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Als Uebergangsglieder zwischen den Neuweltsaffen mit greifendem und denen mit schlaffem Schwanze kann man die Saimiris ansehen. »Wenn auch ihr Schwanz nicht ein wahrer Rollschwanz ist, so kann er doch um mehr als einen halben Umgang um die Zweige gebogen werden und gibt dadurch den Thieren beim Klettern einen größeren Grad von Sicherheit.«
Die Saimiris ( Pithesciurus ) sind schlankgebaute Affen mit langen Gliedmaßen, sehr großem, stark länglichem, besonders nach hinten entwickeltem Kopfe, hoher Stirn, kurzem Gesicht, großen, einander sehr genäherten Augen, einfachen, mittelgroßen Ohrmuscheln und wenig reichem Pelze, welcher aus eigenthümlich geringelten Haaren besteht. Die sehr langen und breiten Eckzähne sind oben dreikantig, vorn ein-, außen zweifurchig. Von den Wirbeln tragen 14 Rippen; 6 sind rippenlos; außerdem zählt man 3 Kreuz- und 30 Schwanzwirbel, Das Gehirn entspricht dem sehr großen Schädel und ist verhältnismäßig schwerer als bei irgend einem Thiere, hat jedoch wenig Windungen. In wie viele Arten die Gruppe zerfällt, erscheint zur Zeit noch fraglich. Einzelne Naturforscher nehmen mehrere an, andere vereinigen sämmtliche und sehen die sonst noch beschriebenen bloß als Spielarten der einen wohlbekannten an.
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Diese, das Todtenköpfchen ( Pithesciurus sciureus, Simia, Cebus und Saimiris sciureus, Simia morta, Lemur leucopsis) ist durch seine niedliche Gestalt und die schöne angenehme Färbung ebenso ausgezeichnet wie durch die Zierlichkeit der Bewegungen und durch seine Heiterkeit. Es kann einer der schönsten aller neuweltlichen Affen genannt werden. Sein etwas abschreckender deutscher Name entspricht keineswegs dem wahren Ausdrucke seines Kopfes; das Thier verdankt jenen vielmehr nur einer höchst oberflächlichen und bei genauer Vergleichung sofort verschwindenden Aehnlichkeit. Das sehr schlank gebaute Todtenköpfchen hat einen sehr langen Schwanz; sein feiner Pelz ist oben röthlichschwarz, bei recht alten aber lebhaft pomeranzengelb, an den Gliedmaßen grau gesprenkelt und an der Unterseite weiß. Bisweilen herrscht die graue Farbe vor; manchmal erscheint der Kopf kohlschwarz, der Leib zeisiggelb mit schwarzer Sprenkelung, und die Gliedmaßen sehen dann goldgelb aus. Die Gesammtlänge beträgt ungefähr 80, die Schwanzlänge 50 Centim.
Hauptsächlich Guiana ist die Heimat des niedlichen Affen, und namentlich die Ufer der Flüsse dieses reichen Erdstriches werden von ihm bewohnt. Er lebt dort in großen Gesellschaften. Nach Schomburgk gehört er zu den am meisten verbreiteten Arten des Landes. Wie die dort vorkommenden Kapuzineraffen belebt er in zahlreichen Herden die Waldungen der Küste, scheint aber namentlich das Avicenniengebüsch zu lieben, da er mit diesem bis zu einer Meereshöhe von sechshundert Meter emporgeht. Nicht selten vereinigt er sich mit einer Herde Kapuzineraffen. Man findet ihn den Tag über in beständiger Bewegung. Die Nacht bringt er in Palmenkronen zu, welche ihm das sicherste Obdach bieten. Er ist sehr scheu und furchtsam, wagt es namentlich bei Nacht nicht, sich zu bewegen, ergreift aber auch bei Tage angesichts der leisesten Gefahr sogleich die Flucht. Dabei sieht man die Herde in langen Reihen über die Baumkronen hinwegziehen. Ein Leitaffe ordnet den ganzen Zug und bringt, Dank der Beweglichkeit dieser Thiere, seine Horde gewöhnlich auch sehr bald in Sicherheit. Die Mütter, welche Junge haben, tragen diese anfänglich zwischen den Armen, später, nachdem die Kleinen etwas abgehärtet sind, auf dem Rücken. Solche Junge bemerkt man übrigens das ganze Jahr hindurch, woraus also hervorgeht, daß auch diese Affen bezüglich ihrer Fortpflanzung nicht an eine bestimmte Jahreszeit gebunden sind.
