Edgar Wallace
Der grüne Bogenschütze
Edgar Wallace

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42

Fay Clayton erhielt schon Besuch, bevor Julius zu ihr kam, obwohl er sich früh auf den Weg gemacht hatte. Sie war wenig erfreut, Coldharbour Smith zu sehen, denn sein Ruf war gerade nicht der beste.

»Julius ist nicht hier,« sagte sie. »Er ist auf dem Lande.«

»Als ob ich das nicht wüßte! Er ist doch bei meinem Freunde Mr. Bellamy.«

»Da müssen Sie ja eiserne Nerven haben, wenn das Ihr Freund ist, Mr. Smith. Aber trotzdem kann ich Sie nicht hereinlassen, ich möchte meinen guten Ruf nicht verlieren.«

»Machen Sie doch keine Geschichten, ich muß mit Ihnen reden. Ich bin den weiten Weg von Limehouse hierhergekommen und gebe Ihnen die Möglichkeit viel Geld zu verdienen, obendrein will ich auch noch Julius helfen. Ich werde Sie gut bezahlen, Fay. Lassen Sie mich doch herein.«

Sie öffnete die Tür ein wenig weiter.

»Meinetwegen,« sagte sie kurz. »Aber Sie dürfen nicht lange bei mir bleiben. Ich habe eine Köchin und ein Dienstmädchen in der Küche,« fügte sie bedeutungsvoll hinzu.

»Sie können auch den Erzbischof von Canterbury zu Besuch haben!« entgegnete Coldharbour beleidigt. »Ich wollte geschäftlich mit Ihnen sprechen. Außerdem kann ich Ihnen ja sagen, daß Julius in einer Viertelstunde hier sein wird.«

»Woher wissen Sie denn das?« fragte sie erstaunt. »Haben Sie ihn gesehen?«

»Bellamy hat ihn zur Stadt geschickt und ihm gesagt, er hätte Zeit, seine Frau zu besuchen.«

»Weiß der denn, daß wir verheiratet sind?« fragte sie enttäuscht.

»Natürlich,« erwiderte Smith verächtlich. »Ein Mann wie Bellamy weiß alles. Julius verdankt es doch nur mir, daß er seine Stelle behalten hat! Als Bellamy entdeckte, welche Vergangenheit er hatte, wollte er ihn hinauswerfen, aber ich sagte –«

»Wir wollen lieber über Geschäfte sprechen,« sagte Fay ärgerlich. »Es ist zu früh am Morgen, um Märchen zu erzählen. Julius hat doch Mr. Bellamy alles selbst erzählt.«

Smith brach in schallendes Gelächter aus.

»Dann lügen wir beide. Denn Bellamy brachte es so heraus, er hat es weder von mir noch von Julius. Aber das hat mit unserer Sache nichts zu tun, Fay,« sagte er leise und lehnte sich zu ihr über den Tisch. »Sie können vierhundert Pfund verdienen und haben praktisch nichts dafür zu tun.«

Sie sah ihn fest an.

»Sie würden mir nicht einmal fünf Cents geben, wenn ich nichts dafür tun sollte. Was ist es denn? Ich werde nichts Unerlaubtes tun, merken Sie sich das! Wenn Sie wollen, daß ich jemand heranschleppen soll, dann müssen Sie sich ein anderes Mädchen suchen, denn ich habe mich von solchen Dingen für immer zurückgezogen.«

»Das ist aber fein,« sagte Smith mit erheuchelter Bewunderung. »Ich freue mich, das von Ihnen zu hören, Fay. Denn ich bin auch aus der Sache heraus. Die Aufgabe, die ich Ihnen zugedacht habe, ist ganz offen und ehrlich zu lösen, sie ist so gerade, wie –« er machte eine hilflose Pause, denn er konnte keinen passenden Vergleich finden – »nun gut, sie ist vollständig ehrlich. Kennen Sie dieses Mädel, die Howett?«

Sie nickte.

