Sagen aus Schwaben
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Erdleute von Hasel

Dle große Tropfsteinhöhle bei Hasel wurde vorzeiten von ErdmännIein und Erdweiblein bewohnt und heißt davon Erdmännleinsloch oder Erdmannshöhle. Diese Leute waren sehr klein und hübsch und standen mit den Haslern in freundschaftlichem Verkehr. Manchmal aber nahmen sie auch den Bauern auf dem Feld Brot und Kuchen weg und legten dafür Steine aus ihrer Höhle hinzu, welche ganz das Ansehen von Gebäck hatten.

Später, als in Hasel große Sittenlosigkeit aufkam, ließen sie sich nicht mehr dort sehen, außer in einem Haus, dessen Bewohner gut und ehrlich geblieben waren. Dahin kamen eines Winterabends zwei Erdmännlein und baten den Bauern um Essen. Dafür versprachen sie, ihm ihr Bergwerk zu zeigen. Nachdem sie ihre Suppe bekommen hatten, nahmen sie den Bauer mit in die Höhle und führten ihn dann in das Bergwerk. In diesem waren viele tausend Erdleute mit der Gewinnung von Gold und Silber beschäftigt. Als der Bauer alles betrachtet hatte, wurde er mit einem Goldstänglein beschenkt und bis vor die Höhle zurückgeführt.

Von nun an kamen die Männlein jeden Abend in das Haus, um Suppe zu essen, die Erdleute hingegen nahmen den Mann stets mit in die Höhle und beschenkten ihn mit einer kleinen Goldstange. Hierdurch wurde er allmählich sehr reich, ohne daß jemand im Orte erriet, auf welche Weise. Nun trugen die Erdleute allesamt so lange Kleider, daß ihre Füße ganz davon gedeckt wurden. Auch verbargen sie diese auf das sorgfältigste. Daher kam es, daß der Bauer neugierig wurde und die Füße sehen wollte. Eines Abends streute er in seinen Hausgang feine Asche. Nachdem die Männlein darüber gegangen waren, konnte man deutlich die Fußstapfen erblicken. Sie ähnelten denen der Gänse. Als die Erdmännlein merkten, was geschehen war, kamen sie nie wieder in das Haus. Wahrscheinlich haben sie die Gegend ganz verlassen. Gleich nachher fiel der Bauer in eine langwierige Krankheit, welche immer schlimmer wurde. Zugleich büßte er immer mehr sein Vermögen ein und starb zuletzt in tiefer Armut.

 


 


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