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Widmung an Zanobi Buondelmonti
und Cosimo
Rucellai
Zwei Gefährten aus dem politischen Freundeskreis der Orti Oricellarii (s. Lebenslauf, 1518). Buondelmonti nahm nach dem Tode des Papstes Leo X. (Medici) an einer Verschwörung gegen die Medici in Florenz teil (s. ebd., 1522). Als sie entdeckt wurde, floh er und trat in die Dienste Franz 1. von Frankreich. Nach der Vertreibung der Medici 1527 kehrte er zurück und stand in hohem Ansehen. – Rucellai (geb. 1495) war ein besondrer Freund Machiavellis, der seinen frühen Tod (1520) im I. Buch seiner »Kriegskunst« beklagte.
Ich sende Euch ein Geschenk, das zwar meinen Dank gegen Euch nicht abtragen kann, aber sicherlich das größte ist, das Niccolò Machiavelli Euch senden konnte. Denn ich habe darin alles zusammengetragen, was ich von den Weltereignissen weiß und was ich mir durch lange Erfahrung und anhaltendes Lesen erworben habe. Da weder Ihr noch andere mehr von mir verlangen könnt, dürft Ihr Euch nicht beschweren, wenn ich Euch nicht mehr gebe. Wohl könnt Ihr die Armut meines Geistes beklagen, wenn meine Darstellung trocken und mein Urteil schief ist, wenn ich mich in meinen Erörterungen häufig irre. In diesem Fall aber weiß ich nicht, wer dem andern mehr schuldig bleibt: ich Euch, die Ihr mich zur Niederschrift von etwas zwanget, was ich aus freien Stücken nie geschrieben hätte, oder Ihr mir, wenn ich Euch durch meine Schrift nicht befriedigt habe.
So nehmt sie denn hin, wie es unter Freunden Brauch ist, wo man stets mehr auf die gute Absicht des Senders als auf den Wert seiner Gabe sieht. Seid versichert, mir gewährt der Gedanke Befriedigung, daß ich mich zwar in manchem geirrt haben kann, aber in einem nicht: daß ich Euch und keinem andern diese Betrachtungen gewidmet habe. Damit habe ich wohl einige Dankbarkeit für empfangene Wohltaten bewiesen und bin auch von dem gewöhnlichen Brauche der Schriftsteller abgewichen, die ihre Werke stets einem Fürsten widmen und, von Ehrgeiz und Habsucht verblendet, alle möglichen Vorzüge an ihm preisen, statt ihn wegen aller möglichen Laster zu tadeln.
Um nicht in diesen Fehler zu verfallen, habe ich mir keine Fürsten ausgesucht, sondern Männer, die wegen ihrer zahllosen Vorzüge Fürsten zu sein verdienten, keine, die mich mit Ämtern, Ehren und Reichtum überhäufen könnten, sondern solche, die es täten, wenn es in ihrer Macht stünde. Deshalb muß ein Mensch mit richtigem Urteil die schätzen, die freigebig sind, und nicht die, welche es sein könnten, die, welche einen Staat zu regieren verstehen, nicht die, welche regieren, ohne es zu verstehen. Die Schriftsteller loben den Hiero von Syrakus, Gemeint ist Hiero II. von Syrakus (306-216 v. Chr., seit 269 König), der den Römern in den zwei ersten panischen Kriegen die Treue hielt. Vgl. »Der Fürst«, Kap. 6: »Die Syrakusaner, die unterdrückt waren, wählten ihn zu ihrem Anführer. Als solcher machte er sich so verdient, daß er ihr Fürst wurde. Er war schon als Privatmann so tüchtig, daß berichtet wird, es habe ihm zum Herrscher nichts gefehlt als die Herrscherwürde.« Die Quelle ist Polybios VII., 8, und Justin XXIII, 4. als er Privatmann war, mehr als den Perseus von Mazedonien, Der letzte König von Mazedonien (212-166 v. Chr.), seit 179 König. Er wurde 168 bei Pydna von den Römern besiegt und starb in Gefangenschaft. Vgl. Livius XLIV. als er König war, denn dem Hiero fehlte zum Fürsten nichts als der Titel, Perseus aber hatte von einem König nichts als den Namen.
So nehmt denn fürlieb mit dem Guten oder Schlechten, das Ihr selbst gewollt habt, und wenn Ihr bei Eurem günstigen Vorurteil über diese meine Ansichten verharrt, so bin ich bereit, mit dem Rest der Geschichte Des Livius. in der versprochenen Weise fortzufahren. Lebt wohl!