»Ein hübsches Ding – Sie hatten doch neulich einen kleinen Auftritt mit ihr bei El Moro's?«

»Ich habe mich nicht mit ihr gestritten, ich habe sie nur begrüßt und ihr Guten Tag gesagt, da war weiter nichts dabei.«

»Das habe ich auch gehört,« sagte Smith ironisch. »Ich verkehre ja auch bei El Moro's, wie Sie wissen, Fay, und da erfahre ich alles. Aber darauf kommt es ja nicht an. Ich möchte Featherstone einen kleinen Streich spielen. Nach allem, was man weiß, ist er in sie verliebt und ist dauernd bei den Howetts im Hause. Er ist ein gewandter Kerl und denkt, er kann alle in die Tasche stecken.«

»Was wollen Sie ihm denn für einen Streich spielen?« unterbrach ihn Fay.

»Also hören Sie zu. Nehmen wir einmal an, Sie gingen hin und besuchten das Mädel. Sie können natürlich in einem sehr eleganten Wagen hinfahren – Geld spielt bei der Sache keine Rolle – und Sie würden dann mit ihr sprechen. Sie empfängt Sie sicher, denn sie weiß, wer Sie sind. Nun ist aber eine Bedingung dabei –« Er hob warnend seinen Finger. »Sie dürfen Julius nichts davon sagen.«

»Ich erzähle meinem Mann stets alles.«

»Vielleicht tun Sie das, vielleicht auch nicht, aber diese Sache dürfen Sie ihm unter keinen Umständen erzählen, haben Sie verstanden?«

»Nun sagen Sie mir doch endlich, was ich tun soll?«

»Sie sollen sie besuchen und freundlich mit ihr sprechen,« sagte Smith schnell, denn er hatte sich etwas verspätet und fürchtete, daß Julius jeden Augenblick ins Zimmer treten könnte. »Dieses Mädchen sucht nach jemand – nach einer Frau. Sie ist nämlich nicht ganz richtig hier –« er zeigte auf den Kopf – »und sie hat die verrückte Idee, daß ihre Mutter irgendwo in Garre Castle ist. Tatsächlich ist ihre Mutter aber tot. Sie sollen nun Miß Howett besuchen und ihr sagen, daß Sie Mrs. Held gesehen haben – merken Sie sich diesen Namen ganz genau – also, daß Sie Mrs. Held im ›Goldenen Osten‹ gesehen haben. Sagen Sie ihr, daß sie dort gefangen gehalten wird und daß Sie sie nur durch Zufall gesehen haben. Weiter teilen Sie ihr mit, daß Sie einen Privateingang zum ›Goldenen Osten‹ kennen und sie nachts dorthin führen würden, wenn sie es wünschte. Wenn sie erklärt, daß sie erst Featherstone fragen will, können Sie ihr sagen, daß es ein Dutzend Wege gibt, um Mrs. Held von dem Klub zu entfernen, wenn sie erst die Polizei hineinbringt. Dann wird sie Mrs. Held niemals zu sehen bekommen. Also, haben Sie sich alles genau gemerkt?«

»Was soll denn mit ihr geschehen?«

»Es soll ihr gar nichts geschehen. Sie sollen sie nur zu dem Klub bringen, vielleicht arrangieren wir dann einen kleinen Tanz, vielleicht auch ein nettes, kleines Essen –«

Fay schüttelte den Kopf.

»Ich tue nicht mit,« sagte sie entschieden. »Das ist doch ein ganz gemeiner Trick, daß ich sie unter diesem Vorwand dorthin bringen soll, ob sie nun verrückt ist oder nicht. Aber ich wette, sie ist nicht verrückt! Und was wollen Sie dann mit ihr anfangen, wenn sie zum ›Goldenen Osten‹ kommt? Ich kenne doch Ihre Bande, Smith! Ich selbst würde nicht ohne einen Begleiter, dem ich trauen könnte, zum ›Goldenen Osten‹ gehen.«

Smith lehnte sich zurück und schaute sie düster an.

