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Worin der spanische Barbar seine Erzählung fortsetzt.
Der Tag zögerte länger als gewöhnlich, sich der Welt zu zeigen, weil der Rauch und die Asche von dem Waldbrande, der noch nicht erloschen war, die Stralen der Sonne verhinderten in jener Gegend, zur Erde zu dringen. Der spanische Barbar befahl seinem Sohne, auf dem gewöhnlichen Wege die Höhle zu verlassen und Kundschaft einzuziehen, wie es auf der Insel stehe.
Die übrigen hatten die Nacht in unterbrochenem Schlummer zugebracht, denn der Kummer und Schmerz über den Tod ihrer Amme ließ Auristela nicht schlafen, und ihre Unruhe hielt auch Periander wach. Er ging mit Auristela hinaus ins Freie, und sie sahen, daß die Natur diesen Ort so erschaffen und gebaut hatte, als sei er durch Fleiß und Kunst eingerichtet. Er war rund, von hohen, kahlen Felsen rings eingeschlossen und erstreckte sich so weit, daß er wol eine Meile im Umkreis haben mochte. Er war ganz mit Bäumen bewachsen, welche, wenn auch nur wilde, doch eßbare Früchte lieferten! der Rasen war sehr grün, denn die vielen Quellen, welche den Felsen entströmten, hielten ihn beständig frisch, und so war das Ganze ein lieblicher, erfreulicher Aufenthalt.
Oer Spanier kam zu ihnen und sprach: »Kommt nun, meine Freunde, laßt uns die Entschlafene bestatten, und hört dann das Ende meiner Erzählung.«
Sie folgten ihm; Clelia ward in die Höhlung eines Felsen gelegt und dann mit Erde und kleinen Steinen bedeckt. Auristela bat den Spanier, ein Kreuz auf ihr Grab zu setzen, zum Zeichen, daß dort ein Christ bestattet sei, und der Spanier versprach, er wolle ein großes Kreuz, das er in seiner Behausung habe, herbeischaffen und auf dem Grabe befestigen. Sie sagten der Todten das letzte Lebewohl; Auristela fing wieder an zu weinen, und ihre Augen machten auch sogleich Perianders Augen fließen.
Unterdeß sie nun die Rückkehr des jungen Barbaren erwarteten, begaben sie sich wieder in die Höhle, wo sie geschlafen hatten, um sich gegen die Kälte zu verwahren, welche beim Anbruch des Morgens strenger ward, und nachdem sie sich auf den weichen Fellen niedergelassen, bat der Barbar um ihre Aufmerksamkeit, und fuhr folgendermaßen in seiner Erzählung fort:
»Wie ich gestern erzählte, wurde mir das Boot nun wieder von der Fluth entrissen, und ich mußte mit ihm zugleich auch jeder Hoffnung auf Rettung entsagen, wie ich auch jetzt noch an ihr verzweifle. Ich sah diesen Ort, und er erschien mir wie eine Schaubühne, welche die Natur erbaut hatte, um hier die Tragödie meines Mißgeschicks aufzuführen. Ich war erstaunt, keine Menschen zu erblicken, sondern nur wilde Ziegen und kleinere Thiere von verschiedener Gattung. Ich durchsuchte die ganze Umgebung und fand in dem Felsen diese Höhle, welche ich zu meiner Wohnung erwählte.
