Karl Immermann
Münchhausen
Karl Immermann

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Sechstes Buch

Walpurgisnacht bei Tage

Erstes Kapitel

Wache Träume

Als der Jäger am Morgen nach seinem schönsten Tage im Heu erwachte, schmerzte ihn heftig sein Kopf. Denn man sei so verliebt, als man will, der Duft von frischem Heu nimmt den Kopf ein, und er hätte den Tod von der unvorsichtig gewählten Lagerstatt haben können. Anfangs zwar hatten die lieblichsten Träume von Lisbeth sein Hirn umgaukelt. Ihm träumte, ein Bauer trete mit einem verschlossenen Korbe zu ihm und sage, darin sei ein Geschenk, der Herr wisse wohl, von wem? Nun öffnete er den Korb, und ein weißes Täubchen war darin mit purpurroten Füßchen und purpurrotem Schnabel. Er erstaunte über die Weiße und Schönheit des Tierchens und hatte seine große Freude daran. Wie wurde ihm aber, als das Tierchen sein rotes Schnäbelchen öffnete und zu ihm sprach: »Lisbeth schickt mich zu dir und läßt dir sagen« – die Taube redete aber nicht aus; sie wurde ängstlich, flatterte scheu fort, und er bekümmerte sich im Traume darüber, daß er nicht zu erfahren bekam, was sein Mädchen ihm durch den zarten Boten hatte sagen lassen wollen.

Nach diesem hatte er verworrene Gesichter und gegen Morgen eins, was ihm kaum noch wie ein Traum vorkam, es schien ihm Wirklichkeit zu sein, die in seine vom Heuduft umwölkten Sinne fiel. Es war ihm, als ob – oder vielmehr, es war in der Tat so. In einer anderen Ecke des Schoppens begann es, sich zu rühren, und der Jäger sah, wie eine dunkele Gestalt sich reckte, er hörte, wie sie gähnte und darauf sprach: »Mein Treu, ich glaub', 's ist halber sieb'n.« Die Stimme war eine ihm ganz bekannte. Die Gestalt erhob sich, tastete umher und kam an den Ort, wo der Jäger lag, befangen von dem Dunste des Schoppens und unfähig ein Glied zu bewegen, ängstlich starr unter der Last des Alps, der ihn drückte. – »Ei, was a wüster G'sell!« rief die Gestalt. »Hast nit heime finden können? Bist in's Heu gekrochen? Nun, schlaf aus, ich verstör' dich nit weiter.«

Mit diesen Worten entfernte sich die Gestalt. Der Jäger wollte: »Jochem!« rufen, konnte aber keinen Laut aus der zusammengeschnürten Kehle bringen. So lag er noch eine Zeitlang. Endlich setzte sich das stockende Blut doch wieder gewaltsam in Bewegung, er konnte seine Arme und Füße regen. Hastig sprang er von dem gefährlichen Lager auf und eilte in das Freie, um Gottes reine Luft einzuatmen.

Draußen pfiff ihm ein rauher Nordostwind entgegen. Ein brenzlichter Geruch schwebte in der Luft, und ein Bauer, der vorbeiging, sagte: »Es gibt heut Haarrauch.« Er fragte den Mann nach dem nächsten Wirtshause, welches ihm in einiger Entfernung auf einer Höhe gezeigt wurde. Sein Weg lief über ein hohes, braunes Heideland, in geringer Entfernung in der Tiefe sah er aber grüne Wiesen, durch welche sich der Fluß, der sie speiste, in zwanzig Windungen schlängelte. Scharen von Landleuten waren mit dem zweiten Hiebe auf den Wiesen beschäftigt. Auf manchen Wiesen wurde die Grummet auch schon gewendet.

