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Breitohren ( Synotus).

Gewissermaßen ein Uebergangsglied von den Glatt- zu den Blattnasen bilden die Breitohren ( Synotus), kaum weniger absonderlich aussehende Geschöpfe, als die Blattnasen es sind. Die über dem Scheitel mit einander verwachsenen Ohren verleihen dem Gesichte einen eigenthümlichen Ausdruck. Ihre Außenränder erstrecken sich über den ganzen Mundwinkel hinaus nach vorne vor und enden zwischen Auge und Oberlippe; der Innenrand ist ziemlich gleichmäßig gerundet und von der Mitte an etwas stärker nach außen gebogen, der Außenrand tief ausgebaucht, der fast gerade Ohrdeckel von der Wurzel an stark verschmälert und im Grunde des Außenrandes mit deutlich vorspringenden Zähnen versehen. Die Flügel kennzeichnen sich durch ihre Schlankheit und Länge; das Sporenbein an der Ferse des Hinterfußes tragt einen abgerundeten, nach außen vorspringenden Hautlappen. Der Schwanz ist etwas länger als der Leib. Im Gebiß finden sich 34 Zähne und zwar in jedem Kieferaste des Oberkiefers zwei durch eine Lücke getrennte Vorderzähne, im Unterkiefer sechs geschlossene Schneidezähne, außerdem in jedem einzelnen Kiefer hinter den starken Eckzähnen zwei einspitzige und drei vielspitzige Backenzähne oder ein Lückzahn und vier Backenzähne.

Die Mopsfledermaus ( Synotus barbastellus , Vespertilio barbastellus, Barbastellus communis, Daubentonii) ist 9 Centim., ihr Schwanz 5 Centim. lang und klaftert 26 Centim. Die Oberseite des Pelzes hat dunkelschwarzbraune, die Unterseite etwas hellergraubraune, das einzelne Haar an der Wurzel schwarze, an der Spitze fahlbraune Färbung, die dickhäutigen Flughäute und Ohren sehen schwarzbraun aus.

Man kennt die Mopsfledermaus, laut Blasius, aus England, Frankreich, Italien, Deutschland, Schweden und der Krim. »Auch habe ich sie«, sagt unser Gewährsmann, »in Ungarn und im mittleren Rußland beobachtet und an den Alpen an verschiedenen Punkten bis zu den letzten Sennhütten hinauf angetroffen. So kommt sie am St. Gotthardt, im Oetz- und Fassathale, in den Tauern und Jurischen Alpen vor; auch im Harz ist sie bis zu den höchsten bewohnten Punkten nicht selten.« Nach Koch liebt sie besonders Gebirgsgegenden und sehr waldreiche Orte, tritt aber niemals gesellig auf und hängt sich auch während des Winterschlafes nur ausnahmsweise zu zweien oder dreien zusammen, obgleich sie sehr verträglich ist und weder mit Ihresgleichen hadert, noch andere Fledermausarten stört oder durch diese sich stören läßt. Zur vorübergehenden Tagesruhe verbirgt sie sich am liebsten in Mauerritzen, seltener hängt sie sich frei an dunklen Stellen von Felswänden oder in Gewölben und dergleichen Orten an. Nach Kolenati ist es wahrscheinlich, daß auch sie wandert, da sie in einzelnen Wintern an Orten, welche sie während des Sommers in ziemlicher Anzahl bewohnt, nur selten gefunden wird. Der Winterschlaf der Mopsfledermaus beginnt, laut Koch, erst bei vorgerückter, winterlicher Jahreszeit, mitunter tief im November, ist ein sehr leichter und unterbrochener und endet schon sehr früh, bei Beginn der ersten warmen Tage im Monat März oder schon Ende Februars. Bei anhaltendem Frost hält sie sich allerdings länger in ihrem Verstecke, ohne aber in der eigentlichen Bewußtlosigkeit des Winterschlafes zu verharren. Am liebsten bezieht sie alte Gewölbe, Keller, Kasematten, Burgverließe, Bergwerke und Felsenhöhlen, wogegen sie zu Kalkhöhlen keine besondere Neigung zu haben scheint und diese nur aufsucht, wenn keine andere, bessere Gelegenheit in der Nähe ist. Während des Winterschlafes hängen sie meist an den Hinterbeinen mit dem Kopfe nach unten; jedoch mehr an den Seitenwänden als an der Decke, dort mit den Vorderbeinen eine Stütze bildend, die Männchen meist ganz frei, die Weibchen zurückgezogen in Spalten. Weder in Gewölben noch in Bergwerken oder Höhlen geht die Mopsfledermaus weit in die Tiefe, wird vielmehr gewöhnlich gleich am Eingange, mitunter so nahe zu Tage gefunden, daß sie sowohl der Frost wie das Tageslicht erreicht. Koch hat sie wiederholt an solchen Orten angetroffen, wo sie, eingeschlossen von tropfsteinartigen Eiszapfen, in flachen Vertiefungen der Mauern hing. Bei gelindem Wetter unternimmt sie in ihren Herbergen kürzere Ausflüge und jagt dann namentlich auf Schmetterlinge, welche hier ebenfalls überwintern.