Als ich Alles durchforscht hatte, kehrte ich zu dem Eingange zurück, der mich hereingeführt hatte, um zu horchen, ob ich eine menschliche Stimme vernähme oder Jemand finden könne, der mir sagte, wo ich sei; und das gute Glück und der mitleidige Himmel, der mich noch nicht ganz vergessen hatte, sandte mir eine junge Wilde von ungefähr funfzehn Jahren, die unter den Felsen, Klippen und Gesteinen des Meeres nach bunten Muscheln und wohlschmeckenden Austern suchte. Sie erschrak, als sie mich sah, ihre Füße wurzelten am Boden, sie ließ die Muscheln und Schalen aus den Händen fallen. Ich faßte sie in meine Arme, und ohne daß ich ein Wort sprach, und sie eben so wenig, ging ich mit ihr durch die Höhle und brachte sie an diesen Ort, wo wir jetzt sind. Ich setzte sie auf den Boden, küßte ihre Hände, streichelte ihr Gesicht und suchte mich ihr durch Zeichen und Geberden so viel ich konnte sanft und liebreich zu bezeigen. Als sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte, betrachtete sie mich aufmerksam mit großen Augen, dann betastete sie mich am ganzen Körper, und fing nun an, da sie alle Furcht verloren hatte, nach Zwischenräumen zu lachen, indem sie mich umarmte. Dann nahm sie aus dem Busen ein Stück Brot, auf eigne Art, aber nicht von Weizen gemacht, steckte es mir in den Mund, redete in ihrer Sprache zu mir und bat mich, wie ich nachher erfahren habe, ich möge essen; ich that es, denn ich hatte es sehr nöthig; sie ergriff mich bei der Hand und führte mich zur Quelle, die ihr dort seht, wo sie ebenfalls durch Zeichen mich bat, zu trinken.
Ich konnte nicht aufhören sie anzuschauen, denn sie schien mir eher ein Engel des Himmels als eine irdische Wilde. Wir kehrten zum Eingang der Höhle, zurück, wo ich sie mit Zeichen und Worten, die sie nicht verstand, bat, als ob sie sie verstanden hätte, sie möge mich wieder besuchen. Ich umarmte sie von Neuem, und sie, fromm und einfach, küßte mich auf die Stirn und gab mir deutlich durch Zeichen zu verstehen, sie werde wieder kommen.
Als sie mich verlassen hatte, kehrte ich an diesen Ort zurück, um von den Früchten, mit denen einige dieser Bäume belastet waren, zu pflücken und zu kosten. Ich fand große und kleine Nüsse und einige wilde Birnen. Ich dankte Gott für diesen Fund und richtete meine sinkende Hoffnung wieder auf. Ich brachte die Nacht hier zu, erwartete den Tag und mit ihm die Rückkehr meiner schönen Wilden; fürchtete aber doch zugleich, sie könne mich den Barbaren, von denen die Insel, wie ich glaubte, bewohnt sein müsse, entdecken und überliefern; aber ich ward von dieser Furcht befreit, da ich sie, als der Tag etwas höher gestiegen war, wiederkommen sah, schön wie die Sonne, sanft wie ein Lamm und von Niemand begleitet, der mich hätte beschädigen können, sondern mit Nahrungsmitteln zu meiner Erhaltung beladen.«
So weit war der wackre Spanier in seiner Erzählung gekommen, als jener Ausgesandte mit Nachricht von der Insel zurückkam. Er erzählte: es sei fast Alles verbrannt und alle oder doch die meisten Barbaren getödtet, einige durch das Feuer, andere durch das Schwert, und wären auch wenige mit dem Leben davongekommen, so müßten es die sein, welche sich mit mehreren Flößen auf die See gerettet hätten, um im Wasser dem Feuer der Erde zu entfliehen; es sei auch jetzt keine Gefahr mehr dabei, hier heraus zu gehen und die Insel da, wo das Feuer es gestattete, zu durchstreichen. Jeder möge nun auf Mittel denken, diesem unglückseligen Boden zu entfliehen; in der Nähe gebe es noch andere Inseln, von einem weniger wilden Volke bewohnt, und vielleicht würde sich auch ihr Schicksal ändern mit der Veränderung des Ortes.
»Beruhige Dich noch ein wenig, mein Sohn,« sprach Antonio, »denn ich erzähle unsern Gästen meine Begebenheiten, und es fehlt nicht mehr viel, obschon mein Unglück nie ein Ende erreicht.«
»Bemühe Dich nicht, mein theurer Herr,« sprach die ältere Frau, »Alles so ausführlich zu erzählen; denn vielleicht ermüdest Du Dich und die Andern. Überlaß es mir, zu berichten, was noch übrig ist, wenigstens bis zu dem Punkte, wo wir uns jetzt befinden.«
»Ich bin es zufrieden,« erwiederte der Spanier, »denn es wird mir Vergnügen machen, zu hören, wie Du erzählst.«
»Es geschah also,« fuhr die Frau fort, »daß aus meinem öfteren Kommen und Gehen nach diesem Ort von mir und meinem Gatten dieser Knabe und dies Mädchen entsprangen. Ich nenne diesen Mann meinen Gatten, denn ehe er sich mit mir verband, gab er mir das Versprechen, es zu sein, auf die Weise, wie er sagt, daß es bei wahren Christen gebräuchlich ist. Er hat mir seine Sprache gelehrt, und ich ihm die meinige; ebensowol unterrichtete er mich in dem christlich-katholischen Glauben, und taufte mich in jener Quelle, obwol nicht mit all den Ceremonien, die, wie er mir sagte, in seinem Lande üblich sind.