Im Wirtshause heilte sich der Jäger von seinen Kopfschmerzen durch das kalte Wasser, in welches er sein brennendes Antlitz eintauchte. Aber er blieb nichtsdestoweniger unwohl. In der Brust fühlte er ein eigenes Drücken und Wühlen, was ihn zwar nicht ängstlich machte, aber ihn doch an den Blutsturz erinnerte, den er als Achtzehnjähriger gehabt hatte und dem ähnliche Empfindungen vorhergegangen waren. Sein Arzt auf der Universität hatte ihn damals nach der Herstellung gewarnt und ihm gesagt, er müsse sich vor unordentlichem Leben und Gemütsbewegungen in acht nehmen, denn so vollsaftigen Konstitutionen, wie der seinigen, droheten beständig Rückfälle des Übels, wenn es einmal sich Bahn gebrochen habe. Nun war seine Lebensweise in den letzten Wochen freilich nicht die ordentlichste, seine Stimmung aber nur eine Gemütsbewegung gewesen.

Er nahm Speise und Trank um dadurch die erregten Lebensgeister zu beruhigen. Wirklich fühlte er sich auch danach besser. Er fragte nach dem Schlosse, wo es liege? Da hörte er nun seltsame Dinge. – »Sie müssen bald fertig sein da droben, der alte Herr Baron und das gnädige Fräulein und der fremde Herr«, sagte der Wirt. »Denn man sieht sie kaum noch außer dem Hause. Das sieht auch ganz gefährlich aus, und der Landbaumeister, der gestern hier vorsprach, sagte, wenn nicht bald repariert werde, so müsse die Obrigkeit Einsehen haben und auf Abtragung des Dinges dringen, welches jeden Tag einstürzen könne.«

Der Jäger verwunderte sich über diese Reden, die mit Lisbeths Beschreibungen in so großem Widerspruch standen. Die Anwesenheit eines Fremden in dem sogenannten Schlosse kam ihm störend vor; er fragte den Wirt: Was für ein Fremder das sei?

»O«, versetzte der Mann, »diesen Menschen kann keine Menschenseele beschreiben; ich glaube aber, daß er Gold macht.«

Der Jäger schüttelte den Kopf über die närrischen Nachrichten, die er hier empfing und machte sich rasch auf den Weg, denn ihn drängte, das Geschäft, was seiner Liebe beigesellt war, zu Ende zu bringen. An diese dachte er mit aller Freude des Herzens und dennoch – schlich ein tragischer Hauch über die reinen Wellen, welche in seinem Busen wallten. Denn so ist es mit der Liebe. Am Tage nach der süßesten Erklärung wirst du, all dein Glück inniglich durchfühlend, verlegen sein, außer Fassung, in Zwiespalt mit dir und der Welt. Du wirst es nicht sagen, weder laut noch leise, aber einen Gedanken wirst du haben und zürnen, daß du ihn nicht unterdrücken kannst – den Gedanken: Wäre es noch vorgestern! – Das ist keine Reue, das ist kein Wankelmut, aber du fühlst, vorbei sei das alte Leben, ein neues beginne. Und was dieses dir bringen werde, wissen nur die Spinnerinnen, deren Gesang du hörst, deren Werk aber erst in deiner Todesstunde offenbar wird.

In so unruhiger Bewegung machte der Jäger seinen Weg. Er glaubte einen Nachtraum seines Traumes zu erleben, als er auf einmal nicht weit von der Straße drei junge Leute unter einem Baume sitzen sah, in welchen er, wenn nicht alle Ähnlichkeiten trogen, die drei Unbefriedigten wiedererkannte, von welchen in dem Briefe an seinen Freund Ernst im Schwarzwalde die Rede gewesen ist. Sie trugen noch, wie damals in Stuttgart, grüne Sammetröcke, grüne Sammethosen und große grüne Sammetschirmkappen, und ihre Gesichter waren im Gegensatz zu dieser hoffnungsfarbigen Tracht auch noch so bleich und leidend wie damals. Der Jäger stand einen Augenblick still und hörte den einen zu den andern sagen: »Mut, Brüder, wir sind am Ziele, oder alle Zeichen, die wir eingesammelt haben und die auf unseres Meisters Nähe deuten, trogen.« – Der Jäger wollte sich ihnen nahen, denn er hatte hin und wieder mit diesen Unbefriedigten sich in Stuttgart unterhalten. Er wollte sie fragen, was sie so unvermutet in diese Gegend führe? Aber da standen sie alle drei auf und schlugen einen anderen Weg ein. Ihnen nachzugehen hatte er aber keine Lust. Vielmehr verfolgte er seine Straße.

