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Nach Ansicht der neueren Thierkundigen vertreten auch andere südamerikanische Wildhunde besondere Sippen oder Untersippen, so der für unsere Darstellung wichtige Maikong und ein ihm nahe stehender Verwandter die Gruppe der Halbwölfe, wie ich sie nennen will, um den klassischen Namen Thous sinnentsprechend wiederzugeben. Zur Kennzeichnung dieser Unterabtheilung bemerkt Gray, daß in dem aus 44 Zähnen bestehenden Gebisse oben jederseits zwei, unterseits drei höckerige Backenzähne sich finden, deren beide hinterste kreisrund sind und deren letzter durch seine sehr geringe Größe auffällt. Andere Merkmale ergeben sich aus der Beschreibung der zu schildernden Art.
Der Maikong oder Karasissi, Savannenhund der Ansiedler ( Canis cancrivorus , C. brasiliensis, Thous und Lycalopex cancrivorus), ist, nach dem, was ich an einem lebenden Stücke gesehen habe, ein schakalähnlicher, schlank gebauter, hochläufiger Wildhund, mit kurzem, breitem, stumpfschnauzigem Kopfe, mittelgroßen, am Grunde weit von einander abstehenden, oben gerundeten Ohren, schiefgestellten, rothbraunen, eirundsternigen Augen und fast bis zum Boden herabhängendem Schwanze, von ungefähr 90 Centim. Gesammt- oder 65 Centim. Leibes- und 28 Centim. Schwanzlänge und etwa 55 Centim. Schulterhöhe. Der Balg besteht aus mittellangen, rauhen Grannen, welche das spärliche Wollhaar vollständig bedecken. Seine Gesammtfärbung ist ein ziemlich gleichmäßiges Fahlgrau, welches auf dem Rücken, zumal in der Schultergegend, wegen der hier schwarz endenden Haare dunkelt und nach unten durch Fahlgrau in Gelblichweiß und Reinweiß übergeht. Die Augengegend ist lichter, gelblichweiß; die Ohren sind außen am Grunde röthlichfahl, an der Spitze braunschwarz, innen mit gelbweißen Haaren besetzt und licht gerandet. Sehr dunkle Färbung haben auch die Lippen und die Schnauzenspitze, ein Kinnfleck und die Läufe bis zum Hand- oder Fersengelenke herab, licht, d. h. gelblichweiß, sehen außer den schon genannten Theilen ein vollständiges Kreuz in der Schlüsselbeingegend aus, welches von der Kehle an bis zur Oberbrust herabreicht und seitlich in ziemlich breiten Streifen bis gegen die Achseln hin sich fortsetzt. Die einzelnen Haare sind gelblich oder weißlich an der Wurzel, sodann grau und endlich dunkel zugespitzt.
Schon die Spanier sollen diesen Wildhund auf den Antillen als Hausthier vorgefunden haben. Seitdem ist er von dort verschwunden; noch gegenwärtig aber wird er, falls Schomburgks Angabe begründet ist, von vielen Indianern wenigstens als halbes Hausthier benutzt. »Bergreiche Gegenden«, sagt genannter Forscher, »mit dazwischen gestreuten waldigen Steppen sowie die Umsäumung der Savannenflüsse scheinen der Lieblingsaufenthalt des schlauen und klugen Thieres zu sein. Dort lebt und jagt es in ganzen Koppeln. In der offenen Savanne scheinen diese Hunde ihre Jagdbeute mehr mit den Augen als mit der Nase auszuspähen; im Walde ist das Gegentheil der Fall: hier verfolgen sie auch ihre Beute jedesmal unter lautem Gebell. Gelingt es einer Koppel, eine Niederung zu beschleichen und unbemerkt in diese einzudringen, so entgehen ihr nur einige der auf den Dächern und nahen Gesträuchen schlafenden Hühner und Papageien. Ein solcher Ueberfall des Federviehstandes und die ihn begleitende Würgerei unter demselben geschieht so geräuschlos, daß die beraubten Besitzer meist erst ihren Verlust mit anbrechendem Morgen kennen lernen. Die Beute verzehren die Räuber niemals an dein Orte, wo sie dieselbe gewürgt, sondern immer erst im Walde oder in einem sonstigen Schlupfwinkel. Indianer versicherten, daß sie selbst Rehe und Nachzügler der Wasserschweinherden jagen, um das endlich ermattete Thier niederzureißen.
