Jean Paul
Auswahl aus des Teufels Papieren
Jean Paul

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II.

Abmahnung für sehr gelehrte Theologen

Lasset euch einen Pomponius Lätus und einen Hemon de la Fosse zur Warnung dienen. Aus den Essais historiques sur Paris de Mr. de Saintfoix erinnert ihr euch noch dunkel, daß dieser Hemon de la Fosse, der ein Schulmeister unter Ludwig XII. war, durch das Lesen der alten Schriftsteller zu einem Heiden wurde; ihre Schönheiten befreundeten ihn mit ihrer Religion und er glaubte an den Jupiter und die elysäischen Felder so fest, daß man am Ende sich genöthigt sah, ihn gar zu verbrennen und dahin abzusenden. Der zweite Gelehrte, Pomponius Lätus, war noch ärger, er verehrte die heidnischen Götter durch Altäre und Opfer u. s. w. Ich will zwar nicht wünschen, daß euch ein ähnlicher eben so möglicher Unfall übereile, und daß ihr so wie diese zwei Männer durch alte heidnische Schriftsteller selber zu Heiden ausarteten – so durch das Studium alter christlicher Schriftsteller zu wahren Christen werdet; allein eine Versicherung des Gegentheils, die hypothekarisch wäre, kann euch niemand hierüber geben. Es wäre überhaupt gar nichts grillenhaftes, schon von vornen zu befürchten, daß Personen, die immer die sogenannte Bibel des Kommentirens wegen lesen müssen, die aus der Sprache der Anhänger der alten christlichen Religion soviel ästhetisches Vergnügen schöpfen, und den ganzen Tag vermittelst der Kirchengeschichte der ersten Jahrhunderte gewissermaßen ordentlich unter blosen Christen leben und weben, daß solche Personen selber am Ende zu Christen gedeihen müssen. Allein, fraget man gar die Geschichte um Rath, die uns vielleicht in iedem Jahrzehend einen Mann, der durch sein Studium zum ausgemachten Christen reifte, auffürt und die für die Erneuerung dieses traurigen Beispiels so sehr streitet, daß man für die Wiederkunft eines Christen fast eben so sicher als für die eines Kometen bürgen könnte: so wird man ängstlich. Anfangs hatten freilich sowol iene zwei Heiden als diese Christen nicht einmal einen Gedanken an die Möglichkeit einer solchen Verkehrung; sie lezten sich blos an den guten Skribenten beider Religionen und wurden Proselyten derselben, höchstens nur in den kurzen Augenblicken der poetischen Begeisterung und Träumerei: allein, der Traum span sich nur zu bald in den längern Wahnsinn aus. Rezensenten theologischer Schriften sollten daher den Verfassern derselben dieses zur Warnung vorhalten. Ich wünschte, ich müßte mich hier nicht sogar eines braven Officirs in meiner Nachbarschaft (er ist einen Büchsenschuß von mir) erinnern, dem man wenn er kein Christ wäre, durchaus nichts vorzuwerfen hätte, der aber iezt einen traurigen Beweis abgiebt, wie leicht es ist, daß auch der gelehrteste, philosophischste und heterodoxeste Mann, trotz der iezigen Vollkommenheit der Aufklärung und des Handels, das Christenthum das wir alle mit Augen einsteigen und fortfahren sahen, auf einer Retourfuhre wieder mitbringe und sonach, wie ein schlechter Tragödiensteller, wider alle Einheit der Zeit das erste und das achtzehnte Jahrhundert in einander menge.


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