Alle Bewegungen der Saimiri's sind voll Anmuth und Zierlichkeit. Sie klettern ganz vorzüglich und springen mit unglaublicher Leichtigkeit über ziemlich große Zwischenräume. In der Ruhe nehmen sie gern die Stellung eines sitzenden Hundes ein; im Schlafen ziehen sie den Kopf zwischen die Beine, so daß derselbe die Erde berührt. Der Schwanz dient ihnen nur ausnahmsweise anders, denn als Steuerruder beim Springen. Sie wickeln ihn zwar zuweilen um einen Gegenstand, sind aber doch nicht im Stande, sich damit festzuhalten. Ihr Stimme besteht in einem mehrmals wiederholten Pfeifen. Wenn ihnen etwas Unangenehmes widerfährt, beginnen sie zu klagen und zu winseln. Auch morgens und abends vernimmt man derartige Laute, oft von einer ganzen Gesellschaft, und selbst in der Nacht noch gellt der Schrei der leicht erregten Thiere durch den Wald, das schlummernde Leben desselben weckend. »Befragt man die Indianer«, sagt Humboldt , »warum die Thiere des Waldes zu gewissen Stunden einen so großen Lärm erheben, so geben sie die lustige Antwort: »Sie feiern den Vollmond«. Ich glaube, die Ursache rührt meist daher, daß sich im inneren Walde irgendwo ein Kampf entsponnen hat. Die Jaguars z. B. machen Jagd auf die Bisamschweine und Tapirs, welche nur Schutz finden, indem sie beisammenbleiben und, in gedrängten Rudeln dahinjagend, das ihnen in den Weg kommende Gebüsch niederreißen. Die Affen, scheu und furchtsam, erschrecken ob dieser Jagd und beantworten von den Bäumen herab das Geschrei der größeren Thiere. Sie wecken die gesellig lebenden Vögel auf, und nicht lange, so ist die ganze Gesellschaft in Aufruhr.«
Der Todtenkopf gehört zu den Furchtsamsten der Furchtsamen, so lange er sich nicht von seiner vollkommenen Sicherheit überzeugt hat, wird aber zu einem echten Affen, wenn es gilt, handelnd aufzutreten. Er ähnelt einem Kinde in seinem Wesen, und kein anderer Affe sieht auch im Gesichte diesem so ähnlich, wie er: »es ist derselbe Ausdruck von Unschuld, dasselbe schalkhafte Lächeln, derselbe rasche Uebergang von Freude zur Trauer«. Sein Gesicht ist der treue Spiegel der äußeren Eindrücke und inneren Empfindungen. Wenn er erschreckt wird, vergießen seine großen Augen Thränen, und auch Kummer gibt er durch Weinen zu erkennen. »Setzt man«, sagt Humboldt, »mehrere dieser kleinen Affen, welche in demselben Käfige beisammen sind, dem Regen aus und fällt die gewöhnliche Luftwärme rasch um zwei bis drei Grade, so schlingen sie sich den Schwanz um den Hals und verschränken Arme und Beine, um sich gegenseitig zu erwärmen. Die indianischen Jäger erzählten uns, man finde in den Wäldern nicht selten Haufen von zehn bis zwölf solcher Affen, welche erbärmlich schreien, weil alle auswärts stehenden in den Knäuel hineinmöchten, um Wärme und Schutz zu finden.« Auch in der Gefangenschaft klagt und jammert der Saimiri bei der unbedeutendsten Veranlassung. Seine Empfindlichkeit und Reizbarkeit sind gleich groß; doch ist er nicht eigenwillig, und seine Gutmüthigkeit bleibt sich fast immer gleich, so daß es eigentlich schwer ist, ihn zu erzürnen. Auf seinen Herrn achtet er mit großer Sorgfalt. Wenn man in seiner Gegenwart spricht, wird bald seine ganze Aufmerksamkeit rege. Er blickt dem Redenden starr und unverwandt ins Gesicht, verfolgt und beobachtet mit seinen lebhaften Augen jede Bewegung der Lippen und sucht sich dann bald zu nähern, klettert auf die Schulter und betastet Zahn und Zunge sorgfältig, als wolle er dadurch die ihm unverständlichen Laute der Rede zu enträthseln suchen.