Im Sommer stellt sich die Mopsfledermaus im Freien ein, wenn kaum die Dämmerung begonnen hat, bei guter Witterung ebenso wohl wie bei Sturm und Regen, fliegt dann meist an Waldrändern und in Baumgärten, seltener zwischen den Gebäuden der Dörfer umher und richtet ihre Jagd hauptsächlich auf kleine Schmetterlinge. Sie fliegt sehr hoch und rasch in mannigfaltigen Biegungen und jähen Wendungen, nach Altum durchschnittlich in einer Höhe von etwa zehn Meter, bisweilen aber auch weit niedriger, etwa drei Meter über dem Boden, zumal wenn sie Gebüsche abtreiben will; in der Stadt hält sie gewöhnlich in der Höhe der Dächer inne. Die Begattung geschieht sehr zeitig, und die beiden Jungen kommen ziemlich früh zur Welt, sind deshalb auch im Herbste bereits vollständig ausgewachsen und den Alten ähnlich geworden.

Unter unseren einheimischen Arten ist die Mopsfledermaus am wenigsten zornig und bissig, fügt sich am leichtesten in die Gefangenschaft und hält in ihr, falls man es an einer genügenden Menge lebender Kerbthiere nicht fehlen läßt, recht leidlich aus. Selbst alt eingefangene gewöhnen sich rasch an den Pfleger, verlieren binnen wenig Tagen alle Scheu und werden bis zu einem gewissen Grade zahm.

Mopsfledermaus ( Synotus barbastellus).

Blattnasen oder Blutsauger ( Istiophora oder Phyllorhina und Phyllostomata) heißen die Mitglieder der letzten Hauptabtheilung, welche neuerdings als eine aus mehreren Familien bestehende Horde betrachtet wird. Alle hierher gehörigen Flatterthiere unterscheiden sich von den übrigen durch häutige Nasenaufsätze, deren Form mannigfachem Wechsel unterworfen ist, im wesentlichen aber aus einem mehr oder minder entwickelten Hautblatte auf der Nase besteht. Wenn dasselbe vollständig ist, wird es zusammengesetzt durch das Hufeisen, den Längskamm und die Lanzette, während es in seiner einfachsten Form als eine quer über die Nasenspitze verlaufende Hautfalte sich zeigt. Hinter den Nasenlöchern kommen außerdem bei den Mitgliedern unserer Gruppe vielfache eigentümliche Vertiefungen und Löcher und um die Nasenhäute, auf Lippen und Wangen regelmäßig gestellte Fleischwarzen vor, welche eine bestimmte Rolle spielen müssen, da sie erfahrungsmäßig den Thieren wichtiger als die Augen sind. Höchst wahrscheinlich schärfen sie den Geruchs- und Gefühlssinn; doch liegt hierüber ein Schleier, welcher bis jetzt noch nicht gelüftet werden konnte. »Auch manches andere Organ«, sagt Koch, »wurde bei den Blattnasen Gegenstand sinnender Betrachtung, ohne daß es gelungen wäre, den Zweck seines Daseins zu ergründen. So hat das Weibchen dieser Thiere außer den beiden jedem Handflügler zukommenden Brustwarzen noch zwei durchbohrte zitzenförmige Anhängsel unmittelbar über den Geschlechtstheilen, welche eine Lymphe absondern und nach den Beobachtungen Jäckels zum Ansaugen der Jungen dienen. Mögen diese Organe einen Zweck haben, welchen sie wollen, jedenfalls müssen sie als verkümmerte Bauchzitzen betrachtet werden, und es zeigt durch sie die letzte Familie der Handthiere schon eine Annäherung an die folgende Ordnung der Säugethiere, bei denen die Bauchzitzen Regel sind.« Gestalt und Entwickelung der Flughäute schwanken beinahe in ebenso weiten Grenzen wie bei den Glattnasen; ein genaues Eingehen auf diese Formverschiedenheit gehört jedoch nicht in den Bereich unserer Darstellung.