Er machte mir seine Religion deutlich, wie er sie kennt, die ich in mein Herz und meine Seele aufnahm und an die ich mit fester Überzeugung glaube. Ich glaube an die heiligste Dreifaltigkeit, Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den heiligen Geist, drei verschiedene Personen, und alle drei ein einziger, wahrer Gott; und ist auch der Vater Gott, der Sohn Gott, und der heilige Geist Gott, so sind doch nicht drei verschiedene Götter, sondern ein einiger, wahrer Gott. Auch glaube ich Alles, was die heilige römisch-katholische Kirche für wahr hält und glaubt, die regiert wird durch den heiligen Geist und geleitet durch den obersten Bischof, der Statthalter und Stellvertreter Gottes auf Erden ist, rechtmäßiger Nachfolger des heiligen Petrus und erster Hirt nach Jesu Christo, welcher der erste und höchste Hirt seiner Braut, der Kirche, ist. Er erzählte mir Wunderbares von der unbefleckten Jungfrau Maria, der Königin des Himmels, der Herrscherin über die Engel und über uns, dem Kleinod des Vaters, dem Heiligenschrein des Sohnes, der Braut des heiligen Geistes und der Helferin und Zuflucht der Sünder. Außer diesen hat er mir noch viele andere Dinge gelehrt, die ich nicht wiederhole; denn ich glaube, was ich sagte, ist genug, damit ihr einseht, daß ich eine katholische Christin bin. Ich Einfältige und ihm im Mitleid hingegeben, vertraute ihm einen noch unangebauten Geist, und er, Dank dem Himmel, bildete ihn um in einen frommen; eben so schenkte ich ihm meinen Leib, in der Ueberzeugung, keine Sünde zu begehen, und aus unserm Bündniß erwuchsen diese beiden Kinder, und wir vermehrten so die Zahl Derer, die den wahren Gott anbeten.
Von Zeit zu Zeit brachte ich ihm von dem Golde, woran diese Insel Überfluß hat, und Perlen, die ich aufbewahrte, in der Hoffnung, den beglückten Tag zu sehen, der uns aus diesem Gefängniß befreit und dahin führt, wo wir uns mit Sicherheit und Ruhe, und ohne Vorwurf des Gewissens, zu der Heerde Christi zählen können, den ich vor jenem Kreuz verehre.
Dies, was ich gesprochen habe, schien mir nur noch an der Erzählung meines Mannes Antonio zu fehlen«; denn so hieß der spanische Barbar, welcher erwiederte: »Du sagst die Wahrheit, meine Ricla,« denn dies war der Name der Frau.
Beide hatten durch ihre wunderbare Geschichte alle Zuhörer in Staunen gesetzt; diese überhäuften sie mit Lobeserhebungen und ermahnten sie, Hoffnung und Vertrauen für die Zukunft zu fassen, vorzüglich Auristela, welche die Mutter und Tochter sehr liebgewonnen hatte.
Der junge Barbar, welcher Antonio hieß, wie sein Vater, meinte, es sei nicht dienlich, länger unthätig zu bleiben; sie sollten vielmehr Mittel und Wege ersinnen, aus diesem Verschluß zu entkommen; denn wenn das Feuer auf der Insel, das sich schnell verbreitete, über die Berge kommen, oder, vom Winde getrieben, an diesem Ort niederfallen sollte, so müßten sie Alle verbrennen.
»Du sagst die Wahrheit, mein Sohn,« antwortete der Vater.