Seine Nahrung nimmt er mit den Händen, oft auch mit dem Munde auf. Verschiedene Früchte und Blattknospen bilden wohl den größten Theil seiner Mahlzeiten; doch ist er auch ein eifriger Jäger von kleinen Vögeln und Kerbthieren. Ein von Humboldt gezähmter Todtenkopf unterschied sogar abgebildete Kerbthiere von anderen bildlichen Darstellungen und streckte, so oft man ihm die bezügliche Tafel vorhielt, rasch die kleine Hand ans, in der Hoffnung, eine Heuschrecke oder Wespe zu erhalten, während ihn Gerippe und Schädel von Säugethieren gleichgültig ließen.
Sein liebenswürdiges Wesen macht ihn allgemein beliebt. Er wird sehr gesucht und zum Vergnügen Aller gehalten. Auch bei den Wilden ist er gern gesehen und deshalb oft ein Gast ihrer Hütten. Alt gefangene überleben selten den Verlust ihrer Freiheit, und selbst die, welche in der ersten Jugend dem Menschen zugesellt wurden, dauern nicht lange bei ihm aus.
Die Indianer jagen am liebsten an kühlen, regnerischen Tagen nach dem Saimiri, weniger wegen des Fleisches, welches, laut Schomburgk, weit weniger schmackhaft ist als das anderer Affen und einen bockartigen Beizegeschmack hat, als um ihn für die Gefangenschaft zu erbeuten. »Schießt man«, erzählt Humboldt, »mit Pfeilen, welche in verdünntes Gift getaucht sind, auf einen jener Knäuel, so fängt man viele junge Affen auf einmal lebendig. Der junge Saimiri bleibt im Fallen an seiner Mutter hängen, und wird er durch den Sturz nicht verletzt, so weicht er nicht von Schulter und Hals des todten Thieres. Die meisten, welche man in den Hütten der Indianer antrifft, sind auf diese Weise von den Leichen ihrer Mütter gerissen worden. Erwachsene Thiere gehen, obgleich sie leicht von Wunden genesen, meist zu Grunde, ehe sie sich an die Gefangenschaft gewöhnt haben. Sie lassen sich deshalb von den Missionen am Orinoco schwer an die Küste bringen. Sobald man den Waldgürtel hinter sich hat und die Steppe betritt, werden sie traurig und niedergeschlagen. Der unbedeutenden Zunahme der Wärme kann man diese Veränderung nicht zuschreiben, sie scheint vielmehr vom stärkeren Lichte, von der geringeren Feuchtigkeit und von irgend welcher chemischen Beschaffenheit der Luft an der Küste herzurühren.« Aus diesem Grunde gehören sie auf dem europäischen Thiermarkte oder in unseren Thiergärten zu den Seltenheiten. Ich habe nur zwei Male je eines dieser liebenswürdigen Geschöpfe auf dem Markte gefunden, gekauft und längere Zeit gepflegt, bin aber nicht im Stande, Humboldts Beschreibung irgendwie zu ergänzen. Bei sehr sorgfältiger Pflege hielt das zarte Thierchen doch immerhin sieben Monate aus, und erst der böse Winter machte seinem Leben ein Ende.
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