Die Blattnasen sind zahlreich über alle Erdtheile verbreitet, kommen aber nur in heißen und gemäßigten Ländern derselben vor. Manche werden inmitten großer Wälder, in hohlen Bäumen, an alten Stämmen und zwischen breiten Blättern von Palmen und anderen großblätterigen Pflanzen versteckt gefunden; die meisten verbergen sich bei Tage in Felsenhöhlen, in den Trümmern verfallener Gebäude, in dunklen Gewölben oder auch in dem Gebälke der Dächer. Gewisse Arten der Familie leben einzeln, andere, namentlich die höhlenbewohnenden, in ungeheuren Scharen zusammen. Mit Eintritt der Dämmerung erwachen sie aus ihrem Schlafe und fliegen oft die ganze Nacht durch. Der Flug ist bei den einen niedrig und schnell, bei den anderen höher und langsamer. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Kerbthieren, zumal Abend- und Nachtschmetterlingen, Käfern, Haften, Mücken, Eintagsfliegen; wohl die meisten von ihnen aber sind Blutsauger und überfallen Vögel und Säugethiere, auch selbst den Menschen während des Schlafes. Obgleich gegenwärtig vielfache Beobachtungen über das Blutsaugen vorliegen, schwebt doch noch ein eigenthümliches Dunkel, so recht im Sinne der Vampirsage, über dieser auffallenden Thätigkeit unserer Flatterthiere. Wahrscheinlich sind alle Blattnasen Blutsauger, jedoch bloß unter Umständen, und erklärt sich hieraus die Verschiedenheit der Berichte über ihr Treiben, welches ja ohnehin nur schwer beobachtet werden kann. Es dürfte zweckmäßig sein, einige Angaben der Reisenden über das Blutsaugen der Blattnasen hier zusammenzustellen, ohne die nächtlichen Thaten, wie von Seiten der meisten Reisenden geschehen, auf die eine oder die andere Art zu beziehen. Denn die Mittheilungen widersprechen sich in hohem Grade, und unter allen mir bekannten ist keine einzige, welche mit untrüglicher Bestimmtheit eine gewisse Art der ausländischen Blattnasen bezichtigte.

Die ältesten mir bekannten Angaben finde ich in meinem lieben alten Geßner. »In Darienen der Landschafft deß newen Lands worden die Hispanier in der Nacht von den Flädermäußen geplaget, welche, so sie einen schlaffenden vnversehens gebissen hatten, blutet er sich zu todt, dann man hat etliche von diesem Schaden todt gefunden. So dieses Thier einen Hanen oder Henne vnder offenem Himmel gefunden, hefftet es ihm den Angel in seinen Kamm vnd bringt ihn vmb, als Petrus Martyr schreibet. In mehrertheils Orten Parie oder Indie haben die Hispanier Flädermäuß, so nicht kleiner dann die Turteltauben gewesen, gefunden, welche angehends der Nacht auf sie schossen vnd sie mit irem vergifften Bisß taub machten also, daß sie da hinweg zu fliehen gezwungen worden, als obgenannter ausweiset. Solche Flädermäuß sollen auch in Vraba, der größten Insel deß newen Lands in einem Maß gefunden werden, nicht kleiner dann die obgenannten, thun auch gleichen schaden, als etliche Hispanier erfahren haben. Ancisus der Vogt oder Feldtherr, so dann ausgeworffen war, als ich ihn fraget von diesem vergifften Bisß, sagt er mir, daß er Sommerszeit, als er von Hitz wegen den Schenkel entdeckt, von einer Flädermäuß in eine Versen gebissen war, welches im nicht mehr Schaden gebracht hab, dann wenn er von einem andern vnvergifften Thier verletzt worden. Andere sagen, der Biß sei gantz vergifft, aber mit Meerwasser bestrichen, werde er von stund an heil, als der obgenannte lehret.«

Genaueres berichtet der Spanier Azara, welcher den Blutsauger »Mordedor«, zu Deutsch Beißer, nennt. »Zuweilen«, sagt er, »beißen sie sich in den Kamm und in die Kinnlappen der schlafenden Hühner ein, um ihnen Blut auszusaugen, und die Hühner sterben daran gewöhnlich, zumal wenn die Wunden, wie fast immer geschieht, sich entzünden. Ebenso beißen sie Pferde, Esel, Maulthiere und Kühe regelmäßig in die Seiten, die Schultern oder in den Hals, weil sie dort mit Leichtigkeit sich festhalten können. Dasselbe thun sie mit dem Menschen, wie ich bezeugen kann, weil ich selbst vier Mal in die Zehen gebissen worden bin, während ich unter freiem Himmel oder in Feldhäusern schlief. Die Wunde, welche sie mir beibrachten, ohne daß ich es fühlte, war rund oder länglichrund und hatte eine Linie im Durchmesser, aber so geringe Tiefe, daß sie kaum die ganze Haut durchdrang. Man erkannte sie durch aufgetriebene Ränder. Meiner Schätzung nach betrug das Blut, welches nach dem Bisse floß, etwa dritthalb Unzen. Allein bei Pferden und anderen Thieren mag diese Menge gegen drei Unzen betragen, und ich glaube, daß sie schon wegen des dicken Felles größere und tiefere Wunden an ihnen hervorbringen. Das Blut kommt nicht aus den Hohl- oder Schlagadern; denn bis dahin dringt die Wunde nicht ein, sondern bloß aus den Haargefäßen der Haut, aus denen sie es unzweifelhaft schlürfend und saugend herausziehen. Obgleich die mir beigebrachten Bisse einige Tage ein wenig schmerzten, waren sie doch von so geringer Bedeutung, daß ich weder ein Mittel dagegen anzuwenden brauchte, noch an meinem Gehen verhindert wurde. Weil sie also keine Gefahr bringen und die Thiere bloß in jenen Nächten Blut saugen, in denen ihnen andere Nahrung fehlt, fürchtet und verwahrt sich Niemand vor ihnen. Man erzählt, daß sie ihr Opfer mit den Flügeln an derjenigen Stelle, wo sie saugen wollen, fächeln, damit die Thiere nichts fühlen sollen.« Die übrigen volksthümlichen Anschauungen über den Vampir bestreitet Azara auf das nachdrücklichste.