»Ich bin der Meinung,« sprach Ricla, »daß wir noch zwei Tage warten; denn von einer Insel, die so nahe liegt, daß ich sie manchmal, wenn die Sonne hell scheint und das Meer ruhig ist, von hier aus sehen kann, kommen die Einwohner zuweilen zu uns herüber, um Etwas zu verkaufen oder was sie bringen, mit dem, was wir ihnen geben, zu vertauschen. Ich will hier heraus gehen, und weil mich Niemand hören oder hindern kann, denn die Todten hören nicht und hindern uns an nichts, so will ich jene Leute zu bewegen suchen, daß sie mir eine Barke verkaufen, so theuer sie wollen; ich werde ihnen sagen, daß ich sie brauche, um mit meinem Mann und meinen Kindern, die ich vor der Wuth des Feuers in eine Höhle gerettet habe, von hier zu entkommen. Ihr müßt wissen, daß diese Barken von Holz sind und mit starkem Leder überzogen, fest genug, daß an den Seiten kein Wasser eindringen kann; aber, wie ich bemerkt habe, schiffen sie nie anders als bei ruhigem Meere, und haben jene ausgespannten Tücher nicht, wie ich sie auf andern Schiffen gesehen habe, die zuweilen an unsere Ufer kommen, um Jungfrauen oder Männer zu verkaufen, zum Zweck jenes thörichten Wahnes, von dem ich wol gehört habe und der schon seit langer Zeit auf dieser Insel herrscht. Ich denke deswegen, daß diese kleinen Fahrzeuge nicht stark genug sind, um sich damit auf das hohe Meer zu begeben, und in die Stürme und Ungewitter, die dort, wie sie sagen, alle Augenblicke kommen.«
Periander fragte darauf: »Hat Sennor Antonio dies Mittel nie versucht in den vielen Jahren, die er hier verlebte?«
»Nein,« antwortete Ricla, »denn die vielen Augen, welche mich überall sahen, ließen mir keine Freiheit, um mit den Besitzern der Schiffe einig zu werden; auch wußte ich keinen Vorwand für diesen Kauf anzugeben.«
»Dies war die Ursache,« sprach Antonio, »und nicht die Furcht, mich jenen schwachen Fahrzeugen anzuvertrauen; aber aber jetzt, da mir der Himmel dies Mittel gesendet hat, denke ich, es zu ergreifen. Meine schöne Ricla wird Acht geben, wenn die Kaufleute von der andern Insel kommen, und ohne auf den Preis zu sehen, eine Barke und den gehörigen Mundvorrath kaufen, zu jenem erwähnten Zweck.«
Alle vereinigten sich zu dieser Meinung, und da sie ihren Zufluchtsort verließen, mußten sie über die Verheerung erstaunen, die das Feuer und die Waffen angerichtet hatten. Hier sahen sie nur Leichen auf vielfache Art verstümmelt, wie Wuth und Zorn es vermochten. Sie sahen auch, daß die am Leben gebliebenen Einwohner sich auf ihre Flöße gerettet hatten und von weitem die fürchterliche Zerstörung, welche das Feuer in ihrer Heimath angerichtet hatte, betrachteten. Einige waren nach der Insel übergefahren, auf welcher der Kerker für die Gefangenen war. Auristela wünschte auch hinüberzuschiffen, um zu untersuchen, ob in der finstern Grube noch Unglückliche aufbewahrt wären; dies war aber nicht nöthig, denn sie sahen ein Floß anlanden und darauf ungefähr zwanzig Personen, die sie an ihrer Tracht als jene Armen erkannten, die in der Grube gesessen hatten.
Sie stiegen ans Ufer, küßten die Erde, und schienen fast das Feuer anzubeten, weil der Barbar, der sie aus dem finstern Kerker zog, ihnen gesagt hatte, daß die Insel brenne, und daß sie nichts mehr von den Wilden zu fürchten hätten. Die schon früher Befreiten empfingen sie freundlich und trösteten sie, so gut es ihnen möglich war; Einige erzählten von ihrem Elend, und Andere blieben schweigend, weil sie keine Worte finden konnten, es zu schildern.