Er war jedoch nicht lange gegangen, so sah er einen neuen Bekannten, oder wenigstens einen Landsmann, wie das erste Grußwort ihm den Wanderer als solchen zu erkennen gab. Ein untersetzter Mann, der einen Packen auf dem Rücken trug, kam ihm derben Schrittes entgegen. Da er sich schwäbisch angesprochen hörte, so blieb der Jäger bei dem Landsmanne stehen und fragte ihn nach Herkunft und Gewerbe. »Ei«, versetzte der Packenträger, »ich bin ja der Ehinger Spitzenmann. Ja, die Ehinger wandern überall umher, mußt' einmal auch diese Gegend besuchen. Zudem hab' ich noch ein apartes Geschäft hier, wann ich meine Spitzen bei einigen Bauern herum ausgeboten hab'. Ich such' was oder wen in dem Schloß nahzu, darf nicht davon reden, denn die Sach' betrifft eine Ehinger Heimlichkeit, aber wie ich mein', ist die Spur nach dem Schloß richtig.«

Der Ehinger Spitzenkrämer trennte sich darauf von dem Jäger. Letzterer hatte abenteuerliche Gedanken über den Fremden im Schlosse, der ein Goldmacher sein sollte und den sein Landsmann suchte, konnte jedoch denselben nicht lange nachhangen, denn bald fesselte ein Anblick der unerwartetsten Art seine Aufmerksamkeit. Der Weg kreuzte die große Heerstraße, welche den Osten Deutschlands mit dem Westen verbindet, und auf dieser sah er ein wundersames Fahrzeug sich langsam heranbewegen. Gezogen wurde es von zwei Ochsen mit Bügeln, woran Schellen klingelten, den Wagen selbst aber hätte man von weitem für einen sogenannten überdeckten Wurstwagen halten können. Er war dieses aber nicht, sondern ebenfalls ein östliches oder wenigstens ostartiges Gefährt. Auf Stützen ruhte ein Dach von rotem Tuch mit gelben Troddeln über einem weitläuftigen Kasten, den schmale Borde umschlossen. In diesem Kasten lagen orientalische Polster, und auf den Polstern saß mit gekreuzten Beinen ein Türke und hielt den Bernsteinknopf seiner Pfeife am Munde. Nicht allein war dieser Türke in dem Kasten, sondern verschiedenes anderes Getier teilte denselben mit ihm; ein Paar Affen in Käfichen und drei oder vier Papageien. Neben den Ochsen ging ein junger Neger in weißen Hosen und roter Jacke, lenkte sie, wo es nötig war, trieb sie jedoch nicht sonderlich an, so daß das Fuhrwerk sich nur langsam fortschob.

Der Jäger begriff nicht, wie der Orient plötzlich hieher komme, sein Erstaunen wuchs aber, als der Türke, dessen blasses und geistreiches Gesicht etwas ungemein Gelangweiltes offenbarte, ihn in reinem Deutsch nach der Entfernung des Schlosses fragte, dem der junge Liebende ebenfalls zustrebte. Als er den Fremden bei der Antwort näher ansah, schoß ihm plötzlich eine Erinnerung durch den Kopf. Ein sehr ähnlicher Kupferstich, den er kurz vor seiner Abreise aus Schwaben gesehen hatte, fiel ihm ein, und es wurde ihm klar, daß er so glücklich sei, zwischen den Affen und Papageien den berühmtesten Reisenden der Gegenwart zu erblicken, den Liebling aller modernen Damen und Herren.