»Folgt auf die brennende Hitze des Tages die Kühlung der hier immer gleich langen Nacht«, schildert Humboldt, »so können die Rinder und Pferde selbst dann nicht der Ruhe sich erfreuen. Ungeheuere Fledermäuse saugen ihnen während des Schlafes vampirartig das Blut aus oder hängen sich am Rücken fest, wo sie eiternde Wunden erregen, in welchen Mücken, Dasselfliegen und eine Schar stechender Kerfe sich ansiedelt.« In seiner Reisebeschreibung gedenkt derselbe Forscher nur einige Male der von ihm selbst beobachteten Blutsauger. »Ungeheuere Fledermäuse, wahrscheinlich der Sippe der Blattnasen ( Phyllostoma) angehörig, flatterten wie gewöhnlich einen guten Theil der Nacht über unseren Hängematten; man meint jeden Augenblick, sie wollen sich einem ins Gesicht einkrallen.« An einer anderen Stelle heißt es: »Bald darauf wurde unsere große Dogge von ungeheueren Fledermäusen, welche um unsere Hängematten flatterten, vorn an der Schnauze gebissen oder, wie die Eingeborenen sagen, gestochen. Sie hatten lange Schwänze wie die Molossen; ich glaube aber, daß es Blattnasen waren, deren mit Warzen besetzte Zunge ein Saugwerkzeug ist, welches sie bedeutend verengern können. Die Wunde war klein und rund; der Hund heulte kläglich, nicht aber aus Schmerz, sondern weil er über die Fledermäuse, als sie unter unseren Hängematten hervorkamen, erschrak. Dergleichen Fälle ereignen sich weit seltener, als man im Lande selbst glaubt. Obgleich wir in den Ländern, wo die vampirähnlichen Fledermausarten häufig sind, so manche Nacht unter freiem Himmel geschlafen haben, sind wir doch nie von ihnen gebissen worden. Ueberdem ist der Stich keineswegs gefährlich und der Schmerz meist so unbedeutend, daß man erst aufwacht, wenn die Fledermaus sich bereits davon gemacht hat«.

Rengger fügt den Angaben Azara's das Nachstehende hinzu: »Ich habe wohl hundert Male die Verletzung der Maulesel, Pferde und Ochsen untersucht, ohne über die Art, wie sie hervorgebracht, zur Gewißheit zu kommen. Die beinahe trichterförmige Wunde hat gewöhnlich einen Viertelzoll im Durchmesser, zuweilen etwas mehr, und je nach dem Theile des Körpers eine Tiefe von einer bis zu zwei Linien. Sie reicht niemals durch die Haut hindurch bis auf die Muskeln. Man bemerkt an ihr keinen Eindruck von Zähnen wie bei Bißwunden, hingegen ist ihr Rand immer sehr aufgelockert und angeschwollen. Ich kann daher nicht glauben, daß die Blattnasen ( Phyllostoma) und die Blattzüngler ( Glossophaga) zugleich vermittels eines Bisses den Saumthieren diese Wunden beibringen, wobei übrigens jedes schlafende Thier erwachen und sich seines Feindes entledigen würde. Vielmehr vermuthe ich, daß sie erst durch Saugen mit den Lippen die Haut unempfindlich machen, wie dies durch Aufsetzen von Schröpfköpfen geschieht, und dann, wenn sie angeschwollen ist, mit den Zähnen eine kleine Oeffnung zu Stande bringen. Durch diese bohren sie nun, wie mir wahrscheinlich ist, ihre ausdehnbare, gleichfalls zum Saugen dienende Zunge allmählich in die Haut hinein, wodurch die trichterförmige Aushöhlung entsteht. Die Unmöglichkeit, daß die Fledermäuse zu gleicher Zeit saugen und ihre Flügel bewegen, ist uns durch die Beschaffenheit der letzteren vergegenwärtigt. Da die Flügelhaut bis an das Fußgelenk herab mit den Beinen verbunden ist, wird es den Thieren unmöglich, sich mit den Füßen festzuhalten und zugleich die Füße zu gebrauchen; sie müßten also in der Luft schwebend saugen. Ich wenigstens sah die Fledermäuse immer auf die Pferde sich niedersetzen, wobei sie nothwendig die Flügel einziehen mußten. Auch wählen sie, um besser sich festhalten zu können, die behaarten oder die flachen Theile der Thiere und bringen daher den Pferden am Halse, auf dem Widerriste und an der Schwanzwurzel, den Mauleseln am Halse und auf dem Widerriste, den Ochsen auf den Schulterblättern und am Halslappen die Wunde bei. Diese hat an sich nichts Gefährliches, da aber zuweilen vier, fünf, sechs und noch mehr Fledermäuse in der nämlichen Nacht ein Saumthier ansaugen und dies sich oft mehrere Nächte hinter einander wiederholt, so werden die Thiere durch den Blutverlust sehr geschwächt und zwar um so viel mehr, als neben dem Blute, welches die Fledermäuse aussaugen, immer noch zwei bis drei Unzen aus jeder Wunde nachfließen. Auch legen die Schmeißfliegen nicht selten in die Wunden, und diese werden dann zu großen Geschwüren. Davon, daß Blattnasen auch Menschen ansaugen, kenne ich kein weiteres Beispiel, als dasjenige, welches Azara von sich selbst anführt«.