»Sie können Julius ja erzählen, daß die Aufgabe, die ich Ihnen gestellt habe, darin besteht, Featherstone hinters Licht zu führen. Sie brauchen ihm doch gar nicht zu sagen, worum es sich eigentlich handelt.«

»Ich weiß nicht, ob ich mich nicht deutlich genug ausdrücke! Ich wiederhole Ihnen, daß ich mich nicht an der Sache beteiligen werde. Da müssen Sie sich jemand anders suchen.«

»Ich habe aber Sie ausgewählt und Sie werden es übernehmen. Wovor fürchten Sie sich denn? Dem Mädel wird nichts passieren – das Ganze ist doch nur ein Scherz, ich sage es Ihnen doch.«

»Ich habe viel Sinn für Humor, aber an Ihrem Plan kann ich nichts Scherzhaftes finden.«

»Wenn aber Savini Ihnen sagt, daß Sie es tun sollen,« begann er wieder.

»Wenn Savini oder hundert Savinis mir sagen würden, daß ich einem jungen Mädchen einen gemeinen Streich spielen sollte, dann würde ich es auch nicht tun. Das ist mein letztes Wort. Hier kommt Julius.«

Smith hörte, daß draußen die Wohnungstür geöffnet wurde. Gleich darauf kam Savini ins Zimmer. Er war erstaunt und durchaus nicht erfreut, Coldharbour Smith zu sehen.

»Ich habe mit Ihrer Frau gesprochen, Julius. Vielleicht können Sie sie zur Vernunft bringen. Sie soll etwas für mich besorgen, – sie kann eine Menge Geld dabei verdienen – vierhundert Pfund.«

»Bellamy sagte mir heute morgen fünfhundert,« entgegnete der praktische Julius. Dann wandte er sich an Fay. »Du wirst die Sache doch übernehmen – oder willst du nicht?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Nicht für fünf Millionen.« Julius hörte aus ihrem Ton, daß sie nicht dazu zu bewegen war.

»Besprechen Sie die Sache miteinander,« sagte Smith und erhob sich, um zu gehen. »Und vergessen Sie nicht, Fay –«

»Mrs. Savini,« verbesserte Fay scharf. »Ich habe ein gesetzliches Anrecht auf diesen Namen. Bitte nennen Sie mich so, wie es sich gehört, Smith.«

»Mr. Smith,« sagte er böse und verließ das Zimmer.

Julius schwieg, bis er hörte, wie Smith die Tür zuwarf.

»Der alte Bellamy wünscht, daß du den Auftrag annimmst, Fay. Was soll es denn sein?«

»Das ist eine ganz niederträchtige Geschichte, Julius,« antwortete sie ruhig. »Es ist tatsächlich zu niedrig und schmutzig für mich. Ich bin ja gerade nicht kleinlich, aber was zuviel ist, ist zuviel. Ich möchte dir nicht erzählen, worum mich Smith gebeten hat, denn ich habe ihm halb und halb versprochen, dir nichts davon zu sagen. Und es würde dir auch nichts helfen, wenn ich es dir mitteilte.«

Er biß sich nachdenklich auf die Lippen.

»Ich will dich nicht drängen,« sagte er zu ihrem Erstaunen, denn sie hatte sich schon auf eine unangenehme Auseinandersetzung gefaßt gemacht. »Ich vermute, daß es irgend etwas wäre, was du übernehmen könntest. Aber ich glaubte nicht, daß du so großen Widerwillen dagegen hättest.«

»Hast du deine Reisepläne geändert, Julius?«

Er nickte.

»Konntest du das Geld nicht bekommen?«

»Ich hatte es schon fast in meiner Tasche,« erwiderte er gutgelaunt. »Aber ein dauerndes sicheres Einkommen ohne Risiko ist besser als eine größere Summe. Nebenbei bemerkt kannte Featherstone alle meine Vorbereitungen und ahnte, daß ich verschwinden wollte. Ich schrieb dir in dem Brief nichts darüber, denn ich mußte fürchten, daß er geöffnet werden könnte. Aber Featherstone wußte, daß ich mich nach allem erkundigt hatte, und kannte sogar die Schiffslinie, die ich bei meiner Reise benützen wollte. Er ist wirklich ein ganz schlauer, geriebener Bursche, dieser Featherstone,« meinte er mit widerstrebender Bewunderung.

