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Die Ermordung des Tarquinius Priscus durch die Söhne des Ancus Marcius und die des Servius Tullius durch Tarquinius Superbus zeigt, wie schwierig und gefährlich es ist, jemand die Herrschaft zu rauben und ihn am Leben zu lassen, selbst wenn man ihn durch Wohltaten zu gewinnen sucht. Wie man sieht, ließ sich Tarquinius Priscus dadurch täuschen, daß er die Herrschaft rechtmäßig zu besitzen glaubte, da sie ihm vom Volk übertragen und vom Senate bestätigt war. Er glaubte, der Haß der Söhne des Ancus könne nicht so weit gehen, daß sie sich nicht mit dem zufrieden gäben, womit ganz Rom zufrieden war. Und Servius Tullius täuschte sich, als er die Söhne des Tarquinius durch immer neue Wohltaten zu gewinnen wähnte. Das Beispiel des Tarquinius Priscus kann jeden Fürsten lehren, daß er seiner Herrschaft nie sicher ist, solange die noch am Leben sind, denen sie genommen wurde. Und das Beispiel des Servius Tullius kann jeden Machthaber daran erinnern, daß alte Unbill nie durch neue Wohltaten ausgelöscht wird, und zwar um so weniger, je geringer die neue Wohltat im Verhältnis zu der alten Unbill ist. Sicherlich war es von Servius Tullius unklug, zu glauben, die Söhne des Tarquinius würden sich damit bescheiden, die Schwiegersöhne des Mannes zu sein, dessen Könige zu sein sie sich berechtigt glaubten. Die Herrschaft ist so groß, daß sie nicht nur die ergreift, die eine Anwartschaft auf die Herrschaft haben, sondern auch die, die sie nicht haben. So trieb die Gattin des jüngeren Tarquinius, die Tochter des Servius, von dieser Wut gestachelt, aller kindlichen Liebe zuwider den Gatten an, ihrem Vater Herrschaft und Leben zu nehmen. So viel höher schätzte sie es, Königin als Königstochter zu sein! Wenn aber Tarquinius Priscus und Servius Tullius die Herrschaft verloren, weil sie sich vor denen nicht zu sichern wußten, denen sie sie geraubt hatten, so verlor Tarquinius Superbus den Thron, weil er die Einrichtungen der alten Könige umstieß, wie im folgenden Kapitel gezeigt wird.