»Die berüchtigten, oft besprochenen Blutsauger«, sagt Burmeister, »denen man ohne Grund so viel Uebles nachgesagt hat, sind fast überall in Brasilien zu Hause und verrathen ihre Anwesenheit fast täglich durch Bisse an Reit- und Lastthieren. Allein sie richten hierdurch nur höchst selten Schaden oder Verlust an, weil die Blutmasse, welche sie den Thieren entziehen, sehr gering ist. Besonders in der kalten Jahreszeit, wo den Fledermäusen die Kerbthiere fehlen, bemerkt man die Bisse und zwar immer an ganz bestimmten Stellen, namentlich da, wo die Haare des Thieres einen Wirbel bilden und die Fledermäuse leicht bis auf die nackte Haut kommen können. Ich fand die meisten Bißwunden am Widerriste, besonders bei solchen Thieren, welche daselbst durch Reibung nackte oder blutrünstige Stellen hatten. Ein zweiter Lieblingsplatz ist die Schenkelfuge oben neben dem Becken, wo die Haare aus einander stehen; auch unten am Beine beißen sie gern, selten unter dem Halse. Am Kopfe, an Nase und Lippen kommen nur ausnahmsweise Wunden vor. So lange der Gaul oder der Esel noch wach ist, läßt er die Fledermäuse nicht heran; er wird unruhig, stampft, schüttelt sich und verscheucht den Feind, welcher ihn umschwirrt; nur schlafende Thiere lassen sich ruhig besaugen. Daß die Blattnasen dabei mit den Flügeln fächeln, ist eine Fabel. Mitunter werden saugende Fledermäuse von den Wächtern der Tropa, welche von Zeit zu Zeit nach den Thieren sehen, ergriffen, so eifrig und arglos sind sie bei ihrem Geschäfte. Von Bissen an Menschen habe ich keine sichere Erfahrung; mir ist Niemand vorgekommen, der gebissen worden wäre. Wie die Fledermaus beißt, läßt sich nicht mit völliger Sicherheit angeben. Man weiß nur, daß sie sich mit halbgeöffneter Flügelweite niedersetzt, die Haare etwas aus einander schiebt, das warzige Kinn fest niederdrückt und nun zu saugen beginnt. Die Wunde ist ein kleines, flaches Grübchen, welches nicht wie eine scharfe Stichwunde aussieht. Ich glaube, daß die Oeffnung meist erst bemerkt wird, nachdem die Fledermaus eine Stelle der Haut etwas emporgesogen hat, und nun die Spitze ein- oder abbeißt, aber mit den zwei spitzen Ober- und mittleren Schneidezähnen, nicht mit den Eckzähnen, welche dazu gar nicht sich eignen. Die Nachblutung, welche erfolgt, ist nie stark. Ein schmaler, getrockneter Blutstreifen ist alles, was man von ihr bemerkt. Von Fällen, daß das Thier an Blutverlust gestorben wäre, habe ich nie gehört. Geschwächt werden sie wohl nach täglich wiederholten Verlusten etwas, besonders weil gerade in der kalten Jahreszeit nirgends reichlich Futter zu haben ist; aber der Tod erfolgt bei solchen Thieren niemals als durch Ueberladung von seiten der Besitzer, woran das Thier wahrscheinlich ohne Blutverlust zu Grunde gegangen wäre.«

An diese Berichte schließen sich am besten die eingehenden Mittheilungen Hensels an, dessen Angaben vollen Glauben verdienen, obschon Hensel zuweilen von falschen Voraussetzungen ausgeht. »Man hat«, sagt er, »in Brasilien oft Gelegenheit, an Pferden und Maulthieren die Bißwunden zu sehen, welche ihnen blutsaugende Fledermäuse beigebracht haben. In Rio-de-Janeiro, wo der Hitze wegen alle Pferdeställe offen sind, muß man des Nachts in diesen Lampen anstecken und wehende Tücher aufhängen, um die Blutsauger zu vertreiben. Ich selbst habe an meinen eigenen Reit- und Lastthieren sowie auch an denen anderer zahlreiche Bißwunden beobachtet und gefunden, daß sie alle genau von derselben Beschaffenheit sind. Sie gleichen nämlich keineswegs den Wunden, welche ein Raubthier verursacht, in dessen Gebiß die Schneidezähne klein, die Eckzähne aber groß und spitz sind, so daß man an der gebissenen Stelle gewöhnlich vier Löcher bemerkt, welche von den Eckzähnen herrühren. Bei den von einem Raubthiergebiß verursachten Wunden ist in der Regel kein Stoffverlust vorhanden, und eine Blutung findet nur statt, wenn die Eckzähne tief eingedrungen sind und größere Gefäße verletzt haben. Nach dem Bisse kleiner Raubthiere, des Wiesels z. B., quillt auch nur eine sehr unbedeutende Menge Blut hervor, und die Wundränder schließen sich bald.

