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Die Vorhersagung des alten Mechanikus war eingetroffen, denn mit dem letzten Tag der Woche waren auch die Maschinen der Dampfmühle fertig aufgestellt. Der Baron, so unmutig er anfangs gewesen war, hatte in der Freude seines Herzens, als der erste Versuch glücklich gelungen war, den Alten und seine Gesellen reichlich beschenkt entlassen und auf Sonntag alle seine Nachbarn in der Umgegend eingeladen, um mit einem kleinen Feste seine Mühle einzuweihen. So glücklich und heiter er an diesem Tage war, so fröhlich und jovial er seine zahlreichen Gäste empfing, so entging es doch Fröbens beobachtenden Blicken nicht, daß er die arme Josephe mit hunderterlei Aufträgen und Anordnungen plagte, daß sie ihm nichts zu Dank machen konnte. Bald sollte sie in der Küche sein, um das Gesinde anzutreiben und selbst mitzuhelfen, bald besserte er dies oder jenes an ihrem Putz, bald wollte er vor Ungeduld verzweifeln, wenn sie nicht schnell genug die Treppe herabflog um mit ihm am Portal die Ankommenden zu empfangen, bald wollte er die Tafel so oder anders gestellt haben, bald wollte er den Kaffee im Garten, bald im Salon trinken. Mit Engelsgeduld und einer Resignation, die dem Freunde unbegreiflich war, ertrug sie alle diese Unbilden. Sie war überall, sorgte für alles und wußte sogar einen Augenblick zu finden um den Gastfreund zu fragen, warum er gerade heute so trübe sei, ihn aufzumuntern, an der allgemeinen Fröhlichkeit teilzunehmen.
Allgemein entzückte die Schönheit, die behende Aufmerksamkeit der Hausfrau; die Männer priesen den Baron glücklich, einen solchen Schatz im Hause zu haben, und mehrere der älteren Damen sagten ihm unverhohlen ihre Bewunderung über die seltenen Talente zur Wirtschaft, über die Einsicht und Ordnung einer so jungen Frau. »Siehst du«, flüsterte der Glückliche Fröben zu, »siehst du, was eine Zucht wie die meinige Wunder wirkt? Ich bin im ganzen heute recht zufrieden mit ihr, aber wenn ich nicht im geheimen überall selbst nachhülfe, wie stünde es dann um die wirtschaftliche Ehre der Hausfrau! aber es macht sich, ich sagte es ja immer, es macht sich.« Die allgemeine Fröhlichkeit und der Wein steigerten Faldner immer höher, und es war endlich hohe Zeit, die Tafel aufzuheben, denn er und einige Herren aus der Nachbarschaft erlaubten sich schon Scherze und Anspielungen, welche jedes zartere Ohr beleidigten.
Man fuhr nach der neuen Dampfmühle, man weihte sie unter Scherz und Lachen förmlich ein, man ging wieder zurück, und erstaunte aufs neue über die geschmackvollen und doch so bequemen Anordnungen, welche Josephe indessen im Garten getroffen hatte. Sie hatte es gewagt, nach ihrer eigenen Erfindung schnell eine große geräumige Laube errichten zu lassen; alle möglichen Erfrischungen erwarteten dort die Gäste und ihr allgemeines Lob bewirkte ein Wunder, der Baron wurde nicht einmal ungehalten, daß man junge Eschen und Tannen aus seinem Wald zu der Laube verwendet, daß man seinen eigenen Plan, ein Zelt aus Brettern und Teppichen aufzuschlagen, nicht befolgt hatte. Er küßte seine Frau auf die Stirne und dankte ihr für die angenehme Überraschung.
Man setzte sich in bunten Reihen umher. Die Männer sprachen den alten Weinen des Hausherrn fleißig zu und bald hatte eine allgemeine Fröhlichkeit die Gesellschaft erfaßt. Man spielte witzige, geistreiche Spiele, und als die mutwillige Laune der Männer noch höher stieg, wurden sogar Pfänderspiele nicht verschmäht. So kam es, daß bei ihrer Auflösung auch Fröben sein Pfand mit einer Strafe lösen sollte und Josephe, welcher die Bestimmung dieser Strafe aufgelegt war, befahl ihm, eine wahre Geschichte aus seinem Leben zu erzählen. Man gab ihrer Wahl allgemeinen Beifall, der Baron schlug vor Freuden über seine kluge Frau in die Hände, und als Fröben zauderte und sich besann, rief er: »Nun, soll ich etwas für dich erzählen aus deinem Leben; etwa die pikante Geschichte von dem Mädchen vom Pont des Arts?«
Fröben errötete und sah ihn mißbilligend an; aber die Gesellschaft, die hier vielleicht ein lustiges Geheimnis ahnete, rief: »Die Geschichte von dem Mädchen, die Geschichte vom Pont des Arts«, und vielleicht nur um der Indiskretion seines Freundes zu entgehen, den der Wein schon etwas über die gewöhnlichen Grenzen hinausgerückt hatte, bequemte er sich zu erzählen; der Baron aber versprach der Gesellschaft, sobald der Erzähler von der genauen Wahrheit abweichen würde, wolle er Noten zu der Geschichte geben, denn er sei selbst dabeigewesen.