toren erklärt wurden, der Kirche schädlich.

Aber sogleich, als sie den schnellen Schritt die Tafel entlang hörten, hoben sie die Augen. Was ist das? Ein neuer Albertus schreitet heran, sieht über alle hin, strahlt, jeder sieht sein Gegenüber, seinen Nachbar an, alle Gesichter nehmen diese Strahlung auf, ein einziger Atemzug der Befreiung weht hörbar durch den Saal.

Albert, die Augen aller auf sich, nimmt seinen Platz neben dem Prior ein, bricht ein Stück seines Brotes ab und sagt ohne besondere Betonung, nicht übermäßig laut, doch klar und freudig: Kann ich, Prior Serenus, einen Wagen haben nach Paris, damit ich unermüdet ankomme?

Der Prior vermag nicht gleich zu antworten und starrt Albert an, die Tränen stürzen ihm aus den Augen, als er die Bedeutung der Worte begreift.

Die Patres und Novizen haben aber begriffen, kein Freudenruf durchtobt den Saal, dafür ist die Zucht des Ordens zu streng, dafür, und das will mehr bedeuten, das erregte Gefühl zu tief. Wohl niemand sitzt da, den es nicht vom Stuhl zu Albert hingerissen hätte, um ihm auf den Knieen Dank und Liebe zu sagen: sie alle fühlen die Aussicht auf Rettung und Befreiung von Schuld, auf Lösung von entsetzlicher Scham in sich, neue Lebenslust, Kampflust, Willen, in Härte zu dienen, wie sie gelobt. Sie bleiben sich bewußt, wie schwer der Kampf sein wird, aber sie sind ja jung, beinahe so jung wie der vierundachtzigjährige Meister, denn jung sein heißt glauben können – wie vermochten sie das zu vergessen? Dabei denken sie an die vielen redlichen, aber noch mehr listigen oder gar niedrig gesinnten menschlichen Feinde, mit denen es in Paris zu kämpfen gilt und ahnen nicht, welch unendlich gewaltigerem Gegner sich Albert gegenüber fühlt: Gott, der den Orden prüfen oder vernichten will.

Tag um Tag näherte Albert sich Gott. Damit Gott sich nicht an Regelmäßigkeit der Besuche gewöhnen und ihm dadurch leichter auszuweichen vermochte, wechselte er ständig Zeit und Ort. Tag und Nacht, Zelle, Garten, Kirche, nie und nirgends sollte Gott vor ihm sicher sein. Er wies ihn auf das Gute hin, das der Orden für ihn getan hatte und weiter tun werde unter Mühe und Entsagung. Er erzählte von dem Eifer und den heldenhaften Taten einzelner Mönche, er führte ihm die Gestalten der rastlosen Meister und Hochmeister vor. Er scheute sich nicht, von seiner eigenen Arbeit und ihrer Weiterführung durch Thomas von Aquin zu sprechen. Er berichtete von dem Zeitwandel, der statt eines düsteren einen freudigen Gott erkannt hatte, den der Orden überall bis an die Wüste und Meere, aber vor allem in der Menschenwüste und dem Menschenmeer der Städte verkündete, in Wort und Schrift, unablässig.

Obwohl du ein Richter bleiben wirst über die wahrhaft Verderbten und Verderber: die strebenden Menschen fürchten dich nicht mehr, sondern lieben dich, sie lieben deine Schöpfung, ihr Leben darin, ihre Mitmenschen. Wohl sind die meisten, nein, wir alle schwach und du mußt oft, ja meist Versuche statt die Tat nehmen. Vier Jahrzehnte lebe ich in dir, dem uns Erneuerten, in unzählige Herzen habe ich dein neues Bild gepflanzt, Vater, mehr konnte ich nicht tun, aber jeder unserer Brüder tat das gleiche. Hat die Kirche uns nicht gelobt und geliebt? Willst du uns prüfen? Mach es nicht zu hart, die Grenze unserer Kraft ist nach jahrelangem Kampf erreicht, ich mahne dich leise.

Albert schrieb wie immer bei wichtigen Vorhaben an die ferne Schwester Almudis. Er, der sonst Mut aussandte, brauchte nun Ermutigung. Er wußte, daß er der Geistesfreundin ins Herz griff mit dieser Nachricht: er, der Vierundachtzigjährige, reist nach Paris, der Orden ist in Gefahr, er, der eine Mann, nach allem Kampf mit Menschen kämpft er nun mit Gott selbst. Ihre Antwort wird ihn zwar erst am Ziel der Reise treffen.

Tag um Tag wurden seine Gespräche mit Gott leidenschaftlicher, er hielt sich von den gemeinsamen Mahlzeiten fern, ganze Nächte kniete er in der Kirche, bei winzigem Kerzenschein.

Aber immer umsonst horchte er in sich hinein, Gott mochte ihn hören, aber er gab kein Zeichen der Antwort, geschweige der Zustimmung, sodaß Alberts Brust nicht ruhig werden konnte. Die Nachrichten über die Angriffe der Gegner aber häuften sich, Albert sah Schreckbilder vor sich, er wollte oft verzagen, Erschöpfung lähmte ihn. Wenn niemand ihn sah, schleiften seine Füße über die Erde, er war doch alt, es nützte keine Selbsttäuschung, wie soll er diesen schwersten Kampf bestehen, den er in Vollkraft der Jahre kaum bestanden hätte?

Der junge Prior Serenus kam zu ihm und sagte: Sollen nicht doch zwei Patres die Reise mit dir machen, unsere eindringlichsten Redner hier, sie könnten in Paris, wenn es nötig sein wird, an deiner Statt eintreten?

Nein, sagte Albert, ich habe die Reise auf mich genommen, Gottes Gnade – wie soll sie mir kommen, wenn ich nicht einmal ihm vertraue? Ich muß allein in diese Prüfung gehen.

Am Abend vor der Reise wandte er sich in der Kirche an Maria, die mit dem Knaben auf dem Arm, lieblich bemalte Holzfigur, mit gotisch gefälteltem Gewand, hoch an einer Säule stand, vom Kerzenschein kaum noch erreicht. Er entschuldigte sich, daß er solange nicht gekommen, doch dieses Mal handele es sich um Gott selbst. Er erzählte ihr zutraulicher, als er es Gott gegenüber vermochte, von der härtesten Not seines Lebens, die ihn zu keinem Schlaf mehr kommen ließ. Nach einer langen Nacht im Morgengrauen glaubte er ein gelindes Zeichen der Zustimmung auf ihrem Gesicht im letzten Kerzenlicht zu erkennen.

Dennoch: das ist zu wenig. Die wahre Begnadung muß von dir, Gott, selbst kommen. Muß ich die schwere Reise antreten, ohne ein Zeichen von dir? Warum kommt keins? Steht mir das Gebet eines andern entgegen? Wer kann dich aus brennenderem Herzen anrufen? Also Kampf zwischen uns!


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