Daß er sie nicht drängte, alle Einzelheiten des Planes zu sagen, den Coldharbour Smith durch sie ausführen lassen wollte, war nicht weiter verwunderlich. Dieses merkwürdige Paar hatte ein schweigendes Übereinkommen getroffen, daß keiner zu tief in die Angelegenheiten des andern eindringen sollte. Das war eine ausgezeichnete Vereinbarung, die ihnen beiden zuzeiten viel Ärger ersparte. Er merkte an Fays Ton, daß Smiths beabsichtigtes Unternehmen gefährlich war. Er kannte seine Frau und ihre mannigfachen Eigenheiten wirklich sehr genau.

Julius Sawini war ein skrupelloser Abenteurer, ein Dieb, der ohne mit der Wimper zu zucken, stahl, ein Schwindler, für den Gewissen und Polizei dieselben Begriffe waren. Aber er liebte diese kleine schmächtige Frau, die von ihrer frühesten Kindheit an mit Dieben verkehrt hatte und in einer Atmosphäre von Verbrechern aufwuchs. Er wollte ihr ein Leben schaffen, das nicht nur von allem Luxus umgeben, sondern auch frei von aller Furcht sein sollte. Das war sein ehrgeiziger Plan, und deshalb zog er auch dem großen Raub die Erpressung vor, die mit weniger Gefahr verbunden und seiner Überzeugung nach viel gerechtfertigter war.

»Ich muß wieder gehen,« sagte er. »Ich habe den Alten in einer furchtbaren Stimmung zurückgelassen. Er weiß sich nicht mehr zu helfen vor Wut. Der Grüne Bogenschütze war letzte Nacht wieder dort.«

»Wie? Der Grüne Bogenschütze?«

»Warum er eigentlich kommt, ist mir unverständlich.« Julius schüttelte den Kopf. »Es ist das Verrückteste, was jemals ein Mann getan hat. Wenn Bellamy den fangen sollte –«

Fay wandte sich schnell herum.

»Was hast du denn eigentlich vor?« fragte sie neugierig. »Man sollte fast denken, daß du wünschtest, er würde nicht gefaßt.«

»Das könnte stimmen.«

»In allem Ernst, Julius – ist dieser Grüne Bogenschütze nicht nur ein Schwindel von dir?«

»Ein Schwindel von mir?« wiederholte er verächtlich. »Glaubst du denn, daß sich mit den Hunden Scherz treiben ließe? Da irrst du dich aber gewaltig. Ich würde dergleichen nicht für alles Geld Bellamys unternehmen.« Und Julius sprach die Wahrheit.

Nachdem er gegangen war, wurde Fay ans Telephon gerufen. Sie erkannte die Stimme von Smith.

»Haben Sie mit Julius gesprochen?«

»Ja,« erwiderte sie kurz.

»Werden Sie nun vernünftig sein?«

»Das bin ich immer,« sagte sie mit einem grimmigen Lächeln. »Soviel ich glaube, bin ich die vernünftigste Frau in der Stadt.«

»Also wollen Sie die Sache übernehmen?«

»Nicht um mein Leben würde ich so etwas tun,« sagte sie und betonte jedes Wort.

»Dann wird Julius seine Stelle verlieren,« schrie Smith wütend. »Und Sie werden sich selbst in sehr schlechten Ruf bringen. Sie tun damit Julius einen sehr schlechten Gefallen, Fay. Und ich mag den Jungen doch so gern leiden, daß ich ihm die Möglichkeit gab, leicht Geld zu machen. Ich wollte Sie auch gar nicht darum bitten, daß Sie sich mit unrechten Dingen befassen sollten.«

»Da haben Sie recht,« stimmte sie ihm bei. »Sie haben mich aber gefragt, ob ich die Ausführung eines recht bösen Plans übernehmen wollte.« Sie legte den Hörer mit einem Ruck auf den Ständer.