»Das Gebiß der meisten Blattnasen gleicht durch die Kleinheit der Schneidezähne und die Größe der Eckzähne vollkommen dem der Raubthiere, und die von ihnen herrührenden Wunden haben ganz das eben beschriebene Gepräge, wie man dies sehr leicht bei dem Fange dieser Thiere, welche sehr bissig sind, beobachten kann. Die Wunden aber, welche man an den von Blutsaugern gebissenen Pferden oder Maulthieren untersucht, sind von ganz anderer Beschaffenheit. Sie stellen eine kleine eiförmige Fläche vor, welche nur schwach vertieft ist und an Umfang etwa dem einer Linse gleicht. Die Schnittfläche ist nicht senkrecht gegen die Oberfläche der gebissenen Stelle gerichtet, wie dies bei Wunden durch Eckzähne der Fall sein würde, sondern geht ihr im ganzen parallel. Man könnte eine ähnliche Wunde hervorbringen, wenn man die Haut mit einer Greifzange etwas in die Höhe ziehen und nun, mit einem Messer wie beim Rasiren über die Haut fahrend, die hervorgehobene Stelle wegschneiden würde. Durch einen solchen Schnitt oder Biß, mit welchem immer ein Stoffverlust verbunden ist, wird eine große Anzahl feiner Hautgefäße durchschnitten, und es tritt sofort eine reichliche und lange dauernde Blutung ein. Wenn auch die Pferde am Abend oder in der Nacht von Blutsaugern gebissen wurden, so fließt nicht selten noch am nächsten Morgen das Blut in einem schmalen Streifen vom Halse der gebissenen Thiere zur Erde, oder über die Schulter und an den Vorderbeinen hinunter. Solche Wunden können nur durch große, eigenthümlich schaufelförmig gebaute und dabei scharfe Schneidezähne hervorgebracht werden. Ein solches Gebiß aber findet sich bloß bei den mit einander nahe verwandten Gattungen der Schneidflatterer ( Desmodus) und Kammzahnflatterer ( Diphylla). Ich habe daher die bestimmte Ueberzeugung, daß einzig und allein diese beiden Sippen unter allen Fledermäusen Blutsauger sind, und daß alle Erzählungen von anderen blutsaugenden Flatterthieren auf Irrthum oder Misverständnissen beruhen.«

Wie aus dem Nachfolgenden mit gar nicht anzuzweifelnder Sicherheit hervorgeht, ist die Folgerung Hensels irrthümlich, und würde er es jedenfalls vermieden haben, sich so bestimmt auszusprechen, hätte er sich daran erinnert, daß auch unsere europäischen, ja selbst deutschen Arten der Blattnasenfamilie erwiesenermaßen Blutsauger sind. Doch nimmt dieser Irrthum den Angaben Hensels meiner Ansicht nach nicht das geringste von ihrem Werthe.

»Zugleich mit dem Schneidflatterer«, fährt Hensel fort, »kommen noch andere Blattnasen vor; allein niemals zeigten die Pferde der Umgegend andere Wunden als die von jenem erhaltenen. An Rindern habe ich die Bißwunden niemals bemerkt, da diese Thiere ein zu starkes Fell haben; doch mag der Blutsauger wohl auch an sie gehen, wenn es an Pferden fehlen sollte.

»Daß mehrere Blutsauger an derselben Wunde nach einander saugen sollten, erscheint sehr unwahrscheinlich, weil alle ihre Schlupfwinkel ungefähr zu gleicher Zeit verlassen und wohl auch ein gleich großes Nahrungsbedürfnis haben. Da das Pferd in Amerika nicht einheimisch ist, so geht schon daraus hervor, daß die Blutsauger ursprünglich auf eine andere Nahrungsquelle angewiesen sind. Die größeren Thiere des Waldes, wie Rehe, Anten, Cazybaras, sind gewiß durch ihre Lebensweise und den Aufenthalt in fast undurchdringlichen Dickichten oder im Wasser, und andere, wie die Affen, durch ihre Geschicklichkeit vor den Bissen der Blutsauger geschützt; es bleibt daher nur die Annahme übrig, daß diese gewöhnlich kleinere, warmblütige Thiere, Mäuse, Vögel, saugen, um ihnen das Blut auszusaugen, und bloß in Ausnahmefällen auf Pferde oder Maulthiere gehen. Daß sie nur von Blut, nicht aber auch von Kerbthieren leben, geht schon aus der fast vollständigen Verkümmerung ihrer Backenzähne hervor, welche zum Kauen ganz ungeeignet sind. Auch findet man stets ihre Eingeweide angefüllt mit einem schwarzen, pechartigen Brei, dem verdauten Blute. Der Koth ist ebenfalls schwarz und zähflüssig. Wenn es beginnt dunkel zu werden, so verlassen die im äußersten Hintergrunde der finsteren Höhle in den Spalten des Gesteins verborgenen Fledermäuse ihre Schlupfwinkel, begeben sich aber noch nicht ins Freie, sondern versammeln sich erst nahe dem Eingange der Höhle an einer geeigneten Stelle, wo sie den Eintritt vollständiger Dunkelheit abwarten und sich unterdeß der flüssigen Losung entledigen. Daher findet man hier den Boden mit einer dicken Lage, einer Masse wie Pech von dem bekannten Fledermausgeruche, überdeckt, welche in einer von mir besuchten Höhle wohl einen Fuß Tiefe hatte. Ein großer Hund, welcher hineingetreten war, sah nachher aus, als habe er schwarze Stiefeln angezogen.«

