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»Mit Ehrhardt durch Deutschland«
Einer von der wilden, verwegenen Jagd

Im allgemeinen verbreiten sich Soldaten, die »etwas mitgemacht« haben, nicht gern über die Details ihrer Erlebnisse. Man mag darin ein Gefühl von Achtung für das Menschenleben erblicken. Oder auch Scham. Diese Feststellung ist notwendig zur Beurteilung eines Menschen, der von dem tragischsten aller Kriege, dem Bürgerkriege, bald behaglich schmatzend, bald mit übel gespielter Forschheit spricht.

Wenn Baltikumer, Licht-(Tot)-Schläger usw. bisher die Ergebnisse ihrer Denktätigkeit unter die Leute bringen wollten, wählten sie dazu die Blechwände der Rotunden. Einen davon hat höherer Ehrgeiz getrieben – er hat ein Buch verübt. Das heißt » Mit Ehrhardt durch Deutschland«, als Autor bekennt sich Rudolf Mann und als Verleger stellen sich Trowitzsch u. Sohn in Berlin bloß. Der Umschlag zeigt einen bestahlhelmten Jüngling, der mit Kriegsflagge, Handgranate und zwei Brotbeuteln dem Beschauer gleichsam ins Gesicht springt. Ich weiß nicht, ob der Zeichner auf Porträtähnlichkeit Wert gelegt hat. jedenfalls entspricht dieser Ehrhardt-Myrmidone durchaus dem Ungeist des Buches, das, Schneidigkeit markierend, von den verschiedenen Etappen des deutschen Bürgerkrieges erzählt und in einer Schilderung des Kapp-Putsches würdige Krönung findet.

Ich möchte dieses Buch zu Studienzwecken empfehlen – es ist ein bemerkenswerter Beitrag zur Psychologie der Marloh und Kessel und der Marburger – aber ich mag es doch nicht empfehlen, um nicht Autor und Verleger zu ungerechtfertigter Bereicherung zu verhelfen. Nur den Bibliotheken sei es ans Herz gelegt, damit spätere Zeit daraus ersehen mag, wie diese Generation aus dem Krieg zurückgekommen ist!

Eine Probe nur! Der Verfasser spricht von den Gefühlen, die ihn bewegten, da er den Soldatenrock verabschiedet:

»Was macht man mit dem Rock? – Wir werden wieder Krieg haben, wenn die Zeit erfüllet ist. In den abgetretenen Teilen des herrlichen Deutschlands unserer Väter liegt zu viel Zündstoff verschüttet. Wir werden wieder Krieg haben, und wäre es nur gegen Polen oder irgendwo gegen rote Sturmwellen ... Ich werde den Rock behalten und in den Schrank hängen ...

Es sitzen Blutspritzer daran, aber keine Flecken.«

Auf Wiedersehen beim nächsten Putsch ...!

Berliner Volks-Zeitung, 12. Januar 1921


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