Sagen aus Schwaben
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Der Geizhals in Kippenheim

Vor längerer Zeit lebte in Kippenheim ein steinreicher kinderloser Geizhals, der keinem Armen je einen Kreuzer gegeben hatte. Bei seiner letzten Krankheit nahm er statt der vorgeschriebenen Arznei eine andere, die er noch von früher übrig hatte. Daran starb er. Als er merkte, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte, beschwor er seine Frau, ihm einen Sack voll Goldstücke mit in den Sarg zu geben, was sie auch tat. So geheim dies auch geschehen war, es wurde doch von einem armen Manne bemerkt, der sofort daran dachte, daß er das Geld besser brauchen könne als der Tote. Also ging er in der Nacht auf den Friedhof, schaufelte die Erde über dem Sarg weg und öffnete ihn. Da sah er zwei riesenhafte Kröten, die eine auf dem Geldsack, die andere auf dem Gesicht des Toten sitzen. Darüber erschrak er so, daß er weglief, ohne das Geld zu nehmen. Am frühen Morgen begab er sich zur Frau des Verstorbenen und erzählte ihr alles, worauf sie mit mehreren Leuten auf den Gottesacker ging und die Kröten noch an der alten Stelle fand. Da niemand wußte, was hier zu tun sei, machten sie der Obrigkeit Anzeige. Das Grab wurde mit allem, was darin war, wieder zugeworfen und die Erde so fest gestampft, daß es nicht leicht mehr geöffnet werden konnte.

Gleich nach seinem Tode hatte der Verstorbene angefangen, in seinem Haus als schwarzer Mann zu spuken. Er riß den Schlafenden die Bettdecke weg, klopfte im Keller an die Fässer, bewarf die Leute mit Steinen, und wenn sie darüber fluchten, lachte er laut hinaus. Nachdem dies alles eine Welle gewährt hatte, ließ man einen Geisterbanner kommen, allein der vermochte nichts auszurichten. Im Gegenteil, das Gespenst erklärte ihm, daß es aus dem Haus ebensowenig wegzubringen wie zu erlösen sei. Daraufhin wurde das Haus von seinen Bewohnern verlassen und endlich, da niemand mehr hineinziehen wollte, ganz abgerissen und der Platz zu einem Garten gemacht. Aber auch hier geht der schwarze Mann noch um.

 


 


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