Ricla wunderte sich, wie ein Barbar so mitleidig habe sein können, sie von dort zu befreien, und daß nicht vielmehr ein Theil von denjenigen, die sich auf die Flöße gerettet hatten, nach der Gefängnißinsel hinübergefahren war. Einer der Gefangenen sagte: der Wilde, welcher sie befreit, habe ihnen in italienischer Sprache die ganze furchtbare Begebenheit auf der brennenden Insel erzählt und ihnen gerathen, hinüberzufahren und sich durch das Gold und die Perlen, welche sie dort finden würden, einen Ersatz für ihre Leiden zu schaffen. Er wollte auf einem anderen Floß, das noch da war, nachkommen, um dann bei ihnen zu bleiben und nachher ein Mittel zu ihrer Rettung aufzufinden suchen.
Die Begebenheiten, welche die Gefangenen erzählten, waren so mannichfaltig, so wunderbar und so unglücklich, daß einige derselben die Zuhörer zum Weinen und andere zum Lachen bewogen.
Unterdeß sahen sie ungefähr sechs jener Schiffe, von denen Ricla gesprochen hatte, der Insel nahen; sie legten an, brachten aber ihre Waaren nicht ans Land, weil sie die Barbaren nicht zum Einkaufen kommen sahen. Ricla handelte mit ihnen um alle angekommenen Fahrzeuge sammt ihrem Inhalt, ohne daß sie doch die Absicht hatte, sie alle zu nehmen; sie verkauften ihr auch nur vier, weil sie zwei für die Rückfahrt behalten wollten. Das Verlangte wurde mit großer Freigebigkeit und ohne zu dingen bezahlt. Ricla ging in ihre Höhle und brachte ihnen von den Barren jenen ungeformten Goldes so viel sie verlangten. Zwei Barken gab sie nun Denen, die aus der Grube befreit waren, und zwei behielt sie für sich, die Ihrigen und ihre neuen Freunde. In die eine wurden alle Vorräthe, die sich auftreiben ließen, gebracht, und vier Personen von den kürzlich Befreiten, und in die andere stiegen Auristela, Periander, Antonio der Vater und Antonio der Sohn, die schöne Ricla, die kluge Transila und die liebliche Constanze, Ricla's und Antonio's Tochter.
Auristela wollte von der Asche ihrer geliebten Clelia Abschied nehmen, und Alle begleiteten sie noch ein Mal nach jener Gegend. Sie weinte auf dem Grabe, und unter Thränen des Kummers und Zeichen der Freude kehrten sie zurück, um sich einzuschiffen, nachdem sie sich erst am Ufer auf die Knie geworfen und den Himmel in einem andächtigen, demüthigen Gebete angefleht hatten, ihnen eine glückliche Reise zu verleihen und sie die Wege zu führen, die sie nehmen sollten.
Das Schiff, in dem Periander war, diente zum Admiralschiff, welchem die übrigen folgten. Als sie aber eben die Ruder ins Wasser tauchen wollten, denn Segel hatten sie nicht, kam ein stattlicher Barbar ans Ufer gelaufen, der mit lauter Stimme und in toscanischer Sprache rief:
»Wenn ihr, die ihr in diesen Barken abfahren wollt, Christen seid, so nehmt Einen auf, der auch ein Christ ist, und euch im Namen des wahren Gottes darum bittet.«
Aus einem der andern Schiffe rief Einer: »Das ist der Mann, welcher uns aus der Grube zog. Wenn ihr so edelmüthig handeln wollt wie es euch eigen ist,« und dies sagte er, indem er sich zu Denen wandte, die im ersten Schiffe waren, »so wäre es wol gut, wenn ihr ihm die Wohlthat lohntet, die er uns erzeigte, indem ihr ihn mit in unsre Gesellschaft aufnehmt.«
Als Periander dies hörte, befahl er Dem, der gesprochen hatte, seine Barke wieder ans Land zu rudern und den neu Angekommenen in die aufzunehmen, worin sich die Lebensmittel befanden. Da dies geschehen war, erhoben Alle die Stimmen mit fröhlichem Ruf, und die Ruder ergreifend begannen sie wohlgemuth ihre Reise.