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Im Alter von 54 Jahren ist in seinen geliebten bayerischen Bergen Ludwig Thoma gestorben. Wir haben vor wenigen Monaten, als im Neuen Volkstheater seine Komödie »Die Lokalbahn« mit Erfolg ihre Ausgrabung bestand, in einem humoristischen Nekrolog auf den längst abgeschiedenen radikalen Demokraten Thoma die seltsamen politischen Irrgänge Peter Schlemihls behandelt. Damals ahnte wohl niemand, daß man so sehr bald in die Lage kommen würde, dem rundlichen, unverwüstlich aussehenden Urbayern im Ernst einen Nachruf zu widmen. Nun hat dieses Leben seinen Abschluß gefunden, und an der Bahre schweigt der Streit. Seine Tätigkeit als politischer Satiriker war gewiß an den Tag gebunden, aber da gerade seine Person aufs innigste verknüpft war mit der besten Zeit des »Simplizissimus«, wird ihm schon dieser Umstand eine Art Unsterblichkeit sichern. Seine sozialsatirische Dramatik wird mit den Zuständen vergehen, die sie geißelte, aber frisch und unverbraucht werden seine Bauernromane »Andreas Vöst« und »Der Wilderer« und manche kleinere Geschichten noch wirken, wenn die literarische Tagesware, die heute die Gemüter erregt, längst verblaßt sein wird, auch wenn sie gegenwärtig stark ins Hintertreffen geraten sind. Es bleibt sein Ruhmestitel, als erster den bayerischen Bauern künstlerisch so gefaßt zu haben, wie er leibt und lebt. Er hat vor gar nicht langer Zeit noch Ludwig Ganghofer die Grabrede gehalten. Ein Akt von großer symbolischer Kraft! Denn wenn auch Thoma und Ganghofer alte Freunde waren: er hat doch schon vor zwanzig Jahren die Ganghoferei beerdigt.
Berliner Volks-Zeitung, 28. August 1921