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Die Gruppe der Blattnasen wird neuerdings in so viele Familien und Sippen zerfällt, daß wir uns auf einige der wichtigsten Mittheilungen beschränken wollen, umsomehr, als die Lebensverhältnisse der verschiedenen Arten dieser Familie oder Horde im großen ganzen wesentlich dieselben zu sein scheinen. Koch theilt die bis jetzt bekannten 80 bis 85 Blattnasenarten in solche mit verkümmertem Nasenblatte ( Pseudophyllata), solche mit einfachem Nasenblatte ( Monophyllata), solche mit doppeltem Nasenblatte ( Dyphyllata) und solche endlich mit vollkommenem oder dreifachem Nasenblatte ( Triphyllata) ein; andere Forscher bilden mehrere auf Verschiedenheiten des Zahnbaues begründete Familien.
Zu den Blattnasen mit verkümmertem Nasenaufsatz gehört die Sippe der Schneidflatterer ( Desmodus ) mit Vförmig ausgeschnittenem Nasenblatte, großen, weit von einander getrennten Ohren, und langem, spitzem, außen gezacktem Deckel, ausgezeichnet noch außerdem dadurch, daß der Schwanz fehlt und die Schenkelflughaut nur aus einem Saume besteht. Das Gebiß wird zusammengesetzt aus zwei bleibenden, sechs ausfallenden Vorderzähnen im oberen, vier im unteren Kiefer, einem Eckzahn jederseits oben und unten, und zwei oberen, drei unteren mit ihren Kronen eine Längsschneide bildenden Backenzähnen jederseits.
Der Bündelzähnler, wie Prinz Max von Wied, sein Entdecker, den bereits mehrfach erwähnten Vertreter dieser Sippe genannt hat ( Desmodus rufus ), sieht oben rußbraun aus, weil die am Grunde und an der äußersten Spitze weißlichen Haare gegen das Ende hin diese Färbung zeigen, während die Haare der Unterseite viel heller glänzend silbergrau sind. Alle äußeren Körpertheile, Nasenblatt, Ohrmuschel, Arme und Beine scheinen fleischroth durch und werden von dem spärlichen Haarkleide nur leicht bedeckt. Die Flughaut hat fast dieselbe Färbung wie der Rücken. Die Leibeslänge beträgt 6,5, die Flugweite 37 Centim.
Man findet den Bündelzähnler, laut Burmeister, häufig in den Höhlen von Minas Geraes. Er sitzt am Tage in kleinen Trupps an der Decke und wird durch die Lichter bald aufgeschreckt und beunruhigt. Gleich den Blattnasen im engsten Sinne soll er Blut saugen, und die Form seiner Backen- und Schneidezähne rechtfertigt diese Angabe. Hensel vervollständigt Burmeisters Mittheilungen sehr wesentlich. »Der Bündelzähnler«, sagt er, »lebt gewöhnlich zahlreich in Felshöhlen; zuweilen trifft man ihn auch in großen hohlen Bäumen. Bei dem Fange dieser Thiere habe ich oft Gelegenheit gehabt, die Wunden zu sehen, welche sie meinen Hunden, die sie greifen wollten, an der Nase und mir selbst an den Händen beibrachten und fand, daß sie durchaus denen der von den Blutsaugern gebissenen Pferde gleichen. Die Thiere beißen mit Blitzesschnelle, und wenn sie nur die Haut zu berühren scheinen, so fehlt auch schon ein Stückchen derselben. Sie können sich deswegen nicht festbeißen, wie dies alle anderen Blattnasen thun, welche, wenn sie gefangen sind, aus Wuth irgend einen ihnen erreichbaren Gegenstand mit den Zähnen erfassen und eine geraume Zeit festhalten. Noch ist vieles dunkel in der Lebensweise dieses Blutsaugers; denn die Anzahl der an Pferden oder Maulthieren beobachteten Bißwunden erscheint sehr unbedeutend im Vergleiche zu der Anzahl des Bündelzähnlers selbst. In der deutschen Ansiedelung von St. Cruz befand sich eine Sandsteinhöhle, welche von dieser Blattnase bewohnt war. Die Anzahl derselben schätzte ich auf wenigstens zweihundert Stück. In der unmittelbaren Nachbarschaft dieser Höhle war ein freier, umzäunter Platz, auf welchem das Vieh der zunächst wohnenden Ansiedler, einige Pferde und Rinder, bei Tage und Nacht weidete. Ich bin oft hindurch gegangen, habe aber niemals auffallend zahlreiche Bißwunden des Blutsaugers an den Thieren bemerkt. Würden alle jene Höhle bewohnenden Fledermäuse auf diese Pferde angewiesen sein, so wäre hier das Halten der letzteren zur Unmöglichkeit geworden.«
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