Ich bin auch hinsichtlich dieser Angabe anderer Ansicht als Hensel. Die Annahme, daß verzehrtes Blut einen flüssigen Koth geben müsse, ist falsch, wie jede mit Blut genährte Katze, jeder Hund zur Genüge beweisen kann. Ich glaube deshalb vielmehr, daß der flüssige Koth von gefressenen Früchten herrührt, da es ja ausgemacht ist, daß auch die Blattnasen solche verzehren.

Außer den von Geßner erwähnten Spaniern und dem gewissenhaften Azara sind übrigens auch noch andere Reiseberichter von Blutsaugern gebissen und angezapft worden. »Vor einigen Jahren«, erzählt Waterton in seinen Wanderungen in Südamerika, »kam ich mit einem Schotten Tarbot an den Fluß Paumaron. Wir befestigten unsere Hängematten auf dem mit Stroh gedeckten Boden in dem Hause eines Pflanzers. Am nächsten Morgen hörte ich diesen Herrn in seiner Matte murmeln und dann und wann eine Verwünschung ausstoßen.«

»Was gibts, Herr!« fragte ich leise, »ist irgend etwas nicht recht?«

»Was es gibt?« antwortete er verdrießlich, »nun, die Fledermäuse haben mich zu Tode gesogen.«

»Sobald es hell genug war, ging ich an seine Hängematten und fand sie sehr mit Blut bedeckt.«

»Da«, sagte er, seine Füße vorstreckend, »sehen Sie, wie diese höllischen Kobolde mein Lebensblut abgezapft haben.«

»Ich untersuchte seine Füße und fand, daß der Vampir seine große Zehe angebohrt hatte. Es war eine etwas geringere Wunde als die, welche von Blutegeln herrührt. Das Blut floß noch immer heraus, ich vermuthete, daß er zehn bis zwölf Unzen davon verloren haben konnte.«

Ein nicht näher bezeichneter Reisender ließ sich, wie Cassell mittheilt, von einem Vampir Blut aussaugen, um ihn dabei beobachten zu können. Der Mann hatte sich in dem großen Zimmer eines Hauses zur Ruhe niedergelegt, die Mückennetze um sein Bett aber, weil die Nacht heiß war, nicht niedergelassen. Vollkommen wach, schaute er auf die Mondstrahlen, welche durch die offenen Fenster in den Raum fielen. Da erschien ein großer Vampir in dem Zimmer. Unser Beobachter blieb vollkommen ruhig, um zu sehen, was die Fledermaus thun würde. Zuerst segelte sie geräuschlosen Fluges von einem Ende des Zimmers zum anderen; nachdem sie aber verschiedene Male den gleichen Weg gemacht hatte, flatterte sie zwischen dem Betthimmel und dem Ruhenden hin und her. Nach und nach verkürzte sie ihre Windungen, senkte sich mehr und mehr hernieder, kam dicht über ihn und bewegte ihre Schwingen außerordentlich schnell, jedoch ohne jedes Geräusch. Sie fächelte ihrem Opfer eine höchst angenehme Kühlung zu. Dann senkte sie sich vollends hernieder. Der Erzähler versichert, daß er den Augenblick, in welchem der Vampir in seine entblößte Brust biß, nicht bestimmen konnte, so schmerzlos war der Biß und so angenehm das Fächeln mit den Schwingen. Nach und nach fühlte er aber doch ein leises Schmerzgefühl, welches an das von dem Biß eines Blutegels herrührende erinnerte, griff zu und erwürgte den Blutsauger.

