Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Erinnerungen an Berchtesgaden.

 

 


Der Schuß.

Waidmann, lieber Waidmann, sag' mir an,
Was ist weißer, dann der Schnee,
Was ist grüner, dann der Klee,
Schwärzer, dann der Rab',
Und klüger, dann der Jägerknab'?
Das will ich dir wohl sagen,
Der Tag ist weißer, als der Schnee,
Die Saat grüner, dann der Klee,
Die Nacht schwärzer, als der Rab',
Schöne Mägdlein klüger, dann der Jägerknab'.

Alter Waidspruch.

              Es re't a' Diendl zu sein' Buabn:
»Geh' Bua, laß's sey',
»Dees Wildern is a' gfahrligs Ding
»Und tragt nix ei'.

»Schau, wann a' Jaga di d'erwischt,
»Er schießt di' todt,
»Was soll na' aus dein' Diendl wern,
»Du lieber Gott!

»Es hat's dei' Muatter aa scho' gsagt,
»Oft g'jammert scho',
»Thua's do' der altn Muatta z'lieb,
»Und laß' davo'.«

Der Bua bitracht' sei' langi Flint',
Und sagt, a mei'!
»»I' möcht' halt aar an diewein, schau,
»»A' Jaga sey'.

»»Und wann i' aar a' Böckei schieß',
»»Was schadt's denn viel,
»»I geh' ja so nit oft, meinoad,
»»'S is grad a' Gschpiel.

»»Und um die Jaga hab' koa' Sorg,
»»I' gieb schon Acht,
»»Und hat ma d'Gfahr deßwegn nie
»»An' Kumma g'macht.««

Da nutzt halt nix, was 's Diendl sagt,
Der Bua mag nit,
Und schaugt in's Holz dees nett bei'n Feld
Grad etli' Schritt.

Und springt na' 'nei', grüßt nomal z'ruck,
Und geht davo',
Und wier aa 's Diendl trauri' schaugt,
Er hats halt tho'.

'S is gwest am Ab'nd und justement
Geht d' Sunna ei',
Und hat gar schö' der Himml 'glanzt
In roth'n Schei'.

Da will jetz' 's Diendl hoam von Feld,
Und was hat s' g'segn?
A' Jagabursch kimmt her 'n Weg,
Ihr grad entgegn.

Der Bursch geht heili' in dees Holz,
O weh mei' Bua', –
Der Jaga sicht, daß 's Diendl schö,
Und geht ihr zua.

»Grüß' Gott, was thuast denn du no' da,
»So ganz alloa?«
»»Ho g'recht in Heu, ees sechts es ja,
»»Was wer' i' thoa'.««

»Laß sag'n, i' ho' di' in Verdacht,
»Daß d' wildern thuast,
»Und Wildrer muaß i' fanga, schau,
»Mit mir geh' muaßt.«

Sagt 's Diendl, ho' nie schießn g'lernt,
Wie? laß' mi' schaugn,
Ob i' a' Bix d'ertragn kunt,
Und thaat ma' taugn.

Und nimmt ihm keck 'n Stutzn ra',
Der Bursch hat g'lacht,
Und sie hat tho', wie schwaar er waar.
Und Faxn g'macht.

Und wie se si' recht dalket stellt,
Hat s' hoamli' g 'spannt,
Und schießt, daß 's Echo weit rebellt
In ganzn Land.

»Du taused!« wirft sie's Gwehr am Bodn,
Und rumpit weg,
»Jetz gaab i' scho' koan' Tropfa Bluat
Vor lauter Schreck.«

»Geht dees a so?« »»Narr hast halt g'spannt,
»»Was fangst denn o',
»»Wie Sakra, da mit deini Gschpaß,
»»Wie hast denn tho'?««

»Woaß selber nit,« hat's Diendl g'lacht,
Und hat ihm denkt,
Heunt fangst 'n nit, Gott Lob und Dank,
Heunt is's ihm g'schenkt.

Und wünscht 'n Jaga guati Nacht,
Derwei' der lad't, –
Was d'Diendln oft für Muckn hamm,
Wer's wohl d'errath't?!


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