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Vampire ( Phyllostoma).

Bei den Vampiren im engsten Sinne ( Phyllostoma ), welche zu den Arten mit doppeltem Nasenblatte zählen, zeigt der Nasenbesatz meist noch die aufrechtstehende Lanzette. Die Ohren sind fast stets getrennt und die Ohrklappen vorhanden. Das Gebiß besteht aus vier Schneidezähnen, einem Eck-, einem Lück- und vier Backenzähnen in jeder Reihe oben und unten, also aus 32 Zähnen.

Unter den zahlreichen Arten dieser neuerdings in mehrere Sippen zerfällten Gruppe verdient der größte aller südamerikanischen Blutsauger, der Vampir ( Phyllostoma spectrum, Vespertilo, Vampyrus spectrum), besonderer Erwähnung. Seine Länge beträgt reichlich 16, die Breite nach Bates 70 Centim. »Der Kopf«, sagt Burmeister, »ist dick und lang, die Schnauze mehr vorgezogen; die Ohren ragen hoch hervor und sind größer als bei den meisten Arten, länglich eirund, ohne recht merklichen Ausschnitt am Außenrande; der spitze, schmale Deckel hat einen Zacken am Grunde; das Nasenblatt ist für die Größe des Thieres klein, schmal, längs der Mitte gekielt, der Stiel ziemlich breit, nicht durch einen Einschnitt von dem schmalzackigen und warzenlosen Nasensaume getrennt, die Oberlippe glatt, die Unterlippe vorn mit zwei großen nackten Warzen bedeckt, der weiche und zarte Pelz dunkelkastanienbraun auf dem Rücken, gelblichbraun auf der Unterseite, die Flughaut wie alle nackten Körpertheile braun.«

Vampir ( Phyllostoma sjpectrum).

Der Vampir bewohnt das nördliche Brasilien und Guiana und hier ebenso wohl die Urwaldungen wie die Gebäude. »Nichts häßlicheres«, sagt Bates, »kann es geben als den Gesichtsausdruck dieses Geschöpfes, wenn man dasselbe von vorne betrachtet. Die großen, lederhäutigen, weit von den Kopfseiten abstehenden Ohren, der speergleiche, aufrechtstehende Nasenbesatz, die funkelnden und glänzenden schwarzen Augen, alles dies vereinigt sich zu einem Ganzen, welches an einen der verschiedenen Kobolde der Fabel erinnert. Kein Wunder daher, daß das einbildungsreiche Volk ein so abstoßendes Geschöpf mit dämonischen Begabungen ausgestattet hat. Der Vampir aber ist einer der harmlosesten Fledermäuse und seine Unschädlichkeit bei allen Uferbewohnern des Amazonenstromes wohl bekannt.« Nach älteren und neueren Berichten glaubwürdiger Naturforscher gehört die so arg verschrieene Fledermaus wohl zu den Blattnasen, erweislich aber nicht zu den Blutsaugern, jagt vielmehr des Nachts den Kerbthieren eifrig nach und frißt nebenbei Früchte. »Bei hellem Mondscheine«, sagt Waterton, »konnte ich den Vampir nach den mit reifen Früchten beschwerten Bäumen hinfliegen und diese Früchte ihn fressen sehen. Aus dem Walde brachte er in das Gehöft dann und wann eine runde Frucht von der Größe einer Muskatnuß, welche der wilden Guava glich, und als der Sawarrinußbaum blüthe, trieb er sich an diesem umher. In einer mondhellen Nacht sah ich verschiedene Vampire um die Wipfel dieser Bäume flattern und beobachtete, daß von Zeit zu Zeit eine Blüte in das Wasser fiel. Ohne Ursache geschah dies sicher nicht; denn alle Blüten, welche ich prüfte, waren frisch und gesund. So schloß ich, daß sie von den Vampiren gepflückt wurden, entweder um die beginnende Frucht, oder um die Kerbthiere zu verspeisen, welche so oft ihren Wohnsitz in Blumen nehmen.« Bates bestätigt Watertons Angaben vollständig. »Ich fand zwei verschiedene Arten von Vampiren, den einen von schwärzlicher, den anderen von röthlicher Pelzfärbung, und überzeugte mich, daß beide hauptsächlich von Früchten sich nähren. Die Kirche in Ega war das Hauptquartier beider Arten; denn ich sah sie allabendlich, wenn ich vor dem Thore meines Hauses saß, in Scharen durch das große, offene Fenster hinter dem Altare aus der Kirche hervorfliegen, und hörte sie fröhlich zwitschern, bevor sie nach dem Walde sich aufmachten. Zuweilen kamen sie auch in die Häuser herein, und den ersten von ihnen, welchen ich in meinem Zimmer antraf, während er unter der Decke rund umherflog, sah ich für eine meinem Nachbar entflohene Taube an. Ich öffnete die Magen von mehreren dieser Blattnasen und fand, daß dieselben eine Menge von Weichtheilen und Samen verschiedener Früchte enthielten, untermischt mit einigen Ueberbleibseln von Kerbthieren. Die Eingeborenen behaupten, daß sie reife Cajus und Guavas in den Gärten plündern. Bei Vergleichung der aus ihrem Magen genommenen Samen mit denen der in Ega gepflegten Bäume aber fand ich, daß dem nicht so sein könne, und es erscheint mir deshalb wahrscheinlich, daß sie nur in den Waldungen ihrer Nahrung nachgehen und gegen Morgen nach den Dörfern kommen, weil sie hier in den Gebäuden eine sicherere Schlafstätte finden als draußen.

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