Als der Jäger bescheiden seine Vermutung aussprach, wurde ihm die Bestätigung aus dem Munde des deutschen Türken und Semilasso gab sich sogleich mit dem jungen Grafen in ein geistreiches Gespräch. Er erzählte ihm, daß er aus dem Morgenlande zurückkehre, um den Abend jetzt mit seinen gewonnenen Erfahrungen aufzuklären. – »Die Journale haben verbreitet«, sagte er, »daß ich noch eine Zeitlang in Smyrna verweilen werde, ich pronierte auch dieses Gerücht und reiste in der Stille ab, teils um den Okzident zu überraschen, teils um einen Streit unter den Gelehrten anzufachen über die Frage, wo ich nun eigentlich sei, ob in Ost oder in West? Die einen werden sich auf Augenzeugen berufen, die mich in Smyrna gesehen, die anderen werden meine Karte abdrucken lassen, die ich ihnen sandte. Es kann«, sagte Semilasso mit feierlicher Leichtigkeit und anmutigem Gähnen, »eine interessante Debatte werden, welche das Publikum ein paar Monate lang beschäftigt, denn das will immer angeregt und gekitzelt sein.« –

Der Jäger befragte ihn über seine Reiseroute, worauf Semilasso versetzte: »Ich bestieg in Smyrna ein österreichisches Schiff, fuhr quer durch das Mittelländische Meer an den Säulen des Herkules vorbei, um Portugal herum durch die Biskayische See, lenkte in den Kanal ein und debarquierte in Havre. Die gerade Linie ist so langweilig; es lebe die krumme! Mein Dromedar und der Hengst von Dongola folgen mir um einen Tagesmarsch. Mein Kammerdiener geht, armenisch gekleidet, als Fourier voraus, und so haben die Leute an jedem Orte, den die Reise berührt, drei Tage lang von mir zu reden, einen, wo der Fourier ankommt, einen, wo ich ankomme, und einen wo der Dromedar und der Hengst ankommen.«

Der Jäger sah verwundert das Ochsengefährt an. Semilasso erriet seine Gedanken, lachte und sagte: »Meine Ochsen sind Ihnen auffallend. Ich kaufte sie in der Normandie; im Orient fährt man fast nur mit diesen Tieren, sie paßten in meine jetzige Liebhaberei und in mein System. Denn seit alle Welt sich blitzschnell fortbewegt, ist es bei mir Prinzip geworden, nur Schritt zu fahren, habe daher, um mich nicht von der plebejischen Eile verführen zu lassen, diese Ochsen vorgespannt und mache so täglich höchstens vier Meilen. Von Havre bin ich drei Wochen unterwegs. Theodor Mundt wird – if possible – an dieses Schrittfahren tiefsinnige Untersuchungen über Weltfragen und wichtige Probleme der Zivilisation knüpfen. In diesem Theodor erlebe ich überhaupt mein eigentliches Reflexions- und spekulatives Leben. Ich kann sagen, daß ich manches aus Laune und in unbewußten Anstößen getan habe. Aber Theodor rückt alles welthistorisch und bedeutend zurecht – im kleinen auf seinem Studierstübchen. Theodor und ich stellen eine umgekehrte telegraphische Anstalt dar. Ich mache da droben im Freien wunderbar arbeitende Bewegungen, welche die Hand Theodors, des Telegraphisten, regieren, so daß sie unten im Turmgemache ein niedlich Figürchen meiner Winkel und Charaktere nachzeichnet. Er hat mich sogar zu einem Stilmuster gemacht. Darüber habe ich doch lachen müssen. Denn an meinen Stil glaube ich nicht. Ich will eher glauben, daß Theodor eine Komödie machen könne, als daß ich glaube, ich schreibe einen Stil. Wie käme ich zu Stil? Gehöre ich denn zur Roture? Meine Wappenvögel fliegen über allen Stil hinaus. – Aber, passons là dessus, Theodor sagt, ich habe Stil, es mag also drum sein. – Wenn er mich nur nicht kopierte! Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, als ich ihn bei der ersten Bekanntschaft zum Handkuß zuließ, daß er sich nicht unterstehen solle, nun auch offiziell reisen zu wollen. Dennoch hat er sein Wort gebrochen und ist auch ein Spaziergänger und Weltfahrer geworden. Nichts lassen diese Leute einem über. Was will so ein Ding erspaziergängern und erweltfahrern? C'est un singe, qui a fait ses études.«

Der Halbtürke Semilasso hatte sich in einen solchen Ärger über seinen getreuesten Anhänger hineingeredet, daß ihm die Pfeife ausgegangen war. Er faßte sich jedoch bald wieder und sprach von dem Zwecke seiner heutigen Reise. Abermals vernahm der Jäger mit Erstaunen von einem, der mit ihm dasselbe Ziel hatte. Auch Semilasso wollte auf dem Schlosse seinen Besuch abstatten.

