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Unerschöpflichen Stoff zum Nachdenken und zur Prüfung ihres tieferen Gehalts boten ihm die kultischen Bräuche der Eingeborenen, das, was der Europäer in seinem Dünkel und seiner Unwissenheit als Aberglauben bezeichnet. Für das Vorhandensein unbekannter Kräfte im Menschen und in der Natur brauchte er nicht eigens Belege und Beweisführungen, er so wenig wie jeder Forscher, der nicht in der rohen Materie erstickt ist. Aber es war oft nicht leicht zu unterscheiden zwischen dem äußerlich gewohnheitsmäßigen und dem was geheimnisvoll und ehrwürdig von Religion und Mythos herkam. Er legte seine Beobachtungen in zahlreichen Notizen nieder, die er dann in seinem Buch über den Wahn verarbeitete.
Wenn der Beginn der Regenzeit sich verzögerte, konnte es vorkommen, daß zwei Männer einander mit Ruten den nackten Leib blutig peitschten. Das Blut, das sie sahen und an sich rinnen fühlten, gab ihnen die Gewißheit des nahen Regens. Sie hielten die Seele für einen Vogel, daher steckte eine Mutter ihr Kind, wenn es die ersten Gehversuche machte in einen Hühnerkorb und lockte es mit dem Ruf Kluck-Kluck. Erde und Himmel und Menschenleib dünkten ihnen verschwistert, weshalb sich nach der Aussaat der Bauer und sein Weib des Nachts auf dem Felde ehelich vereinigten, um die Fruchtbarkeit des Ackers zu sichern. In einer Familie ereignete sich ein Unglücksfall, da wurde ein Kessel mit Wasser und vielen Kräutern aufs Feuer gestellt, die Frau hielt den Kopf dicht über das Gebräu, atmete die betäubenden Dämpfe ein und während sie in Verzückung und Krämpfe verfiel, trieb sie mit irren Worten und Gebärden den bösen Geist aus dem Hause. Es gibt einen Tag der Dämonenvertreibung, den Tag des schwarzen Mondes. An einem Kreuzweg werden Speisen hingestellt, Früchte und Fleisch. Ein Horn ruft die Dämonen zur Mahlzeit. Die Männer zünden ihre Fackeln an der heiligen Lampe an und ziehen nach allen Richtungen in die Dunkelheit, die daheimgebliebenen Frauen, Greise und Kinder erzeugen durch Klappern auf Balken und Reisblöcken einen ohrenbetäubenden Lärm. Da flüchten die Dämonen zum Kreuzweg und wenn der letzte angelangt ist, folgt dem Aufruhr ein Todesschweigen, das bis zum Morgen dauert. An die Türen werden Dornenkränze gehängt, um Freunde zu warnen; die Kranken werden aus den Verstecken geholt, wohin man sie gebracht hat, damit die Dämonen nicht zu ihnen zurückkehren, denn jede Krankheit hat ihren eigenen Dämon. Der Reis, der sie nährt, ist ein Gott, mit höchster Verehrung sprechen sie von ihm. Die Erntefeier besteht in einem Hochzeitsfest, bei dem sich der Reisbräutigam und die Reisbraut vermählen. Sie werden als Garben in eine geschmückte Scheune gebracht und vierzig Tage lang darf niemand die Scheune betreten, um das junge Paar nicht zu stören.