Sagen aus Schwaben
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Der Brückleinbäcker

Ein Bäcker in Ettlingen, der als städtischer Verrechner viel Armengeld unterschlagen hatte, mußte aus diesem Grunde nach seinem Tode umgehen. In und bei seinem Haus an der kleinen Brücke, aber auch in seinem Garten, ließ er sich sehen, und zwar bald als Bäcker in grauem Überrock und weißer Kappe, bald als Kalb oder kleines Schwein. Keiner der herbeigerufenen Geistlichen war imstande, ihn zu bannen. Schließlich nahm man Zuflucht zu einem Ettlinger Kaplan, dessen Frömmigkeit bekannt war. Bei seinem Anblick rief der umgehende Bäcker aus: »Ich wollte, der wäre daheimgeblieben!« Der Kaplan aber beschwor den Geist derart, daß er in einen Sack schlüpfen mußte, der sogleich von einem beherzten Maurergesellen in Begleitung des Kaplans in den Kalbenklamm getragen wurde. Unterwegs mußte der Geselle den Sack seiner Schwere wegen über zehn Mal absetzen. In der Schlucht ließ der Kaplan das Gespenst aus dem Sack und wies ihm diesen Ort zum Aufenthalt an. In der Schlucht führt das Gespenst die Passanten oft irre, ohrfeigt sie oder schlägt ihnen die Hüte vom Kopf. Deshalb wird die Schlucht auch nicht gern begangen.

 


 


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