Als der junge Jäger fragte, wen Semilasso dort kenne oder zu finden hoffe? glitt der berühmte Reisende darüber hin und sprang, wie es schien, von einer plötzlichen Erinnerung überwältigt, zu Betrachtungen allgemeiner Art ab, die mit seinen vorigen Äußerungen keinen erkennbaren Zusammenhang hatten. – »Ich habe immer«, rief er angenehm lebhaft, »im stillen lachen müssen wenn man sich, wie es jetzt Mode ist, den Kopf darüber zerbricht, durch welche styptische Mittel der allgemeinen Erschlaffung des Menschengeschlechtes entgegenzutreten sei. Das Abnüchtern und Versanden der Jetztlebenden ist ein ziemlich konstatiertes Faktum. Das will man nun mit Religion, Patriotismus, Philosophie, Naturbetrachtung, mit, was weiß ich noch? hemmen. Es hilft nichts, da liegt der Trost nicht, er steckt ganz woanders, ist mit Händen zu greifen, und niemand hat ihn gefaßt, es geht damit, wie mit dem Ei des Kolumbus.

Wie entstehen die Menschen? Wie entstehen sie denn, mein Bester? Der Schwächling heiratet die kräftige Jungfrau, der kräftige Mann die Bleichsüchtige, häufig kommen auch Hektik und Hektik zusammen. Was für Kinder muß das geben? Auf das Physische wird gar nicht mehr gesehen, es ist, als ob wir nichts als Geist, Rücksicht, Verhältnis, Geld wären. Daher rührt denn das matte, aschgraue, totlebendige Geschlecht.

Sehen wir uns dagegen unter den Tieren um! Gehen wir in die Stammschäfereien, in die Gestüte, ja, besuchen wir nur einen tüchtigen Ökonomen, der auf sein reines friesisches Vieh hält. Wie macht man es denn da? Man hält auf Vollblut. Und eine edle Rasse folgt der andern. Da sitzt es. There's the rub. Will man wieder ein munteres, geistreiches, poetisches, lebensfrisches Menschengeschlecht haben, so muß man vor allen Dingen für Vollblut sorgen, man muß Rasse stiften. Reine Kreuzungen, reine Kreuzungen, junger Freund, darauf kommt es an! Daß aber diese nicht möglich sind, wenn wir gewisse veraltete Meinungen und Formalitäten festhalten, leuchtet ein.

Lange mit diesen Ideen beschäftigt, fand ich in Ägypten das Genie, welches sie befruchtete. Ich sage nichts, qui a compagnon, a maitre, aber unter uns: Haben mich hier meine Vermutungen nicht getrogen, so werden Sie binnen Jahresfrist von einem Institute unter den Kassuben auf meiner Herrschaft hören, begründet nach dem Muster von Trakehnen. Suffit! Ich kann sagen, ich schwärme dafür, mein Dromedar ist mir nicht so lieb wie dieser Gedanke, von dessen Ausführung ich mir ungeheure Resultate verspreche.«

Semilasso, der diese Gedanken mit großem Feuer vortrug, ließ unerörtert, ob er auch bei seinen Standesgenossen Vollblut zu schaffen für möglich halte, Vollblut, nicht im aristokratischen, sondern im physischen Sinne. Aber mit graziösem Lächeln setzte er hinzu: »Ich bedaure nur eins, daß ich nicht mehr in den Jahren bin, um selbst praktisch die Sache angreifen zu können, ich werde mich leider auf die Verwaltung beschränken müssen, auf die trockene Verwaltung.«


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