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Die Bürger von Rottweil fanden einst, als ihre Stadt noch eine freie Reichsstadt war, einen großen Kürbis auf dem Felde und hielten ihn für ein Ei. Allerdings vermochten sie nicht herauszubringen, was für ein Vogel es wohl gelegt haben könnte. Sie beschlossen daher, um Klarheit zu bekommen, daß der Bürgermeister es ausbrüten solle. Da half kein Weigern und Widerreden des Bürgermeisters, es wurde ihm einfach eine Frist gesetzt, in der er das Ei auszubrüten habe. Als nun nach Verlauf der bestimmten Zeit nichts Lebendiges zum Vorschein kommen wollte, beschloß man, das Ei, weil es vielleicht schon faul geworden, über die Mauer zu werfen. Und das tat man auch. Wie aber der Kürbis auf die Erde fiel und mit einem Knall zerplatzte, da sprang ganz erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und davon, so daß man hätte glauben können, er sei aus dem Kürbis oder dem Ei herausgekommen. Die Rottweiler glaubten das auch steif und fest und schrien, als sie das langohrige Tier davonlaufen sahen: »Da schaut, ein Esel!« Seitdem führen die Rottweiler den Spottnamen Esel.
Ein Maler, der die Geschichte kannte, malte einen Esel auf die Stadtfahne von Rottweil. Bei seinem Werk malte er die Flucht Christi nach Ägypten mit Wasserfarben auf die Fahne, nur für den Esel benutzte er Ölfarbe. Als nun bei einer Prozession einmal ein heftiger Regen fiel, wurden die Wasserfarben verwischt und fast ausgelöscht. Nur der Esel allein blieb übrig.