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Der Bärenmaki ( Arctocebus calabarensis, Perodicticus calabarensis) unterscheidet sich vom Potto äußerlich durch die größeren Augen und Ohren, den zu einer Warze verkümmerten Zeigefinger und den als kurzen Stummel kaum wahrnehmbaren Schwanz, im Gebiß, welches dieselbe Anzahl von Zähnen zusammensetzt, durch die letzten Backenzähne, da der obere drei, der untere fünf Spitzen hat. Von den Wirbeln tragen 15 Rippen, 7 bilden den Lendentheil. Ein dichtes und langes, wolliges, im Gesichte und auf dem Rücken der Hände und Füße spärlich stehendes und sich verkürzendes Haarkleid von rostbräunlichgrauer, auf der Unter- und Innenseite licht graulicher, im Gesichte und auf Händen und Füßen dunkelbräunlicher Färbung bedeckt den Leib. Die Länge beträgt 25 bis 30 Centim.
Ueber die Lebensweise beider Thiere wissen wir noch überaus wenig, obgleich der Potto bereits zu Anfang des vorigen Jahrhunderts entdeckt und der Bärenmaki oder Angwantibo der Eingeborenen im Jahre 1680 aufgefunden wurde, ersterer auch schon mehrmals lebend nach Europa und zwar in den Londoner Thiergarten gelangte. Bosman, der erste Entdecker, sagt vom Potto, er sei träge wie ein Faulthier, und werde von den Holländern in Guinea deshalb der Faullenzer genannt; Boyle, welcher später ein Stück einsandte, gibt an, daß er zurückgezogen lebe, sich selten und nur bei Nacht zeige, Pflanzen und zwar hauptsächlich Cassada fresse und von den Ansiedlern Buschhund genannt werde. Neuere Angaben sind mir nicht bekannt geworden. Von den beiden Gefangenen des Londoner Thiergartens theilte mir Sclater das Nachstehende mit: »Unsere Pottos kommen freiwillig niemals bei Tage zum Vorscheine, erscheinen aber des Abends bei guter Zeit, zunächst um Futter zu nehmen, sind dann ungemein thätig und springen während der ganzen Nacht lebhaft auf den in ihren kleinen Käfigen befestigten Zweigen umher. Ihr Futter besteht aus reifen Früchten, Aepfeln, Birnen, Feigen, Bananen, Weintrauben und dergleichen; auch fressen sie gekochten Reis, durch Zucker versüßtes Milchbrod und ein wenig gekochtes Fleisch, welches ihnen in kleinen Stücken vorgesetzt wird. Kleine Vögel, welche in ihren Käfig gesetzt werden, fangen sie sehr geschickt und zerreißen sie augenblicklich, scheinen auch höchlichst befriedigt zu sein, wenn man ihnen eine derartige Abwechselung ihres gewöhnlichen Futters bietet«.
Von Wagner und Anderen wurde die nun zu erwähnende Sippe der ersten Familie von den bisher genannten Halbaffen getrennt und in eine besondere Familie vereinigt, als deren Kennzeichen man die verhältnismäßig langen Fußwurzeln hervorhob. Auch zeigt das Aeußere der sogenannten Langfüßer manches Eigenthümliche, da sie es sind, welche die Bilche oder Schlafmäuse innerhalb ihrer Familie zu vertreten scheinen. Doch haben sie im wesentlichen so viel Aehnlichkeit mit den bereits beschriebenen Arten, daß sich nach Ansicht der neueren Thierkundigen gedachte Trennung nicht rechtfertigen läßt.
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