»Für die Indianer hat der Maikong namentlich aus dem Grunde besonderen Werth, weil aus der Kreuzung desselben mit ihren Hunden sehr gesuchte Jagdhunde hervorgehen. Die Bastarde schlagen in ihrer Gestalt mehr nach dem Hunde als nach dem Maikong. Sie sind ungemein schlank, tragen die Ohren immer aufgerichtet und übertreffen in Bezug auf Ausdauer, Fertigkeit und Gewandtheit im Aufsuchen und Jagen des Wildes jeden anderen Hund. In der Ansiedlung wird ein solcher Blendling, welcher zur Jagd auf Rehe, Wasserschweine und Tapire abgerichtet ist, gewöhnlich mit zehn bis zwölf Thalern bezahlt. Der Besitz eines gezähmten Maikong gehört daher zu den besonderen Reichthümern der Indianer. Doch muß das Thier fortwährend an Stricken gehalten werden, da ihm keine Abrichtung seine Raubgelüste abgewöhnen kann. Schrankenlose Verwirrung bringt er unter dem Federvieh seines Herrn hervor, sobald ihm die Nachlässigkeit des Besitzers den Strick nicht festgebunden. Gekochtes Fleisch, Fische und Früchte sind das Futter, womit ihn der Indianer erhält.«
Ich habe hier einzuschalten, daß Hensel die Angabe Schomburgks, jene Hunde seien Blendlinge vom Maikong und dem Haushunde, bezweifelt. »Eine solche Behauptung«, sagt er »ist in hohem Grade unwahrscheinlich. Ohne Zweifel stimmen die Hunde der Indianer Guianas mit den brasilianischen Rehhunden überein. Hätte eine Kreuzung stattgefunden, so müßte dies an dem Schädel der Blendlinge augenblicklich zu erkennen sein, da der Maikong an Schädel und Gebiß sehr leicht von den Füchsen, mehr aber noch von dem Haushunde zu unterscheiden ist. Man sollte also Bedenken tragen, die Ansicht Schomburgks wissenschaftlich zu verwerthen, bevor nicht die Thatsache thierkundlich nachgewiesen ist.«
»Der von mir auf das Schießen oder Fangen des Maikongs eingesetzte Preis«, fährt Schomburgk fort, »trieb die versammelten Indianer fast täglich zu allgemeinen Treibjagden in die Niederungen und Thäler am Torong und Yauwise, bei denen jedesmal das Gras des Gebietes, welches abgejagt werden sollte, in Brand gesetzt wurde. Hatte das prachtvolle Schauspiel für uns auch schon seit längerer Zeit den Reiz der Neuheit verloren, so wurde dieser hier doch immer wieder durch die wunderbare Beleuchtung erneuert, welche es über die lieblichen Thäler und Felsenschluchten warf, wenn die Feuersäule sich in ununterbrochenem Wechsel über Hügel und Berge, durch Thäler und Schluchten wälzte.«
Ein gefangener Maikong, welchen ich pflegte, erinnerte durch sein Wesen und Betragen so vollständig an den altweltlichen Schakal, daß ich wenigstens keinen Unterschied herauszufinden vermochte. Er nährte sich nach anderer Wildhunde Art von allerlei Futter, obwohl er das Fleisch jeder anderen Nahrung vorzuziehen schien; doch fraß er auch Früchte und Milchbrod sehr gern. Uns gegenüber zeigte er sich anfänglich scheu und mistrauisch wie der Schabrakenschakal, später in gleicher Weise freundlicher und liebenswürdiger, je größeres Zutrauen er gewann.
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