Sie wußte, wie sehr Coldharbour Smith ihr schaden konnte. Aber sie hatte ja noch niemals in Sicherheit gelebt und war immer auf zähe und schnelle Verteidigung gefaßt. Es war eigentlich gegen ihre Überzeugung, die Pläne anderer Leute zu durchkreuzen, aber sie dachte ernstlich daran, Valerie Howett vor der Gefahr zu warnen, die ihr drohte. Dieses Gefühl wurde so stark in ihr, daß sie Garre anrief, aber sie erfuhr dort, daß Lady's Manor keinen telephonischen Anschluß hatte. Sie erinnerte sich, daß Julius ihr von Spike Holland erzählt hatte und ließ sich mit dem »Blauen Bären« verbinden, aber Spike war ausgegangen, und man erwartete ihn erst in einer Stunde wieder zurück. Sie konnte nichts tun, es sei denn –

Aber sie schüttelte den Kopf unschlüssig. Sie wollte Valerie schreiben und ihr alles mitteilen, was Smith ihr zugemutet hatte. Dann konnte die junge Dame ja selbst Maßnahmen zu ihrem Schutz treffen. Um aber Fay Clayton gerecht zu werden, muß gesagt werden, daß ihr der Gedanke, sich mit James Featherstone direkt ins Benehmen zu setzen, äußerst verhaßt war. Ein Opfer eines bösen Planes durfte man warnen, das war unter gewissen Umständen sicher erlaubt, aber sie hatte es sich nie verziehen, wenn sie der Polizei etwas verraten hätte.

Valerie war gerade in dem Postbüro des Dorfes, wo sich auch die Telephonzentrale befand. Sie wartete am Schalter, um einige Marken zu kaufen, als die Telephonistin hereinkam.

»Eben habe ich einen Anruf nach Lady's Manor bekommen, aber ich habe ihn abgewiesen. Dann wurde nach Mr. Holland im ›Blauen Bären‹ gefragt, aber der war nicht dort.«

»Wer hat denn angerufen?« fragte Valerie neugierig.

»Ich hörte die Stimme einer Dame am Apparat.«

Valerie stand vor einem Rätsel. Sie kannte etwa ein halbes Dutzend Damen, aber keine von ihnen hätte sie in Garre angeläutet. Alle ihre Bekannten und Freunde wußten, daß ihr neues Heim keinen Telephonanschluß hatte. Der Umstand, daß das Gespräch zu Spike Holland umgeschaltet wurde, gab ihr die Gewißheit, daß die Sache mit Garre Castle in Zusammenhang stand.

Es war natürlich Jim Featherstone, und seine Stenotypistin hatte für ihn gesprochen.

Sie ließ sich mit Jim verbinden.

»Nein, ich habe Sie nicht angerufen, Valerie. In meinem Büro werden auch keine Stenotypistinnen beschäftigt. Wer kann es denn Ihrer Meinung nach gewesen sein?«

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich dachte, der Anruf käme von Ihnen, weil später noch Mr. Holland ans Telephon gebeten wurde. Haben Sie etwas von ihm erfahren?«

»Ja, Sie meinen doch die Geschichte mit den betäubten Hunden?«

»Es ist sehr merkwürdig. Ist das nicht wichtig genug, daß Sie hierherkommen und persönliche Nachforschungen anstellen?«

»Ich wollte morgen kommen – oder hätten Sie lieber, daß ich schon heute abend hinausfahre?« In seiner Stimme verriet sich ein solcher Eifer, daß sie rot wurde.

»Nein, es genügt, wenn Sie morgen kommen,« sagte sie eilig und hängte den Hörer an.

Sie dachte auf dem Heimweg darüber nach, wer sie wohl angerufen haben mochte. Es konnte doch nicht die Frau sein, die gestern abend – Wer mochte sie gewesen sein? Diese Frage hatte sie sich schon hundertmal vorgelegt. Sie nahm sich fest vor, ihren Vater bei seiner Rückkehr zu bitten, ihr doch das ganze Geheimnis zu enthüllen, damit sie wieder Ruhe finden konnte.

Als sie an dem Parktor von Garre Castle vorbeikam, sah sie Bellamy quer über den grünen Rasen zu dem Eingang gehen. Er wandte ihr den Rücken zu, aber sie konnte seine große mächtige Gestalt deutlich erkennen. Plötzlich drehte er sich um, als ob er instinktiv ihre Blicke gefühlt hätte. Aus Höflichkeit grüßte sie ihn. Aber er dachte gar nicht daran, ihren Gruß zu erwidern. Er hob nicht einmal die Hand an seine Mütze, sondern starrte ihr nur nach, bis sie außer Sicht war.


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