Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Jaga.

(Mit zwanz'g Jahr'.)
          »Wann grad' i' aa was kunnt' verzähl'n,
Was bsunders moan' i' vu' der Jagd,
So von an' Wolf, den i derschoßn
Und der mi' schier bein Kragn packt,
Von Luchsfang oder von an' Bär'n,
Weg'n meiner von an' Murmithier,
Mir aber will gar nix passir'n,
Kaam bocklt so a Has' zu mir;
Jetz' bin i scho' drei Jahr a Jaga
Und no' koan' Wildschütz hon i' g'segn.
I woaß nit, wie's die andern macha,
Denn die' is all i 'both was g'schegn.«
 
(Mit fufz'g Jahr'.)
»Ja ja, den Wolf denk' i' mei' Lebta',
Er hat mi' schier bei'n Kragn 'packt,
I' schieß ihm aufi dreizehn Post'n
Und moanst, i' hätt 'n mehr dafragt?
Als waar er halt mit Eis'n bschlag'n,
So is er furt als wier a' Pfei',
Bei so an Thier, bal' 's recht verwildert,
Da nutzt koa' Pulver und koa' Blei.
Und nett is's gwest so mit an' Bär'n,
I' kimm amal nach Steyermark,
Da geit's es gnua und selli Loder
San wie die Ochsen groß und stark.
I' hör' da von an Bärnjagn,
Natürli' bin i' glei' dabei,
'S is gwest in Winter und zun gspürn
Hat's gschniebn just den schönsten Neu.
Mir kimmt der Bär, – bi' nit derschrocka,
Koa bißl, laß 'n woltern her,
Und wie's ma taugnt hat zun Schieß'n,
So schrei i' 'n o', da schaugt der Bär, –
Bua nett auf's Blaßl hon i' 'n gschoßn
In Kopf, i' ho' mei' Schußloch g'segn,
Der Bär stürzt abi in an Grabn
Und is a Weil da druntn g'legn,
Auf oamal is er wieder 'worn,
Und kratzt ihm wie a Hund in Kopf,
Kratzt d' Kugl 'raus, wer sollt dees glaabn
Und trabt davo' der brauni Tropf!
I' ko' die Kugl heunt no' zoagn,
Sicht wier a Vierazwanz'ger aus,
Ja Bua a Bär der hat an Schädl
Nit anders wie'r a gmauerts Haus.
Und wie mir ihm san nachi ganga,
Da hat's erst gebn no' an' G'spaß
Da treff' mer auf a Duzed Wildrer,
Verstandn? von der irgstn Raçe,
Was thua i'? 'fang glei' 'raus die größt'n
Frei mit der Hand, a Stuck' a drei',
Bua dees damacht so leicht nit oana,
Dees is nit grad a Gschpielerei!
Die Jaga, no' i' denk's mei' Lebta,
Die hab'n freili' gafft und g'schaugt,
An jeder woaßt, muß ihm's halt macha,
Wie daß er's ko', und wie's ihm taugt.«

    Gel' sagst, was ko' ma' do' derleb'n
    In so an etli' dreißig Jahr', – –
    Ja 's Lügn ko' ma' prächti' lerna
    Verstehst mi, und a Jaga gar!

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