Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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A Betrachtung.

          Es sitzt a Diendl vor sein Haus,
Sie schaugt so trauri in d'Weit'n 'naus,
Mit nassi Aug'n schaugt's a so drei',
Was muaß denn den trauringa Diendl sey'?

Sie hat a Briefei in der Hand,
Dees kimmt leicht gar aus Griechaland,
Weil's all'n derstocha, was steht wohl d'rinn,
Macht dees an' Diendl den trauringa Sinn?

Sie hat an Finger a glanzeds Ding,
Es is a Ring, a goldner Ring,
Den schaugt s' wohl aa' mit Schmerz'n o',
Hat ebbe der Ring den Diendl was tho'?

Sie ziegt von Hals a Tüechei fei',
Soll denn da d'ra' was b'sunders sey',
Is schwarz und a roth's Stroafei d'ro',
Sunst sichst ihm weiter gar nix o'.

Und wie's dees Tüechei so betracht',
So hat's es gar zu'n Woana bracht,
»Ja schwarz, hat's g'sagt, und bluetiroth,
»Es hat bideut' sei' Grab und Tod.« –

Koa Freund ko' dees und koa Brueder nit sey',
Um den schaugt so sehnli koa Diendl d'rei,
So hat halt wieder amal die Lieb'
A Leb'n g'macht so trauri und trüeb.

Seit i dees armi Diendl g'seg'n
Und wie ihm so viel hart is g'scheg'n,
Seitdem kon i's halt nit versteh',
Daß über d'Lieb' sollt' gar nix geh'.

Da sag'n s' glei gar, daß Alles laar
An Glück auf der Welt, wann d'Lieb' nit waar,
Sagt's, was enk freut und i glaab All's,
Aber bleibt's ma mit enkerer Lieb' von Hals!


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