Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Die Schwalbn.

              Amal is gwest a' Vater,
Hübsch alt und aa' hübsch reich
Und der hat ghabt zwoa Buabn
Anander gar nit gleich.
Der oa' von denni Buabn
Is gwest vo' Herzu guat,
Der oa' dagegen a' falscher
Und von an' bösn Bluat.
Jetz' is der Vater g'storbn
Und macht die Buabn aus,
Es soll a jeder kriegn
Von ihm a' bsunders Haus,
Und dem zum erstn baua
Die Schwalbn unter 's Dach,
Der kriegt no' tausend Gul'n
Und no' a' Gaartl nach. –
Der guati Bua hat trauri,
Grad an sein' Vatern denkt,
Der ander' glei' begieri',
Wem 's Glück die Schwalbn schenkt.
Und wie die Schwalbn kemma,
So hat er nix als g'schaut,
Ob koani an sei' Häusl
Dees liebi Nestl baut.
'S hat aber koani mögn,
Jetz fallt dem Schlankl ei',
A' Muattergottesbildl
Dees locket s' vielleicht 'rei';
Es g'hörn ja so die Schwalbn
Der Muatter Gottes zua,
»Die laß' i' mir' geh' maln«
Hat pfiffi denkt der Bua.
Und gschwind a Muatter Gottes
Werd gemalt, schö' roth und blau.
Mit Mond und Stern und Wolkan
An d' Wand hi' an sei' Bau.
Was moants, was is na' gschegn?
'Sammt All' den is's nix g'west,
Beim Brudern aber drentn
Da baun's des schönsti Nest.
Wie kimmts? der hat koa Bildl
Zun Helfa bei der Hand – –
– Was Heilig's drinn im Herzn
    Is besser als an der Wand!

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