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Eine Bäuerin von Sölden pflegte sonn- und felertags mit Holzhippe und Hutte (Korb) auf den waldigen Schönberg zu gehen und Holz zu lesen. Wegen dieser Entheiligung muß sie seit ihrem Tode auf dem Berg und seiner Umgebung spuken. Sie wird, weil sie eine Hutte trägt, Huttenweiblein genannt. Sie ist alt und klein, stützt sich auf einen Stock und hat ein Strohhütlein auf; ihre Jacke und Handschuhe sind mit Pelz besetzt; der eine ihrer Strümpfe ist weiß, der andere rot. Sie kann sich in mancherlei Gestalten verwandeln. Häufig schreit sie: »Hu, hu, hu!« Manchmal, besonders wenn sie in den Kronen der Tannen sitzt, singt sie:
»Heute strick ich,
morgen näh ich!«
In ihrer Hutte hat man schon Farnkraut wahrgenommen; auch trägt sie öfters darin Leseholz, das unbewacht im Wald umherliegt, zum Verdruß der Eigentümer hinweg.
Einer Frau aus Freiburg, die im Sternwald Himbeeren gesucht hatte, ehe sie in die Frühmesse ging, begegnete das Huttenweiblein und sagte zu ihr: »Hättest du keine guten Gedanken gehabt, so wollte ich dich gezeichnet haben!« Zu einer anderen Frau kam das Huttenweiblein zwischen Ebringen und Sölden und fragte sie: »Käterle, wohin willst du?« Darauf wußte die Frau, die nicht Käterle hieß, gar nicht mehr, wo sie war, und fand sich erst wieder zurecht, nachdem sie stundenlang den Wald durchirrt hatte.
Eine Abends traf ein Geflügelhändler, der nach Pfaffenweiler heim wollte, bei Kirchhofen ein schönes Reh: es war das Huttenweiblein. Auf seine Lockrufe kam es herbei und ließ sich von ihm streicheln. »Das ist etwas für die Küche!« dachte er bei sich und wollte ihm eine Schnur um den Hals binden; aber da wuchs es so riesenhaft an, daß er voll Schrecken davonlief. Die ganze Nacht rannte er in der Irre umher und erkannte erst am Morgen, daß er sich auf der Eschholzmatte bei Freiburg befand.
Ein Mann, der nachts durch den Bitterswald ging, rief spottend: »Huttenweiblein, komm und trage mich! Hu, hu, hu!« Schnell wie der Wind war es da, packte und trug ihn auf die Todtnauer Höhe und stellte ihn so tief in den Sumpf, daß er nur mit vieler Mühe sich wieder heraushelfen konnte.
Andere Männer, die im Feld bei Pfaffenweiler das Geschrei des Weibleins spottweise nachahmten, bekamen von ihr solche Ohrfeigen, daß einigen die Hüte von den Köpfen flogen, andere sogar zu Boden fielen.
In den Ortschaften, die um den Schönberg liegen, pflegt man die Kinder mit dem Huttenweiblein zu erschrecken.