Bates, welcher bekanntlich elf Jahre in Brasilien verlebte, wurde von den Blutsaugern wiederholt arg behelligt und auch einmal gebissen. Während seines Aufenthaltes in Caripe bewohnte er ein Zimmer, welches seit Monaten nicht gebraucht worden und an verschiedenen Stellen offen war. »In der ersten Nacht«, so erzählt er, »schlief ich fest und bemerkte nichts ungewöhnliches; in der zweiten hingegen wurde ich etwa gegen Mitternacht durch das Rauschen erweckt, welches ein zahlreicher im Inneren des Raumes hin- und herfliegender Schwarm von Fledermäusen verursachte. Sie hatten meine Lampe ausgelöscht, und ich bemerkte, als ich sie wieder angezündet hatte, daß die Luft mit ihnen belebt war und der ganze Raum förmlich geschwärzt erschien durch die Menge, welche ununterbrochen rund umherkreiste. Nachdem ich mich einige Minuten lang mit einem Stocke gegen sie gewehrt hatte, verschwanden sie zwischen den Dachziegeln; kaum aber war alles wieder ruhig, als sie von neuem erschienen und mir nochmals das Licht verlöschten. Ich bekümmerte mich nicht mehr um sie und schlief weiter. In der folgenden Nacht fanden mehrere von ihnen in meiner Hängematte sich ein; ich griff einige von denen, welche auf mir herumkrabbelten und warf sie gegen die Mauer des Zimmers. Bei Tagesanbruch fand ich eine unzweifelhaft von Fledermäusen herrührende Wunde an meiner Hüfte. Dies war mir denn doch zu ungemüthlich, und ich machte mich deshalb mit den Negern darüber her, sie zu vertreiben, schoß eine ziemliche Anzahl, welche im Gebälke hingen, ließ die Neger mit Leitern von der Außenseite das Dach besteigen und von ihnen verschiedene Hunderte Alte mitsammt ihren Jungen umbringen. Alles in allem waren vier Arten vorhanden, zwei von ihnen gehörten zu den Grämlern ( Dysopes), eine zu den Vampiren ( Phyllostoma) und die vierte zu den Blattzünglern ( Glossophaga). Der Vampir war ein kleines Geschöpf von dunkelgrauer Färbung mit zwei weißen Streifen über dem Rücken und einem wohlentwickelten Nasenblatte. Mit Ausnahme dieses einen Males wurde ich niemals wieder von Fledermäusen angegriffen. Die Thatsache, daß sie schlafenden Leuten Blut aussaugen, ist gegenwärtig unzweifelhaft festgestellt; es gibt aber nur wenige Leute, welche wirklich von ihnen geschröpft worden sind. Nach Angabe der Neger ist der Vampir die einzige Art, welche den Menschen angreift. Diejenigen Fledermäuse, welche ich gefangen hatte, während sie auf mir herumliefen, waren Grämler, und ich bin deshalb geneigt, zu meinen, daß sehr verschiedene Fledermausarten diesen Hang haben.«

Nach allen diesen Angaben wird man ermessen können, welchen Glauben man dem zum Glücke für abenteuersüchtige Leser unendlichen Gefahren entronnenen Appun zu schenken hat, wenn er sich über die Blattnasen äußert, wie folgt. »Am unangenehmsten wurden die in leer stehenden Hütten zugebrachten Nächte, wo alle Bewohner derselben geschäftig waren, meine Anwesenheit zur Erhaltung ihres kostbaren Lebens zu benutzen. Die Vampire beschränkten sich dann nicht auf eine oberflächliche Kenntnisnahme meiner Person, sondern waren so rücksichtsvoll und vorsorglich, in ihrer eigenthümlichen Weise nach meinem Puls zu fühlen und eine Untersuchung meines Blutes anzustellen. Es gehört allerdings lange Gewohnheit dazu, unter so erschwerenden Umständen in Schlaf zu fallen; ich hatte es jedoch bald so weit gebracht, mich durch dergleichen harmlose Vorkommnisse nicht stören zu lassen, woraus mir nur der einzige Nachtheil entsprang, daß ich meist nach einer in einer einsamen Hütte ans diese Weise verlebten Nacht morgens beim Erwachen meine Kleider und Hängematte voller Blut fand, das aus kleinen an meinen Fingern und Zehen befindlichen Wunden, die von Vampiren verursacht waren, hervorströmte. Ich wurde einst in einer solchen Hütte an sieben Stellen an Fingern und Zehen während der Nacht gebissen und verlor dabei eine solche Menge Blut, daß dasselbe eine förmliche kleine Lache unter meiner Hängematte bildete, wodurch ich mich so geschwächt fühlte, daß ich mich ungesäumt von meinen Leuten eine Entfernung von zwanzig Stunden im Boote zurückrudern lassen mußte, wo ich infolge des großen Blutverlustes mehrere Tage lang darniederlag. Die von Vampiren gebissenen Hausthiere magern durch den allnächtlichen Blutverlust schnell ab und sterben sehr bald, wenn nicht bei Zeiten diesem Unheil vorgebeugt werden kann, an Entkräftung.« Wenn man solche Auslassungen in einer im Jahre 1871 erschienenen Reisebeschreibung liest, fühlt man sich versucht, den alten Geßner um seine Gewährsmänner zu beneiden, gleichzeitig aber auch Appun von Herzen zu beglückwünschen, daß er nach solchen und namenlosen anderen Qualen, welche ihm ein unzählbares, von mir nicht weiter gewürdigtes Heer entsetzlicher Thiere zugefügt, seine Heimat glücklich wieder erreicht hat.

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